Der 1. FC Köln gedenkt des 1991 verunglückten Maurice Banachs, verliert aber das Gedächtnisspiel gegen den belgischen Erstligisten St. Truiden 0:1.
Im Franz-Kremer-Stadion1. FC Köln verliert „Mucki“-Banach-Gedächtnisspiel – emotionale Szenen beim Anpfiff
Das waren dann durchaus bewegende Momente am Donnerstagabend: Zico Banach nahm vor dem Abpfiff im Franz-Kremer-Stadion seine Mutter Claudia Weigl-Banach ganz fest in den Arm. „Ich werde jetzt den Anstoß ausführen“, sagte er, schritt zum Mittelkreis und eröffnete das Gedächtnisspiel, das der 1. FC Köln am Donnerstag in Gedenken an seinen Vater absolvierte.
FC-Stürmer Maurice Banach war am am Morgen des 17. November 1991 tragisch verunglückt. „Mucki, wir werden dich nie vergessen“, stand auf einem Banner auf der Gegengeraden.
Gegner des Bundesligisten war der belgische Erstligist VV S. Truiden. Am Ende verlor die stark ersatzgeschwächte Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart vor 3500 Zuschauern 0:1. Doch das war an diesem Tag nicht so wichtig und schon gar nicht entscheidend. Es ging um das Gedenken und Versöhnung. Der Reinerlös kommt der Familie Banach zugute, die nach dem Unfalltod des so hochveranlagten Angreifers insbesondere vom Verein im Stich gelassen war.
1. FC Köln: Ehemalige Mitspieler machen sich für Benefizspiel für „Mucki“ Banach stark
Unermüdlich eingesetzt für ein Benefizspiel hatte sich in den vergangenen Jahren Andreas Gielchen, früherer FC-Profi und Banachs Teamkollege. Es war besonders tragisch, dass Gielchen die Partie nicht mehr miterlebte. Der Eschweiler, der Witwe Claudia Weigl-Banach sehr unterstützt hatte, starb Anfang Februar nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 58 Jahren.
Am Nachmittag hatten FC-Vizepräsident Eckhard Sauren und Geschäftsführer Christian Keller die Familie Banach, ihre Freunde und einstige Weggefährten des Stürmers in den Räumlichkeiten des Geißbockheims in Empfang genommen.
Und unmittelbar vor dem Anpfiff oder in der Pause erinnerten sich ehemalige Teamkollegen wie Olaf Janßen, Franz Wunderlich, Alexander Bade, Falko Götz oder Uwe Fuchs im Gespräch mit Stadionsprecher Michael Trippel an Banach. „Mucki war ein ganz cooler Typ, menschlich einfach eine Eins A. Er hat sich von Anfang an in die Herzen der Fans gespielt. Dieser Sonntagmorgen im November 1991 hat ein Stück weit das Leben von uns allen verändert“, sagte Janßen, der heutige Trainer von Viktoria Köln.
„Mucki war ein Typ, der für einen Trainer einfach zu führen will. Er war ein vielversprechender Spieler – auch für die A-Nationalmannschaft. Als ich damals nach dem Unfall den Anruf von Hannes Linßen erhielt, musste ich mich vor Schock erst einmal setzen“, erinnerte sich der heutige Vorstandsberater Erich Rutemöller, der bis August 1991 Banachs Coach bei den FC-Profis war.
Gedächtnisspiel für Maurice Banach: Deutlich kleiner, als versprochen
Der Rahmen für dieses Gedächtnisspiel war allerdings deutlich kleiner, als der Familie noch vor zwei Jahren versprochen worden war. Doch die Dinge sind nicht immer so einfach, wie sie auf den ersten Blick erscheinen. Der FC hatte zum Beispiel Banachs Ex-Klubs Borussia Dortmund und Preußen Münster angefragt, kassierte aber aus diversen Gründen Absagen. Das galt auch für einige ehemalige Mitspieler Banachs.
Und statt im großen Rhein-Energie-Stadion, wie einst beabsichtigt und zugesichert, aber aus finanziellen Gründen offenbar nicht realisierbar, standen sich die Teams nun im kleinen Stadion am Geißbockheim gegenüber. Der FC verkaufte wie in den vergangenen Tagen Banach-Sondertrikots- und Schals, doch der Reinerlös für die Familie wird sich in Grenzen halten, da dieser mit einem vom Verein geleisteten Vorschuss verrechnet wird.
1. FC Köln: Ersatzgeschwächte Baumgart-Elf verliert gegen St. Truiden
Da bekanntlich auch noch die Bundesliga pausiert und der FC elf Spieler für die Länderspiele abstellen musste, trat die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart stark ersatzgeschwächt an. Der FC begann in der 4:2:2:2-Grundordnung, der etatmäßige Rechtsverteidiger Benno Schmitz durfte sich mal auf der ungewohnten Sechser-Position versuchen.
Während Jan Thielmann und Kristian Pedersen nach ihren Verletzungspausen mittlerweile Teile des Mannschaftstrainings absolvieren konnten, ist Luca Kilian schon einen Schritt weiter. Der 23-Jährige, der seinen Muskelbündelriss auskuriert hatte, gab nach zwei Monaten Pause sein Comeback in der Innenverteidigung und spielte immerhin eine Halbzeit lang. Sein letztes Bundesligaspiel hatte er sogar schon vor über vier Monaten am 12. November beim 0:2 bei Hertha BSC absolviert.
Der FC, der in der Bundesliga in eine veritable Krise und somit in Abstiegsgefahr geraten ist, bot gegen die Belgier keine berauschende Leistung. Die war aber auch nicht erwartet worden. Sturmtalent Damion Downs hatte gleich zwei Chancen für die Führung, konnte sie aber nicht nutzen. St. Truiden dagegen traf praktisch mit seiner ersten echten Chance durch Frank Boya, der völlig freistehend zum 1:0 traf (34.).
Baumgart: „Männerfußball ist etwas anderes"
Kurz vor der Pause verhinderte FC-Torwart Timo Horn das 0:2, er fischte den Schuss von Bruno noch aus dem Eck. Auch die zweite Halbzeit war wenig aufregend. Der FC hatte zwar mehr Ballbesitz, strahlte aber kaum Gefahr aus und traf trotz aller Bemühungen nicht mehr zum Ausgleich. „Das war heute ein würdiger Rahmen", meinte Baumgart, haderte dann aber etwas mit der Vorstellung seines jungen Teams: „Man hat gesehen, dass wir zwar talentierte Spieler haben, aber Männerfußball ist noch mal etwas anderes."
Von Freitag bis Sonntag gibt Trainer Steffen Baumgart seinen Spielern nun frei. Der Trainer selbst reist nach Stockholm und wird sich am Freitag das EM-Qualifikationsspiel zwischen Schweden und Belgien anschauen. Am Montag beginnt dann die Vorbereitung auf den nächsten Spieltag. Und der wird nicht nur wichtig, sondern auch besonders emotional: Am 2. April trifft der FC im Derby auf Borussia Mönchengladbach.
1. FC Köln: Horn (46. Köbbing) – Touré (46. Kujovic), Kilian (46. Bakatukanda), Chabot (46. Hübers), Simnica (65. Schlax) – Hector, Schmitz – Maina, Lemperle (74. Wäschenbach) – Downs (65. Mittelstädt), Tigges.- Tor: Boya (34.).- Zuschauer: 3500.