Obwohl dem FC-Vorstand die Entlastung verweigert wurde, will Präsident Werner Wolf im Amt bleiben. Sein Vize Carsten Wettich schließt einen Rückzug nicht aus.
Dramatische Sitzung und ihre FolgenZerwürfnis zwischen Vorstand und Mitgliederrat des 1. FC Köln
Der Vorstand würde diese Form des Zusammenkommens zwar nie so bezeichnen, dennoch kam es auch am Mittwochnachmittag zu einer Krisensitzung beim 1. FC Köln. Der mittlerweile x-ten seit dem Cas-Urteil samt Fifa-Transfersperre, den anschließenden Verwerfungen im Verein und dem im vergangenen Mai besiegelten siebten Bundesliga-Abstieg der Vereinsgeschichte.
Der Vorstand um Präsident Werner Wolf sowie Eckhard Sauren und Carsten Wettich diskutierte im Geißbockheim das weitere Vorgehen. Wieder einmal war aus Sicht des Trios ein Unheil über den FC hereingebrochen. Wie dem 1. FC Köln seit Jahren ständig Dinge zu passieren scheinen, für die andere verantwortlich sind. Nur eben nicht die Verantwortlichen.
Konkret ging es diesmal um den Umgang mit den Ereignissen der Mitgliederversammlung am Abend zuvor, die sich in der Lanxess-Arena über mehr als sechs Stunden gezogen hatte. Die Mitglieder hatten auf Empfehlung des Mitgliederrats dem Präsidium die Entlastung für das Geschäftsjahr 2023/24 verweigert. Es war ein knappes Votum, 51,4 Prozent der zu diesem Zeitpunkt in der Arena anwesenden 1335 Mitglieder (von insgesamt 140.000) votierten dagegen.
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1. FC Köln: Vorstand letztmals 2010 nicht entlastet, 2011 trat er zurück
Dennoch war der Vorgang ein außergewöhnlicher. Schließlich hatte es eine Nicht-Entlastung seit 14 Jahren mehr gegeben. Damals war dem Vorstand um Vereinslegende Wolfgang Overath die Entlastung verweigert worden. Es war der Anfang vom Ende seiner Amtszeit, ein Jahr darauf trat er schließlich zurück.
Diesen Schritt schloss zumindest Wolf weiterhin aus, obwohl auch noch der vom Vorstand nominierte Kandidat für den Mitgliederrat, der DEVK-Vorstandsvorsitzende Gottfried Rüßmann, mit nur 30 Prozent Ja-Stimmen dramatisch durchgefallen war.
Die Nicht-Entlastung hat zwar keine direkten Konsequenzen für den Vorstand. Dennoch sind die Verwerfungen immens. Das war etwa Finanzchef Philipp Türoff anzusehen, der zu Beginn der Veranstaltung noch erfreuliche Zahlen präsentiert hatte, nach dem Ende der Veranstaltung jedoch mit kaum verborgenem Zorn die Halle verließ.
Vizepräsident Wettich denkt weiter über Rücktritt nach
Nicht alle im im Vorstand schließen einen Rücktritt aus. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ hatte Vizepräsident Carsten Wettich bereits vor der Versammlung seine Zukunft im Präsidium von der Entlastung durch die Mitglieder abhängig gemacht. Offenbar steht für den Anwalt nun einmal mehr infrage, ob seine Arbeit für den 1. FC Köln noch eine Zukunft hat. Auch Wettichs Überlegungen sollen Thema der Krisensitzung gewesen sein.
Wettich gehörte früher selbst dem Mitgliederrat an und stieg von dort in den Vorstand auf, als Jürgen Sieger nach 100 Tagen zurücktrat. Jahrelang hatte Wettich bis dahin mit Ho-Yeon Kim zusammengearbeitet, der ihm nach einem Mehrheitsbeschluss des Mitgliederrates nun öffentlich das Vertrauen entzog. Der bisherige Mitgliederratsvorsitzende Kim trug auf offener Bühne den Machtkampf mit dem Vorstand aus – und gewann. Der Chef des Gremiums hatte in seiner Rede zuvor Wolf, Wettich und Sauren mit teils drastischen Worten kritisiert. Und anschließend die Nicht-Entlastung empfohlen. Zwar nicht besonders schlüssig argumentiert. Aber mit Erfolg – ein Zug, mit dem auch Kim ins Risiko gegangen war.
Es war ein bemerkenswerter Vorgang, schließlich war es der bis jetzt amtierende Mitgliederrat, der dank seines Vorstands-Vorschlagsrecht dem Präsidium im Jahr 2019 ins Amt verholfen hatte. Überhaupt wurde am Mittwoch der Bruch zwischen Vorstand und Mitgliederrat, der seit Monaten zu spüren gewesen war, so deutlich wie nie zuvor.
Präsident Wolf bleibt Haltung treu
Dabei hatte sich in der vergangenen Woche das Vorstands-Trio noch deutlich zuversichtlicher gegeben. Man dachte offenbar, dass die Zeit der großen Aufarbeitung der für den Verein fatalen Ereignisse nun endlich vorbei sei und der Blick nur noch nach vorne gerichtet sei. Im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ erklärte Wolf bereits, dass ein Rücktritt für ihn ausgeschlossen sei.
Dieser Haltung blieb er am Mittwoch treu. „Die Situation nach der Mitgliederversammlung gestern nehmen wir ernst. Einen Teil unserer Mitglieder konnten wir abholen. Der andere Teil hat mit dem Votum nachvollziehbar seine Kritik nach dem Abstieg und der Transfersperre zum Ausdruck gebracht. Gleichzeitig ist es unser Ansporn, in den kommenden Wochen und Monaten diesen Mitgliedern unseren Weg noch besser zu vermitteln und ihr Vertrauen zurückzugewinnen“, ließ sich der Präsident zitieren.
Der 68-Jährige empfindet die Arbeit des Vorstands noch nicht abgeschlossen. „Unseren Weg der finanzwirtschaftlichen Konsolidierung und der Modernisierung des Geißbockheims werden wir weiter fortsetzen und wissen genauso, dass sportlicher Erfolg bzw. der schnellstmögliche Wiederaufstieg unser wichtigstes Bestreben sein muss.“ Erneut wiederholte Wolf in seinem Statement seinen Wunsch nach Kontinuität. Schon nach dem Abstieg sei dieses Vorgehen das richtige gewesen.
Plan der Südkurve ging komplett auf
Doch ob mit dieser dünnen Wortmeldung die Unruhe innerhalb des Vereins nun beseitigt ist, dürfte mehr als fraglich sein. Zwar stehen erst im Herbst 2025 wieder Vorstandswahlen an. Doch klubintern fehlt dem Präsidium allem Anschein nach der Rückhalt für eine Wiederwahl. Dem neu gewählten Mitgliederrat gehören zwölf Personen an, die allesamt von der „Südkurve Köln e.V.“ vorgeschlagen worden waren. Der Plan der aktiven Fanszene, die in der Arena gut organisiert vertreten war, ging damit komplett auf. Es erscheint fraglich bis ausgeschlossen, dass das Gremium den amtierenden Vorstand 2025 erneut nominieren wird. Ebenso ist fraglich ist, ob in dem Fall Wolf und Co. eine Kampf-Abstimmung anstrebten, die laut Satzung möglich wäre.