Der 30-jährige Pfälzer schaffte in der vergangenen Saison mit Bochum den Klassenerhalt, jetzt soll er Köln retten helfen – und am Samstag in Bochum bestehen.
1. FC Köln vor Spiel in BochumRückkehrer Dominique Heintz als unverhoffte Hilfe im Existenzkampf
Hätte man den Verantwortlichen beim 1. FC Köln im vergangenen Frühjahr in Aussicht gestellt, dass es ihnen trotz der Transfersperre zwar gelingen würde, Leart Pacarada unter Vertrag zu nehmen, den Kapitän des FC St. Pauli und Nachfolger für Jonas Hector auf der Linksverteidigerposition. Der FC aber nach dem zehnten Spieltag und einem 1:1 daheim gegen den FC Augsburg auf den letzten Tabellenplatz zurückfiele – mit Pacarada auf der Bank und Rückkehrer Dominique Heintz links hinten: Man wäre wohl für allzu fantasiebegabt gehalten worden. Doch all das ist eingetreten. Köln ist Letzter, und Dominique Heintz ist fünfeinhalb Jahre nach seinem letzten Spiel für den FC zurück in der Startelf.
Heintz gibt sich trotz des dürren 1:1 kämpferisch
Nach dem Unentschieden gegen Augsburg zeigte sich der mittlerweile 30-jährige Pfälzer gewohnt kämpferisch. „Wir haben ein gutes Heimspiel gemacht und gezeigt, was wichtig ist, wenn man unten drinsteht. Wir haben gekämpft, waren eine Einheit. Das hat man gesehen auf dem Platz, das stimmt mich positiv.“ Die Enttäuschung über die verpasste Siegchance im Heimspiel ließ Heintz erst gar nicht zu. „Ich kenne das, da unten mitzuspielen. Jeder Punkt ist wichtig, jeder Punkt kann am Ende entscheidend sein. Unsere Chancen müssen einfach rein, aber ich nehme den Punkt mit, weil wir alles gegeben haben“, sagte er. Heintz hat sich schnell wieder zurechtgefunden in Köln, die Familie begleitet ihn, er wirkt gefestigt und bereit, auch in schwierigen Zeiten seinen Mann zu stehen.
Nach dem Abstieg im Sommer 2018 hatte Heintz den 1. FC Köln nach 108 Pflichtspielen verlassen und sich dem SC Freiburg angeschlossen. Über Union Berlin kam er zum VfL Bochum, Kölns Gegner am Samstagabend (18.30 Uhr). Nur elf Bundesligaspiele absolvierte Heintz in der vergangenen Saison, war gerade in der Hinrunde oft verletzt. Doch im Saisonfinale half er, die Mannschaft mit sieben Punkten aus den letzten drei Spielen in der Liga zu halten.
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Heintz hat sich also bereits bewiesen im Abstiegskampf; eine Qualität, die er nun für die Kölner Mannschaft einsetzen kann. Obgleich er bei seiner Rückkehr in Köln womöglich nicht davon ausgegangen sein dürfte, gleich wieder im Existenzkampf gefordert zu sein. Zwar ist Heintz kein Zauberer am Ball. Doch überraschte er gegen Augsburg mit einem schnörkellosen Auftritt als Außenverteidiger, obwohl er den überwiegenden Teil seiner Karriere als Innenverteidiger zugebracht hat.
Spielpraxis fehlte ihm ebenfalls, am 16. September hatte Heintz beim 1:3 gegen Hoffenheim für eine Viertelstunde zuletzt auf dem Platz gestanden. Nun also der Startelf-Einsatz, nachdem Leart Pacarada in Leipzig (0:6) und Kaiserslautern (2:3) erneut nicht das Spiel gespielt hatte, das der 1. FC Köln grundsätzlich spielen will. Heintz war da aus Sicht des Trainers die zuverlässigere Wahl. „Er hat es sehr stabil gemacht, obwohl er lange nicht gespielt hatte. Aus meiner Sicht war das genau das Richtige“, befand Steffen Baumgart.
Heintz war sichtlich froh, das Vertrauen zurückgezahlt zu haben. „Ich habe gezeigt: Wenn man mich reinschmeißt, auch wenn ich lange nicht gespielt habe, bringe ich meine Leistung. Wir werden uns aber nicht darauf ausruhen, ein gutes Spiel gemacht zu haben. Wir arbeiten weiter, und dann geht es Schritt für Schritt nach vorne“, sagte der Abwehrmann, der allerdings Robert Gumnys verblüffenden Sololauf vor dem Augsburger Ausgleich nicht hatte stoppen können. Der Pole hatte sich gegen Linton Maina durchgesetzt und war dann nach innen gezogen, wo Heintz eigentlich eine gute Position hatte. Doch schien er irritiert von Mark Uth, der zur Unterstützung herbeieilte, am Ende aber dafür sorgte, dass weder er noch Heintz in den Zweikampf kamen. Klassische Tragik also. Am Samstag wollen es die Kölner besser machen.
Gefährliche Situation im Abstiegskampf
Die Partie in Bochum hat tatsächlich Endspielcharakter: Ein Sieg an der Castroper Straße könnte den FC bis auf Rang 14 befördern. Eine Woche vor dem Heimspiel gegen den FC Bayern bedeutete eine Niederlage jedoch, dass Köln den Anschluss an Rang 15 verlieren und nach der Länderspielpause mit schon deutlichem Rückstand ins Duell bei Darmstadt 98 gehen würde. Die Lage ist gefährlich, Dominique Heintz gefordert.
Das Ruhrstadion gilt als eine der Pilgerstätten der Kölner Fanszene, und auch am Elften im Elften werden sich Tausende aufmachen, um das Flair der alten Betontribünen zu erleben. Allerdings waren die Kölner Ausflüge nach Bochum in den vergangenen Jahren selten allzu erfolgreich, die gute Stimmung im Gästeblock verstellt da ein wenig den Blick auf die Ausbeute. Zwar hat Köln seit zehn Jahren nicht mehr in Bochum verloren. Doch der vorerst letzte Bundesliga-Sieg beim VfL datiert aus dem Dezember 2008. Damals brachte der heutige Co-Trainer Kevin McKenna den FC in Führung. Nach dem Ausgleich und einer Gelb-Roten Karte gegen Pedro Geromel erzielte Manasseh Ishiaku drei Minuten vor Schluss den 2:1-Siegtreffer, Milivoje Novakovic flog noch mit Gelb-Rot vom Platz.
Allerdings hat es in den vergangenen zehn Jahren auch nur neun Duelle zwischen Köln und Bochum gegeben, weil man nur unregelmäßig in derselben Liga spielte. Mit einem Sieg am Samstag zöge Köln sicher am VfL vorbei. Die Wahrscheinlichkeit, beide Vereine in der kommenden Saison erneut gegeneinander spielen zu sehen, würde damit sinken – mit den besseren Aussichten für Köln.