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Mitgliederversammlung des 1. FC KölnFinanzchef Türoff präsentiert starke Zahlen beim Absteiger

Lesezeit 5 Minuten
Die FC-Geschäftsführer Philipp Türoff (l.) und Christian Keller bei der Mitgliederversammlung am Dienstagabend

Die FC-Geschäftsführer Philipp Türoff (l.) und Christian Keller bei der Mitgliederversammlung am Dienstagabend

1. FC Köln hat im vergangenen Geschäftsjahr erneut einen Gewinn eingefahren und die Schulden deutlich reduziert.

Für den Finanzchef des 1. FC Köln war die Mitgliederversammlung am Dienstagabend in der Lanxess-Arena die bislang angenehmste seiner nun bald dreijährigen Amtszeit. Denn Philipp Türoff hatte erneut positive Zahlen zu verkünden. In der Saison 2023/24 blieb zwar die Punkte-Ausbeute drastisch hinter den Erwartungen und auch hinter dem zurück, was zum sportlichen Überleben notwendig gewesen wäre. Denn am Ende stand der siebte Abstieg der Vereinsgeschichte. Doch die wirtschaftlichen Zahlen sehen besser aus. „Nächster Schritt zur wirtschaftlichen Erholung“ – so überschrieb der 1. FC Köln das Zahlenwerk, das Türoff den Mitgliedern am Abend präsentierte.

Demnach haben die Kölner in der vergangenen Saison 159 Millionen Euro umgesetzt, was etwas weniger war im Vergleich zur Spielzeit 2022/23 (172 Millionen), als die Mannschaft an der Conference-League teilgenommen hatte, was deutlich zum Ergebnis beigetragen hatte. Den Gewinn hielt der FC stabil: Nach 12,4 Millionen Euro nach Steuern in der Saison 22/23 waren es nun 11,8 Millionen, was umso interessanter ist, da die Kölner diesmal nicht international vertreten waren.

Das Sparen am Kader trägt erheblich zum Ergebnis bei. Der FC zahlte seinen Profis in der vergangenen Spielzeit deutlich kleinere Gehälter. Sportchef Christian Keller hat ein Drei-Säulen-Modell etabliert, an das sich konsequent zu halten ist: Spieler beim 1. FC Köln werden in die Kategorien Nachwuchsmann, Stammspieler und Leistungsträger eingeteilt, für jede dieser Gruppen gibt es relativ eng gefasste Gehaltskorridore. Und offenbar haben die Kölner insgesamt gut gearbeitet bei der Vertragsgestaltung. Denn auch für die laufende Saison rechnen sie mit einem Plus, wenngleich das deutlich geringer ausfallen wird als in den beiden zurückliegenden Spielzeiten. Man hat offenbar vorgesorgt, die FC-Profis verdienen in der Zweiten Liga deutlich weniger als in der Ersten. Und obgleich es im Fall der Fälle hier und da Aufstiegsprämien geben dürfte, wird der Verein nach einer Rückkehr ins Oberhaus in deutlich geringerem Umfang von den Kosten überrollt werden als nach dem Wiederaufstieg im Frühjahr 2018, den der FC mit einem drastischen Investitionskurs erzwungen hatten.

Wir sind heute wirtschaftlich wesentlich gesünder als vor zwei Jahren. Die Schulden wurden reduziert, das Eigenkapital gestärkt
FC-Finanzchef Philipp Türoff

Die Folgen des aktuellen Abstiegs schlagen sich in der Bilanz noch nicht nieder – allenfalls positiv: Nur 27 Zähler holten die Kölner, die die Saison auf Rang 17 abschlossen. Viele Punktprämien mussten sie also nicht auszahlen, außerdem sparten sie sich die Nicht-Abstiegsprämien, die in so manchem Vertrag verankert waren, etwa auf Trainerseite. Weil sie im Winter wegen der Transfersperre kein Geld für Zugänge ausgeben durften, blieb vor allem der Aufwand für den Lizenzspielerkader gleich. Von finanzieller Seite war es also keine schlechte Saison, trotz allem: Trotz der Trennung von Trainer Steffen Baumgart, der in seinem ersten Jahr beim FC mit der Qualifikation für Europa maßgeblich daran beteiligt gewesen war, die größte finanzielle Not zu lindern. Und trotz der Transfersperre, die Türoff mit seiner Unterschrift unter Jaka Potocniks Vertrag im Winter 2022 mit zu verantworten gehabt hatte, wenngleich er zu dieser Zeit erst wenige Wochen im Job gewesen war und keinen Geschäftsführer Sport an seiner Seite gehabt hatte.

Die Einnahmeverluste durch den Abstieg werden sich dann in der nächsten Bilanz zeigen, rund 40 Millionen Euro verliert der FC; den größten Anteil daran haben die deutlich reduzierten Medienerlöse. Nach schwierigen Jahren durfte Türoff seine Zahlen am Dienstag dennoch mit einem Lächeln vorstellen. „Wir sind heute wirtschaftlich wesentlich gesünder als vor zwei Jahren. Die Schulden wurden reduziert, das Eigenkapital gestärkt“, sagte der 48-Jährige laut vorab verbreitetem Redemanuskript. Mit einer Eigenkapitalquote von 28 Prozent liege der 1. FC Köln wieder im Mittelfeld der Zweiten Liga. Vor zwei Jahren lasteten Schulden von rund 60 Millionen Euro auf den Kölnern, hinzu kamen vorgezogene Sponsoren-Erlöse in Höhe von 20 Millionen Euro.

Diese Zeiten sind vorbei, 37,8 Millionen Euro Verbindlichkeiten lasten noch auf dem FC, was eine Summe darstellt, die der Klub gut unter Kontrolle hat. Denn auch die Einnahmenseite entspannt sich. „In der abgelaufenen Saison waren letztmals Sponsorenerlöse vom vorzeitigen Forderungsverkauf betroffen. In der aktuellen Saison stehen somit erstmals die vermarkteten Sponsoringerlöse wieder in voller Höhe zur Verfügung“, sagte Türoff. Hinzu kommt die in der Zweiten Liga deutlich reduzierte Stadionpacht. Besonders das deutlich positive Eigenkapital von nun wieder 26 Millionen Euro vereinfacht das Wirtschaften am Geißbockheim deutlich, denn viele Finanzierungsverträge hatten eine Sonderkündigung eingebaut für den Fall, dass das Kölner Eigenkapital ins Negative dreht.

Die FC-Mitglieder gedachten am Dienstag auch der im August verstorbenen Kölner Trainerlegende Christoph Daum.

Die FC-Mitglieder gedachten am Dienstag auch der im August verstorbenen Kölner Trainerlegende Christoph Daum.

Wenn die Transfersperre im Winter abgelaufen ist, werden die FC-Verantwortlichen vorbereitet sein. Zwar wird man den Teufel tun, den neuen Reichtum am Geißbockheim auszurufen, dafür hat die Erzählung vom Sanierungsfall 1. FC Köln in den vergangenen Jahren nach außen wie innen zu gut funktioniert. Budgets verraten die Klubchefs ohnehin nicht, doch werden die davon abhängen, wie sich die Gelegenheiten auf dem Transfermarkt im Winter gestalten. Und ein wenig auch davon, ob die Mannschaft im DFB-Pokal überwintert. Doch man ist durchaus stolz darauf, wieder Spielräume zu haben. Präsident Werner Wolf hatte bereits im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ erklärt, dass man wieder mehr Geld in die Konkurrenzfähigkeit der Mannschaft investieren werde, damit die sportlichen Ziele nicht erneut derart drastisch verfehlt werden wie in der vergangenen Saison. „Die langfristige Zielsetzung ist natürlich, alles, was wir on Top verdienen können, in die Mannschaft zu investieren, in den Sport. Aber wir mussten dringend ein paar Sachen reparieren, um die Existenz zu sichern und wieder handlungsfähig zu werden“, beschrieb Wolf.

Keine Verpflichtungen im Sommer 23

Obwohl der FC im Sommer 2023 Spieler hätte verpflichten dürfen, war man untätig geblieben. Das half der Bilanz. „Es war natürlich die Erwartungshaltung, dass wir es mit dem Kader schaffen“, sagte Vizepräsident Carsten Wettich dem „Stadt-Anzeiger“. Deutlich wurde angesichts der jüngsten Aussagen, dass sich der Blick auf den FC nun verändert hat: Die Abteilung Finanzen soll nun wieder ihrer ursprünglichen Rolle gerecht werden – und eine solide Basis dafür schaffen, dass die Profis erfolgreich im Wettbewerb stehen.