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Liebe auf DistanzWie der FC seine Fans durch die fußballfreie Zeit begleiten will

Lesezeit 4 Minuten
1. FC Köln WOlfsburg mit Fans

Die Mannschaft feiert mit ihren Fans nach dem Sieg gegen Wolfsburg.

Köln – Es mag banal erscheinen, und beim 1. FC Köln hat man intern tatsächlich darüber diskutiert, ob und wie umfangreich die Nachricht verbreitet werden sollte. Doch am Freitag ist im derzeit geschlossenen Kölner Zoo tatsächlich Historisches geschehen: Ziegendame Ilse brachte zwei kleine weibliche Zicklein zur Welt, der Vater ist das prominenteste Tier der Stadt: Hennes IX., Wappentier des 1. FC Köln.

Nie zuvor hat ein FC-Maskottchen für Nachwuchs gesorgt. Den Vorgängern war das Glück einer Familie stets versagt geblieben. „Hennes IX. ist der Erste, der vielleicht einen echten FC-Geißbock-Stammbaum begründen kann. Dafür wünschen wir ihm viel Erfolg“, sagte Eckhard Sauren, Vizepräsident des 1. FC Köln.

„Der FC fehlt seinen Fans“

Es wäre nun ein Leichtes, die Vaterfreuden eines Geißbocks mit Verweis auf die schwierigen Zeiten als dummes Zeug abzutun. Schließlich „findet der 1. FC Köln momentan nicht statt“, wie Geschäftsführer Horst Heldt in dieser Woche beschrieb. Die Mannschaft spielt nicht, sie trainiert nicht öffentlich – ist nicht zu sehen für ihre Fans.

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Doch die müssen nun vorerst eine Fernbeziehung zum Objekt ihrer Anbetung führen. Das ist nicht einfach, und entsprechend dankbar sind die Menschen über jede Meldung aus dem Geißbockheim. Das Echo zu Hennes’ Vaterschaft fiel überwiegend heiter aus. „Der FC fehlt seinen Fans“, sagt Tobias Kaufmann, Leiter Medien und Kommunikation beim FC.

„Wollen nicht so tun, als wäre alles in Ordnung“

Der 1. FC Köln generiert seine größten Reichweiten rund um die Spieltage der Profimannschaft – und die fallen derzeit wegen der Coronakrise aus. Dennoch versucht die Medienabteilung, die übliche Nachrichtenfrequenz zu halten – ohne dabei klamaukig zu werden. Mit Klopapierrollen jonglierende FC-Profis sind bislang noch nicht aufgefallen, das ist Kaufmann wichtig. „Wir wollen eine Art Lagerfeuer in dunklen, kalten Zeiten sein. Es ist eine Gratwanderung. Einerseits wollen wir unsere Fans nicht allein lassen. Andererseits wollen wir auch nicht so tun, als wäre alles in Ordnung“, sagt der 43-Jährige.

Im Geißbockheim herrscht derzeit wenig Betrieb. Wer kann, arbeitet von zu Hause. Über Beiträge im Klub-internen Netz bleiben die Mitarbeiter informiert. Das Reglement zum Umgang mit dem Coronavirus ist dort schon seit längerer Zeit zu lesen, zumal im Umfeld einer Profimannschaft grundsätzlich noch etwas intensiver als anderswo darauf geachtet wird, dass niemand krank zur Arbeit erscheint. Schließlich will Cheftrainer Markus Gisdol nicht auf Spieler verzichten müssen, weil ein Vereinsmitarbeiter mit Grippe im Geißbockheim umherläuft.

Wortmeldungen der FC-Profis

Solange der Ball nicht rollt, wird der Verein nun versuchen, seine Fans mit Quizzen und Spielszenen aus alten Tagen zu unterhalten. Ganze Partien darf der Klub aus lizenzrechtlichen Gründen nur aus der jüngsten Vergangenheit und nur für registrierte Kunden anbieten. In der vergangenen Woche veröffentlichte der FC Wortmeldungen seiner Profis.

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Noah Katterbach etwa rief die junge Generation auf, zu Hause zu bleiben. „Wenn wir auf uns aufpassen und die Welt pflegen, können wir in Zukunft noch genug sonnige Tage genießen“, schrieb der 18-Jährige. Verteidiger Sebastiaan Bornauw erklärte: „Ein Leben ohne Fußball macht keinen Spaß. Für mich nicht, für dich nicht, für die ganze FC-Familie nicht. Ich hoffe, dass wir so schnell wie möglich wieder zusammen Spiele in unserem Stadion spielen und gewinnen können. Aber für den Moment müssen wir das machen, was am Besten für uns und unsere Familien ist.“

Online-Gesprächsrunde Anfang April

In der kommenden Woche soll ein Mailservice des Vereins starten. Der FC will zum Beispiel über den Kidsclub Mails gegen die Langeweile des Fan-Nachwuchses versenden. Ausmalbilder, Videos mit Bewegungsspielen; außerdem wird man die Mitgliederdaten durchsehen und Senioren anschreiben, die derzeit zum Selbstschutz daheim bleiben müssen und sich womöglich über Post ihres Vereins freuen.

Anfang April planen dann Vorstand und Geschäftsführung, sich den Fans in einer Online-Gesprächsrunde zu stellen und Fragen zur Lage zu beantworten. Wann es wieder losgeht mit Fußball am Geißbockheim und womöglich im Stadion, ist derzeit völlig offen. Bis zum 27. März pausiert der Trainingsbetrieb am Geißbockheim. Das öffentliche Leben wird vorerst extrem eingeschränkt bleiben. Der prominente Ziegennachwuchs im Zoo hat damit noch ein wenig Zeit, sich auf die kommende Besucherwelle einzustellen