Der Vizepräsident des 1. FC Köln hatte nach dem Abstimmungsdebakel auf der Mitgliederversammlung ein paar Tage über einen Rücktritt nachgedacht.
Machtkampf beim FCKöln-Vize Wettich bleibt im Amt und spricht von „grobem Foulspiel “des Mitgliederrats
Nach dem Verlauf der Mitgliederversammlung des 1. FC Köln und der Nicht-Entlastung des Vorstands war er ins Grübeln gekommen. Er hatte offenbar ein paar Tage benötigt, um sich zu sammeln und Gedanken zu machen, ob er überhaupt noch weitermachen will (der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtete). Jetzt steht fest: Carsten Wettich tritt nicht zurück und bleibt somit Vizepräsident des Bundesliga-Absteigers. Das teilte der 45-jährige Jurist am Samstagnachmittag mit.
„Nach zahlreichen Gesprächen im FC-Umfeld, in denen ich viel Zuspruch erfahren habe, und die gerade im direkten Umfeld des Geißbockheims von dem Wunsch nach Kontinuität getragen waren, habe ich mich dazu entschieden weiterzumachen. Der Verein liegt mir sehr am Herzen und mein Rücktritt würde ihm in der aktuellen Situation nicht weiterhelfen. Gemeinsam mit meinen beiden Kollegen im Vorstand werde ich in herausfordernden Zeiten meinen Beitrag zu Stabilität und strategischem Fortschritt des Klubs leisten“, sagte Wettich.
1. FC Köln: Wettich sieht „grobes Foulspiel “ beim Mitgliederrat
Seit Beginn seiner Gremientätigkeit für den FC vor elf Jahren habe er sich für einen mitgliederzentrierten Verein und eine starke Mitglieder-Partizipation eingesetzt. „Natürlich trifft es mich daher, wenn die Mitglieder mich nicht entlasten. Das Votum akzeptiere ich aber“, sagte Wettich. Der Jurist machte aber dem Mitgliederrat um den Vorsitzenden Ho-Yeon Kim schwere Vorwürfe: „Nachdenklich macht mich hingegen, dass der Mitgliederrat auf offener Bühne ein grobes Foulspiel begeht und dem Vorstand die Entlastung verweigert, ohne dass entsprechende Gründe vorliegen oder vom Mitgliederrat auch nur genannt wurden. Daher brauchte ich Zeit, um über das Geschehene nachzudenken.“
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Somit bleiben nach dem Cas-Urteil und der damit einhergehenden Fifa-Transfersperre alle FC-Verantwortlichen im Amt. Der Vorstand hatte bereits nach dem Abstieg deutlich gemacht, dass er an dem vielfach kritisierten Sport-Geschäftsführer Christian Keller festhält. Und Präsident Werner Wolf bekräftigte einen Tag nach der Mitgliederversammlung, dass er einen Rücktritt ausschließt. Wolf hatte zudem gehofft, dass Wettich weitermacht. Das ist nun der Fall.
Während der Mitgliederversammlung war ein Bruch zwischen dem Vorstand und dem Mitgliederrat, dem Aufsichtsgremium des Präsidiums, auch auf öffentlicher Bühne deutlich geworden. Wettich gehörte früher selbst dem Mitgliederrat an und stieg von dort in den Vorstand auf, als Jürgen Sieger nach 100 Tagen zurücktrat. Jahrelang hatte Wettich bis dahin mit Kim zusammengearbeitet, der ihm nach einem Mehrheitsbeschluss des Mitgliederrates nun öffentlich das Vertrauen entzog. Der bisherige Mitgliederratsvorsitzende Kim trug auf offener Bühne den Machtkampf mit dem Vorstand aus – und gewann. Der Chef des Gremiums hatte in seiner Rede zuvor Wolf, Wettich und Sauren mit teils drastischen Worten kritisiert. Und anschließend die Nicht-Entlastung empfohlen.
Krott Favoritin für Gremiums-Vorsitz
Am Montag nun kommt es auf Einladung des Vorstands zur konstituierenden Sitzung des neuen Mitgliederrats. An dieser wird auch Wettich teilnehmen, der für eine Art Neustart plädiert. Der Vorstand ist bis Herbst 2025 gewählt. Aber auch der neue Mitgliederrat ist, so war zu erfahren, mehrheitlich für einen Neuanfang an der Vereinsspitze und dürfte den amtierenden Vorstand nicht mehr zur Wahl 2025 vorschlagen. Einen sofortigen Rücktritt des Vorstands dürfte allerdings auch nicht im Sinne des Gremiums sein, da dies dem Verein in der aktuellen Situation mehr schaden als nutzen würde. Wie berichtet, gilt die 42-jährige Managerin Stacy Krott, die auch zertifizierte Aufsichtsrätin für kommunale Unternehmen ist, als Favoritin für den Vorsitz des neuen Mitgliederrats.