Der FC hat den Klassenerhalt schon sicher? Eher nicht. Das zeigt unser Autor Christian Löer in seinem Newsletter auf – lesen Sie ihn hier.
Der FC-NewsletterWerder Bremen ist ein Warnbeispiel für den 1. FC Köln
Ich will hier niemanden verrückt machen, aber auf die Frage, ob es vorstellbar ist, dass der 1. FC Köln in dieser Saison angesichts von derzeit acht Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz noch absteigen kann, gibt es eine relativ klare Antwort. Sie lautet: Werder Bremen.
Nach dem 23. Spieltag lag Werder in der Saison 2020/21 mit 29 Punkten auf Rang elf, elf Punkte vor dem Relegationsrang. Es folgte ein 1:1 gegen den 1. FC Köln – anschließend verlor Werder neun der verbleibenden zehn Spiele und setzte am letzten Spieltag sanft auf dem direkten Abstiegsplatz auf – auf dem der 1. FC Köln in den Spieltag gestartet war.
Damals traf Sebastiaan Bornauw in der 86. Minute zum Kölner 1:0-Sieg über Schalke, der die Relegation und anschließend die Rettung gegen Holstein Kiel brachte. Werder verlor daheim gegen Mönchengladbach 2:4 und war abgestiegen. Da kann einem heute noch schwindelig werden.
Elf Punkte Vorsprung sind keine Garantie
Knapp zwei Jahre später schickt sich Steffen Baumgart an, den FC ein zweites Mal souverän in der Liga zu halten. Vor einem Jahr gab es die Sensation mit Platz sieben und der Teilnahme am Abenteuer Conference League. Mit einem Sieg heute Abend über Bochum könnte der FC ebenfalls eine Vorentscheidung schaffen – die allerdings nicht endgültig wäre: Elf Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz sind nach dem 24. Spieltag eben längst keine Garantie.
Aber das soll die Stimmung nicht trüben. Denn niemand muss nach einem 24. Spieltag unbedingt gerettet sein. Dennoch wäre es ein großer Sieg, und das nicht nur, weil sich dann der weitere Freitagabend deutlich entspannter verbringen lässt und das Fußballschauen am Wochenende sehr viel mehr Spaß macht.
Die Aussichten auf einen Kölner Erfolg sind grundsätzlich nicht schlecht. Von 31 Bundesligaspielen in Köln hat der VfL bislang nur eines gewinnen können. Am 18. April 2004 war das, Dariusz Wosz brachte die Bochumer nach einer halben Stunde in Führung, der 18-jährige Lukas Podolski glich aus. Doch in der 64. Minute sorgte Frank Fahrenhorst für den Siegtreffer der Gäste und trug sich damit als bis heute letzter Bochumer Bundesliga-Siegtorschütze in Köln in die Geschichtsbücher ein. Ein etwas sperriger Titel, den Fahrenhorst aus Sicht der FC-Fans wohl gern noch ein wenig behalten darf.
Marcel Koller geht mit dem FC in Bochum baden
Marcel Koller hatte in dieser Saison den FC von Friedhelm Funkel übernommen und mit einem 0:4 im Bochumer Ruhrstadion einen Spitzeneinstand hingelegt. Anschließend war Länderspielpause, und der FC bezog ein Kurz-Trainingslager in Hennef. Ich stand tatsächlich am Platz, als Lukas Podolski am 12. November 2003 sein erstes Training mit den FC-Profis bestritt.
An das Datum erinnere ich mich recht gut, weil ein paar Kollegen mit mir am Platz standen, die am Tag zuvor den Elften im Elften gefeiert hatten und sich im entsprechenden Zustand präsentierten. Einer, der sich gern angesprochen fühlen darf, hatte sogar erhebliche Schminkreste im Gesicht, und als er zwischendurch dringend mal ums Eck musste, sagte ich ihm, er solle bei der Gelegenheit mal in den Spiegel schauen.
Podolski trug an jenem Morgen die Trainingskleidung von Tomasz Klos, der die Sachen nicht brauchte, weil er mit Polens Nationalmannschaft in Warschau 3:1 gegen Italien gewann; Klos traf damals gegen Cannavaro und Nesta zum zwischenzeitlichen 2:0. Aber ich schweife schon wieder ab.
Der FC vollendete jedenfalls in dieser Saison trotz Lukas Podolskis plötzlichen Aufstiegs den dritten Abstieg der Vereinsgeschichte, 23 Punkte holte die Mannschaft damals. In dieser Saison hat der FC schon jetzt vier Zähler mehr.
Tim Lemperle war in diesen Tagen im Herbst 2003 noch keine zwei Jahre alt, aber schon auf dem besten Weg, ein Bundesligastürmer zu werden. Wenn man Steffen Baumgart manchmal zuhört, scheint Lemperle auf diesem Weg allerdings noch nicht entscheidend vorangekommen zu sein.
Tim Lemperle trifft gegen Bochum
Das alles ist natürlich kompletter Unsinn. Lemperle ist U-21-Nationalspieler und blickt bereits auf zahlreiche Einsätze in der Bundesliga zurück, wovon man im Jahr 2003 noch nicht viel sah. In der vergangenen Saison erzielte er gegen Bochum sogar eines seiner bislang zwei Tore im Oberhaus, damals traf er beim 2:1-Sieg in der 90. Minute sehenswert zum 2:0. In dieser Woche hat der FC erneut massenhaft Abschlüsse trainiert, und wieder war Lemperle einer der auffälligsten FC-Angreifer auf dem Trainingsplatz.
Weil der 21-Jährige seinen Vertrag unlängst bis 2025 verlängert hat, ist davon auszugehen, dass auch Steffen Baumgart verstärkt auf Lemperle setzt. Er befasst sich jedenfalls intensiv mit dem talentierten Angreifer, der fraglos noch viel lernen kann und wird. „Tim hat eine Riesenentwicklung gemacht und wird immer besser, immer klarer. Er kann ein sehr guter Bundesligaspieler werden“, sagte Steffen Baumgart neulich, als wir ihn mal wieder nach Lemperle fragten.
Ein Kandidat für die Startelf ist er zwar noch nicht. Dennoch könnte Lemperle heute Abend früher als zuletzt eingewechselt werden. Seine Bilanz gegen Bochum ist jedenfalls hervorragend: Wenn er gegen den VfL in der Bundesliga spielte, traf er schließlich immer – und Köln gewann. Die Zahlen sprechen also heute Abend für Lemperle – und für den FC.
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