Köln – Steffen Baumgart misst die Qualität einer Fußballmannschaft stets auch daran, wie konstruktiv sie sich am Spiel beteiligt. Wer nichts mit dem Ball anzufangen weiß, das eigene Tor verstellt und per Kontertor 1:0 gewinnt, darf sich zwar am Ende drei Punkte gutschreiben. Von einer taktischen Meisterleistung sollte dagegen in Baumgart Gegenwart niemand reden, der nicht das Spiel bestimmt hat.
Insofern war der Kölner Trainer am Freitagabend auffallend verstimmt, als er die Ausführungen seines Kollegen Markus Weinzierl hörte. „Ich glaube, dass der Sieg in Ordnung geht, weil wir leidenschaftlich verteidigt und gut gestanden haben. Es war ein sehr, sehr gutes Auswärtsspiel von uns, in dem wir am Ende auch die Tore gemacht haben“, befand der Trainer des FC Augsburg nach dem 2:0 (0:0) seiner Mannschaft in Müngersdorf, das die erste Kölner Heimpleite der Saison bedeutet hatte.
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Baumgart verzichtete darauf, Weinzierl zu widersprechen, dafür fehlten ihm angesichts des Ausgangs die Argumente. Dennoch deutete er an, abweichender Meinung zu sein. „Der Sieger hat am Ende immer Recht. Wir haben versucht, Fußball zu spielen und uns Möglichkeiten erarbeitet“, sagte der Kölner Trainer schmallippig.
Der FC hatte deutlich mehr Ballbesitz gehabt und sich im Vergleich zum Gegner tatsächlich darum bemüht, den 15.000 im nach den aktuellen Pandemiebestimmungen ausverkauften Rhein-Energie-Stadion einen ansehnlichen Vortrag zu bieten. Doch wirklich zwingend war Köln viel zu selten gewesen.
Andersson und Modeste mit Doppelchance nach 80 Sekunden
Nach 80 Sekunden hatte die Doppelspitze Anthony Modeste/Sebastian Andersson gezeigt, dass im Strafraum womöglich kein Platz ist für zwei Vollblutstürmer: Ljubicics Flanke von rechts hätte ein Tor verdient gehabt, doch im Zentrum nahmen sich die Angreifer den Raum. Das Zusammenspiel der Mittelstürmer wurde im Verlauf der Partie nicht besser. „Das sah heute wirklich unglücklich aus. Das ist ein Thema für die Trainingsarbeit, es besser zu machen“, sagte Jörg Jakobs, derzeit noch amtierender Sportchef der Kölner, der Baumgart damit ein paar Hausaufgaben aufgab, die bis zum Spiel beim VfL Wolfsburg am Dienstag erledigt sein sollten.
Der Umgang mit den Torchancen war im Anschluss an die Partie ein Thema, das oft angesprochen wurde von den Kölnern. „Wir hätten schon in der zweiten Minute in Führung gehen müssen. Mich ärgert am meisten, dass wir es nicht geschafft haben, den Ball im Tor unterzubringen“, sagte Baumgart. Dejan Ljubicic, der nach starker erster Halbzeit den entscheidenden Ball vor dem 0:1 an Niklas Dorsch verlor, war geknickt: „Ganz, ganz bitter, muss ich sagen. Ich bin richtig traurig. Ich finde, wir haben es nicht schlecht gemacht. Aber am Ende hat uns die Durchschlagskraft gefehlt. Wir waren dominant, aber dann machen sie zwei Tore.“ Auf den Statistikbögen standen letztlich 14:12 Torschussversuche für Köln, aufs Tor gingen davon vier der Augsburger und nur drei des FC.
Traumtor von Dorsch zum 2:0
André Hahn, der mit drei Schüssen aufs Tor so viele hatte wie die gesamte Kölner Mannschaft, zwang Marvin Schwäbe zu mehreren Paraden, hinzu kam ein Abseitstor. Jörg Jakobs sprach von einem „klassischen Abnutzungskampf: Wir hatten mehr Spielanteile, waren aber anfällig für Konter, das hat Augsburg gut gemacht. Unterm Strich hat uns die Killerqualität gefehlt, die man in der Bundesliga braucht. Wenn nicht, muss man wenigstens verteidigen. Die Tore waren unglücklich, aber nochmal: Wir haben die eigenen Chancen nicht genutzt. In so einem Spiel muss man da sein, das ist Bundesliga.“
Nach Ljubicics Ballverlust hatte Hahn nach einem Konter das 1:0 gemacht, Weinzierls Plan war damit aufgegangen. Dass Dorsch noch per Traumtor aus der Distanz das 2:0 erzielte, schien die These von der unglücklichen Niederlage zu stützen, tat aber nichts mehr zur Sache. „Das Ergebnis ist extrem bitter“, kommentierte Jakobs.