Köln – Die Tage vor dem Spiel gegen den FC Augsburg (Freitag, 20.30 Uhr) bieten einen guten Anlass, über Ondrej Dudas Anteil an der aktuellen Erstligazugehörigkeit des 1. FC Köln nachzudenken.
Am 31. Spieltag der vergangenen Saison erzielte der Slowake in Augsburg zwei Treffer, das erste volley mit links in den Winkel, das zweite mit rechts, ebenfalls mit dem ersten Kontakt und fein platziert. 3:2 gewann der FC damals, es war am 31. Spieltag ein extrem wichtiger Sieg.
Rettung am letzten Spieltag
Doch was bedeutete das schon in einer Saison, in der sich die Kölner erst durch Bornauws Treffer in der 86. Minute des letzten Saisonspiels gegen Schalke in die Relegation retteten.
Duda selbst jedenfalls hängt seine Tore von Augsburg nicht allzu hoch. „Es war ein wichtiger Sieg im Abstiegskampf. Aber jeder Punkt war wichtig in der vergangenen Saison. Ich denke nicht mehr darüber nach, es ist lange vorbei“, sagt der 27-Jährige.
Großer Auftritt in Kiel
Rund acht Monate ist Augsburg her, für das 1:0 erhielt Duda die Auszeichnung für den Torschützen des Monats. Doch hatte er einen weiteren großen Auftritt, als es darum ging, den 1. FC Köln zu retten: Am 29. Mai stand der FC schließlich noch immer am Abgrund. Nach dem 0:1 im Relegations-Hinspiel gegen Holstein Kiel bereitete Duda im Rückspiel zunächst Hectors Führung in der dritten Minute per Flanke vor.
Was allerdings in der Rückschau kaum beachtet wurde: Nach Lees Ausgleich in der vierten Minute war es Duda, der auf der linken Seite den Ball gewann, den Kainz anschließend auf Anderssons Kopf zum 2:1 flankte. Es gibt Menschen im Umfeld des 1. FC Köln, die behaupten, Dudas Ballgewinn sei die einzige gelungene Pressingaktion des FC der gesamten Saison 2020/21 gewesen. Wahrscheinlich haben sie Recht.
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Entscheidende Ballgewinne, ein Tor des Monats, Treffer in wichtigen Spielen: Duda hatte trotz der insgesamt fürchterlichen Saison des FC ein gutes erstes Jahr nach seinem Wechsel von Hertha BSC. In 37 Einsätzen in Liga, Pokal und Relegation verzeichnete er sieben Tore und acht Vorlagen, nach überstandener Relegation nahm er im Sommer mit der Slowakei an der EM teil. Doch unter Steffen Baumgart hat Duda bislang Schwierigkeiten, sein Spiel anzupassen.
Verantwortlich für das Schöne
In der vergangenen Saison war Duda regelmäßig alleinverantwortlich für alles, was beim 1. FC Köln halbwegs mit schönem Fußball zu tun hatte. Seine Pirouetten, seine waghalsigen Pässe – Duda war beim FC die Sonne, die ab und an hinter den Wolken hervorkam. Doch in dieser Saison laufen die Dinge anders für den Stoiker, wenngleich die Mannschaft deutlich besser funktioniert als im Vorjahr.
Erst im 13. Spiel gelang das erste Saisontor, zuvor war er mit sagenhaften Fehlschüssen aufgefallen. Sein Treffer zum 3:1 gegen Mönchengladbach war die zweite Hälfte des Doppelschlags, mit dem Köln den Gast vom Niederrhein besiegte. Doch auch die Frage nach dem Derbytreffer vor 50 000 Zuschauern auf die Südkurve beantwortet Duda mit einem verbalen Schulterzucken. „Nach den vergebenen Chancen gegen Leipzig und Mainz war es für mich schon wichtig, ein Tor hilft meinem Selbstvertrauen. Aber ohne mein Tor hätte mich der Sieg genauso gefreut.“
Techniker im Zeitverzug
In Baumgarts Fußball muss alles sehr schnell gehen. Grundsätzlich ist da ein Techniker wie Duda im Vorteil, dem es keine große Mühe bereitet, den Ball zu kontrollieren. Allerdings hindert ihn die tiefe Liebe zum Ball auch daran, sich schnell genug wieder zu trennen. Was spektakulär aussieht, wirkt im Kölner Tempofußball oft wie Zeitverschwendung. Auch das bedingungslose Anlaufen ist noch nicht so tief verankert in Dudas Spiel, wie der Trainer es sich wohl wünscht. Bei 90 Prozent sehe er seinen Gestalter, erklärte Baumgart unlängst. Doch welche zehn Prozent genau noch fehlten, mochte Duda am Dienstag nicht beantworten. „Das ist die Meinung des Trainers, nicht meine. Da müssen Sie ihn fragen. Ich versuche immer mein Bestes und bereite mich gut vor.“
„15.000 FC-Fans können den Unterschied ausmachen“
Als Neunter empfangen die Kölner am Freitag den Tabellen-Sechzehnten, doch Duda blickt nach wie vor über die Schulter. „Sie sind hinter uns, die Abstände sind nicht sehr gut. Sie sind auf einem Relegationsplatz, aber das sagt nicht viel aus. Jede Mannschaft in der Bundesliga ist wettbewerbsfähig, darum ist es für uns ein wichtiges Spiel, um den Abstand zu halten.“ Allerdings werden die Kölner diesmal nicht vor ausverkauftem Haus spielen. Für Duda keine große Sache. „Es ist anders, aber auch 15 000 FC-Fans können einen Unterschied ausmachen. Es ist besser als nichts. Ich bin nicht glücklich über die Situation. Aber wenn es nötig ist, um Corona zu stoppen, werden wir damit umgehen.“