Timo Schultz soll es also richten beim FC. Wir haben zusammengetragen, was man über den neuen Coach wissen sollte.
Loveparade, Taktiken und TeeWas man über den neuen FC-Coach Timo Schultz wissen sollte
Am Donnerstagmorgen - kurz nach der Bekanntgabe der Verpflichtung - leitete Timo Schultz auch schon seine erste Einheit am Geißbockheim. Der 46-Jährige soll den 1. FC Köln zum Klassenerhalt führen. Eine schwierige Aufgabe steht bevor. Doch wer ist Timo Schultz eigentlich?
Herkunft
Schultz wurde im August 1977 in Wittmund geboren, einer rund 20.000 Einwohner zählenden Kreisstadt in Ostfriesland. Aufgewachsen ist er in der 7400-Seelengemeinde Esens. Als Ostfriese hat er natürlich auch Otto Waalkes im Herzen. „Mir gefallen die alten Sachen allerdings besser als die neuen“, sagte er 2020 der Hamburger Morgenpost. „Über seine Filme konnte ich auch immer lachen. Ostfriesische Staatsflagge – weißer Adler auf weißem Hintergrund, das finde ich einfach geil“.
Zu seiner Jugend im Norden sagte er: „Die war wunderschön. Es hat mir an nichts gefehlt, es war eine richtige Bilderbuch-Jugend zwischen Bauernhof und Fußballplatz. Ich bin froh, dass ich das damals in Esens erleben durfte - mit all meinen Kumpels, zu denen ich heute noch Kontakt habe. Ich bin aber auch froh, dass ich irgendwann rausgekommen bin aus Esens“.
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Karriere als Spieler
Seine Karriere begann er in der Jugend in seiner Heimatstadt beim TuS Esens, bevor er im Alter von 18 Jahren zum SV Werder Bremen wechselte, wo er fünf Jahre verbrachte und 107 Mal für die Zweitvertretung auflief. Nach Stationen beim VfB Lübeck und Holstein Kiel in der Regionalliga Anfang der 2000er wechselte Schultz 2005 zum FC St. Pauli, mit dem er in die 2. Liga aufstieg. Dort gab er kurz vor seinem 30. Geburtstag im Jahr 2007 sein Profidebüt - ausgerechnet gegen den 1. FC Köln. Der FC gewann am Millerntor durch Tore von Patrick Helmes und Milivoje Novakovic mit 2:0. Schultz wurde nach gut einer Stunde ausgewechselt.
Trainer zu dieser Zeit bei den Hamburgern war Holger Stanislawski, der später beim FC übernahm. Schultz sagt über seinen Ex-Coach: „Der beste Trainer, den ich jemals hatte. Es war die schönste Zeit, die ich als Fußballer erleben durfte. Ich habe bis heute ein tolles Verhältnis zu ihm. Was ihn ausgezeichnet hat: Jeder Spieler mochte ihn, egal ob er gespielt hat oder nicht. Das liegt daran, dass er immer klar kommuniziert hat.“
Nachdem St. Pauli mit Stanislawski und Schultz 2010 in die Bundesliga aufgestiegen war, verbuchte der Mittelfeldspieler noch vier Einsätze in der höchsten Spielklasse, ehe er im Jahr darauf seine aktive Karriere beendete. Schultz begann seine Trainerlaufbahn in dieser Saison 2011/12 bereits als spielender Co-Trainer von Jörn Großkopf in der U23 des FC St. Pauli.
Karriere als Trainer
Zur Saison 2012/13 wurde Schultz dann bei der Zweitligamannschaft Co-Trainer von André Schubert. Auch unter Michael Frontzeck, Roland Vrabec und Thomas Meggle blieb er Assistent bei den Profis. Als Ewald Lienen kam, wechselte Schultz allerdings ins Nachwuchsleistungszentrum und betreute fortan mehrere Jugendmannschaften als Cheftrainer.
2020/2021 übernahm er dann von Jos Luhukay die Zweitligamannschaft von St. Pauli. Seine Zeit dort verlief sehr wechselhaft. Die erste Hinrunde endete auf Platz 15, bevor zwei sehr starke Halbserien folgten: Dem sicheren Klassenerhalt auf Platz 10 folgte eine Hinrunde, die Hoffnungen auf einen Bundesliga-Aufstieg weckte. Doch St. Pauli stürzte am Ende auf Rang fünf ab. Im Winter 2022 standen die Hamburger wieder auf Rang 15, was aufgrund der „negativen sportlichen Entwicklung im Kalenderjahr 2022“ - so der Klub - zur Entlassung von Schultz führte.
Es folgte ein sehr kurzes Engagement beim Schweizer Topklub FC Basel im vergangenen Jahr. Dort war Schultz von Mai bis September angestellt, ehe er entlassen wurde. Schultz schied mit Basel in der zweiten Qualifikationsrunde zur Uefa Europa Conference League 2023/24 gegen den kasachischen Vertreter Tobyl Qostanai aus, in der Liga holte der Klub in den ersten sieben Spielen nur fünf Punkte.
Der Schweizer Klub fand deutliche Worte bei der Trennung: „Der FCB befindet sich in einer sportlichen Krise, in der es dem Trainer nicht gelang, den absoluten Siegeswillen auf die Mannschaft zu übertragen. Es sind sich Club-intern alle einig, dass trotz der Kadersituation mit den bekannten Mutationen sowohl ein internationales Weiterkommen als auch ein viel besserer Saisonstart nicht nur möglich, sondern zwingend gewesen wäre.“
Doch man sollte das sehr kurze Engagement auch richtig einordnen: Schultz lief beim FC Basel mehr oder weniger ins offene Messer. Der einstige Schweizer Vorzeigeklub ist in den vergangenen Jahren dramatisch abgestürzt. Der 20-fache Meister ist hoch verschuldet und wurde teilweise chaotisch geführt. Vor der Saison, in der Schultz übernahm, gab es einen drastischen personellen Umbruch: 22 Spieler verließen den FCB, 24 neue Spieler wurden geholt.
Statistik und Taktiken
In seiner gesamten Trainerkarriere (Jugend und Profis zusammengenommen) hat Schultz eine leicht positive Bilanz: Er weist in 240 Spielen einen Punktschnitt von 1,47 Zählern auf. 100 Siegen stehen dabei 88 Niederlagen und 52 Unentschieden gegenüber.
Im taktischen Bereich griff Schultz nur sehr selten zu einer Dreierkette. Einzig beim FC St. Pauli gegen Ende seiner Amtszeit ließ er öfter im 3-5-2 oder 3-4-2-1 spielen. Seine absoluten Lieblingstaktiken sind hingegen 4-2-3-1, 4-3-2-1 oder 4-3-3. Über 90 Prozent seiner Spiele ließ er seine Teams in dieser Grundordnung auflaufen.
Privates
Schultz hat drei Kinder mit seiner Frau Mareelke: Hannah (17), Paul (15) und Frieda (8). Er ist großer Tee-Fan. „Thiele Broken Silver, sonst nichts. Das ist meine Marke, die trinke ich schon mein ganzes Leben“, erklärte er mal. „Die kriegt man auch nur zu Hause bei mir. Kaffee trinke ich nur in Ausnahmefällen“.
Er ist zudem ist leidenschaftlicher Radfahrer. „Meistens mit meiner Tochter Frieda, auf einem alten traditionellen Rad ohne E davor. Nur Bike“, betonte er zu seiner Zeit in Hamburg. „Manchmal gibt es eine Tour durchs Alstertal zur Eisdiele, manchmal fahre ich auch zum Trainingsgelände“.
Bei der Wahl der Musik ist Schultz dann aber noch sehr weit von Kölscher Karnevalsmusik entfernt: „Rave-Base – früher war ich komplett dabei. In den 90ern mit WestBam und und Mark ‘Oh, das war total mein Ding, auch die Loveparade“.