Trainer und Manager des FC äußern sich vor dem Spitzenspiel am Samstag gegen 96 auch über ein chancenloses Trio.
FC gegen HannoverKölner Verantwortliche sprechen über neue „Euphorie“ und Wechsel-Spekulationen
Am Donnerstag gab der 1. FC Köln auch offiziell bekannt, dass der Zweitligist zur Vorbereitung auf die Rückrunde und den zweiten Teil des Aufstiegskampfes vom 3. bis 10. Januar ein Wintertrainingslager im andalusischen Estepona absolviert.
Die 75.000-Einwohner-Stadt liegt nicht nur in Spaniens Süden, sondern auch an der Costa del Sol. Während es an der „Sonnenküste“ in den Sommermonaten oft unerträglich heiß werden kann, dürften im Januar angenehme Temperaturen herrschen. Vielleicht sogar optimale Bedingungen – auf dem Trainingsplatz und im luxuriösen Teamhotel Kempinski Bahia. Acht Tage nach der Rückkehr tritt die Mannschaft von Trainer Gerhard Struber dann zum Rückrundenauftakt beim nicht mehr von Steffen Baumgart trainierten Hamburger SV an (18. Januar).
Der Absteiger aus Köln hofft, dann in einer noch besseren Position für die angepeilte direkte Rückkehr in die Bundesliga zu sein. Die Situation hatte sich nach schwierigen Wochen und einer handfesten Krise zuletzt durch vier Siege zu null, davon drei in der Liga, wieder deutlich verbessert. Und es ginge für den FC noch weiter bergauf, sollte er auch am Samstag (13 Uhr, Sky live) im Spitzenspiel gegen Hannover 96 die Oberhand behalten. Es ist das Duell des Fünften mit dem Vierten, der vor dem vergangenen Spieltag sogar noch Tabellenführer war. So eng geht es also an der Ligaspitze zu. Doch dann gab es einen ersten schwarzen Flecken auf der bis dato makellosen Heimbilanz der Niedersachsen, die gegen einen immer besser werdenden SV Darmstadt 98 unglücklich 1:2 verloren.
1. FC Köln: So schnell geht es – Struber spürt „Euphorie“, warnt aber
Struber will sich aber weder von der jüngsten 96-Niederlage noch von der schwachen Auswärtsbilanz der Gäste blenden lassen, die nur vier von bisher möglichen 18 Punkten holten. Stattdessen warnte der Coach am Donnerstag vor 96: „Hannover ist ein sehr starker Gegner – sowohl bei den Einzelspielern als auch in der gesamten Teamleistung. Es wird am Samstag eine sehr große Challenge für uns.“ Dass seine Mannschaft vier Spiele in Folge zu null gespielt habe, freue ihn zwar. Doch darauf dürfe man sich keinesfalls ausruhen. „Wir sind froh, dass die Umstellungen funktioniert und zur Stabilität beigetragen haben. Die Gegner werden sich aber zunehmend darauf einstellen, deswegen müssen wir uns immer weiterentwickeln. Wir wissen, dass nach den letzten Partien wieder Euphorie herrscht – und die wollen wir mitnehmen.“
Absteiger wohl erst nachhaltig verdienen sollte. Und Struber fügte auch sogleich an: „Als Prioritätenliste gilt weiter: Kampf und Einsatz ganz oben, feiner Doppelpass und Positionierung hintanstellen. Wir brauchen Konstanz, um uns vorne festzusetzen. Jeder muss am Samstag an seine Leistungsgrenze gehen, damit wir erfolgreich sind“, forderte der österreichische Trainer, der überhaupt keine Verletzungssorgen hat und auch auf den zuletzt angeschlagenen Kapitän Timo Hübers und Rückkehrer Mark Uth bauen kann.
In aller Munde war zuletzt ohnehin ein anderer Spieler: Tim Lemperle. Der 22-jährige Angreifer hat in dieser Saison eine erstaunliche Entwicklung genommen, bereits sieben Pflichtspieltore erzielt und auch das bis dato letzte Kölner beim 1:0-Sieg in Münster erzielt. Seine Entwicklung und sein bereits 2025 auslaufender Vertrag wecken – wenig überraschend – Begehrlichkeiten. Etwa von der TSG Hoffenheim, mit der Lemperles Seite vor einer Einigung stehen soll. Die wird zwar öffentlich dementiert, weil sie öffentlich dementiert werden muss, schließlich dürften interessierte Klubs erst im Januar offiziell Gespräche mit dem Spieler aufnehmen.
Kessler äußert sich zurückhaltend zur Personalie Lemperle
Thomas Kessler, der Leiter der Kölner Lizenzspielerabteilung, äußerte sich am Donnerstag jedenfalls auffallend zurückhaltend zur Personalie. „Wir werden Gespräche führen, und es sind auch schon welche geführt worden“, sagte Kessler, der deren Ausgang aber völlig offen sieht. „Am Ende des Tages muss der Spieler wissen, was er möchte.“ Unsicher ist auch die Zukunft von Jonas Urbig, vor wenigen Wochen noch als das große Kölner Torwarttalent auserkoren und gepriesen. Doch Urbig hat mittlerweile seinen Stammplatz an Marvin Schwäbe verloren. Der 21-jährige Euskirchener soll vor allem über den Weg zu dieser Entscheidung und deren öffentliche Kommunikation enttäuscht sein, verhält sich allerdings im Trainingsalltag professionell. Sollte Urbig (Vertrag bis 2026) den FC tatsächlich im Winter bereits verlassen, würde der Klub immerhin noch eine beachtliche Ablöse sehen, während Lemperle im kommenden Sommer den FC zum Nulltarif verlassen könnte.
Lemperle und Urbig werden den Kölner Tripp Anfang Januar in die Sonne mit fast an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mitmachen, auch ein Wechsel Urbigs dürfte nicht derart fix über die Bühne gehen. Ob allerdings Sargis Adamyan, Florian Dietz und Steffen Tigges noch der Kölner Reisegruppe angehören, dahinter steht doch ein großes Fragezeichen. Das Trio ist chancenlos. Im Testspiel am Dienstag gegen den Drittligisten Aachen (2:0) wurden Adamyan und Dietz nicht eingesetzt, Tigges ein- und wieder auswechselt. „Der Trainer hat klare sportliche Entscheidungen getroffen. Und wenn wir ein Spiel unter der Woche haben, um den Spielern aus der zweiten Reihe Einsatzzeit zu geben, und die Spieler aktuell auch in diesen Spielen die Spielzeit nicht bekommen, ist das aus dem Trainerteam heraus ein klares Zeichen. Das sind Spieler, die lange bei uns im Kader sind. Sie hatten nachhaltig die Möglichkeit, sich unter Beweis zu stellen“, sagte Kessler.
Ein Kölner Trio ohne Chance
Doch die von Sport-Geschäftsführer Christian Keller einst geholten Adamyan und Tigges haben Verträge bis 2026. Auch der von Dietz war von Keller („Florians Qualität in der Box wird uns noch guttun“) im Juli noch überraschend verlängert worden – dem Vernehmen nach ebenfalls bis 2026. Alle eint: Interessenten dürften nicht Schlange stehen.Doch das Trio weiß nun, dass es beim FC keine Zukunft mehr hat. Zumal der Klub erstmals seit Sommer 2023 wieder Spieler registrieren darf, denn die Transfersperre wird am 1. Januar abgesessen sein. Nun müssen Lösungen gefunden werden. Man will ja keine besseren Flamenco-Touristen mit an die Costa del Sol nehmen. Auch wenn es im Januar schlechtere Reiseziele gibt.