Die Trennung von Berater Jörg Jakobs könnte die einzige personelle Konsequenz der Transfersperre beim 1. FC Köln bleiben.
Aufarbeitung der Potocnik-AffäreFC-Geschäftsführer Philipp Türoff darf mit neuem Vertrag rechnen
Es war ein nur in Teilen gelungener Abend im klirrend kalten Januar dieses Jahres, als die Spitze des 1. FC Köln die Mitglieder zum Austausch in die MMC-Hallen nach Ossendorf gebeten hatte. Mehr als 1000 Fans hatten sich angemeldet, um Antworten zu erhalten auf ein ganzes Gebirge von Fragen. Einen Monat zuvor hatte sich der Verein von Trainer Steffen Baumgart getrennt, nach überwiegend erfolgreichen Jahren war die Veranstaltung auch als Hilfe gedacht, um den Abschied besser verwinden zu können.
Allerdings ging es auch um die Transfersperre der Fifa gegen den FC, die der Internationale Sportgerichtshof (Cas) am 21. Dezember in zweiter Instanz bestätigt hatte. Vorstand und Geschäftsführung des Vereins waren zwar um Transparenz bemüht beim Stammtisch. Doch stießen sie an die Grenzen des Sagbaren, als es um die genauen Abläufe des rechtswidrigen Transfers von Stürmer Jaka Potocnik nach Köln ging – und letztlich darum, wer nun die Schuld am Debakel trug. „Wir arbeiten das auf und werden Sie darüber informieren, wenn es so weit ist. Wir evaluieren, was da passiert ist“, sagte Präsident Werner Wolf damals und sorgte damit für Empörung unter den Mitgliedern, die zwei Jahre nach Potocniks Unterschrift beim FC mehr Klarheit verlangten.
Die interne Aufarbeitung hat zuletzt Tempo aufgenommen, jedenfalls gab es eine erste Konsequenz: Jörg Jakobs, seit mehr als zehn Jahren in unterschiedlichen Positionen auf unterschiedlichen Hierarchieebenen für den 1. FC Köln tätig, wurde zuletzt aus seiner beratenden Tätigkeit entlassen. Jakobs hatte sich aus sportlicher Perspektive dafür ausgesprochen, Potocnik unter Vertrag zu nehmen, obwohl der erst tags zuvor bei Olimpija Ljubljana einseitig seinen Vertrag gekündigt hatte. Zwar hatten die Juristen des 1. FC Köln das Risiko skizziert, das sich aus einer Verpflichtung des Spielers ergab und das sich später dann auch verwirklichte.
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Geschäftsführer Philipp Türoff hatte sich die Angelegenheit damals entscheidungsfertig präsentieren lassen und mit seinem damaligen Kollegen Alexander Wehrle, der sich bereits in der Phase des Übergangs zu seinem neuen Job beim VfB Stuttgart befand, den Beschluss gefasst, Potocnik zu verpflichten. Den Vertrag unterschrieb Türoff für die Geschäftsführung, der Finanzchef war zu diesem Zeitpunkt erst seit vier Wochen im Amt. Jedoch nach eigener Aussage in der Lage, eine fundierte Entscheidung zu treffen. „Ich war zwar frisch geschlüpft, habe aber alles angehört, was vorgetragen wurde. Das war eine kurzfristige Geschichte, in der wir unter großem Zeitdruck reagieren mussten“, erklärte er beim Stammtisch.
Der Zeitdruck ergab sich jedoch nur bedingt. Denn hätten die Kölner damals vorausgesetzt, dass Potocnik wirksam gekündigt hatte, wäre der Stürmer vertragslos gewesen – und hätte auch nach dem Ende der Transferperiode im Winter 2022 unter Vertrag genommen werden können. Doch offenbar wollte man es lieber darauf ankommen lassen, im Fall einer unrechtmäßigen Kündigung bestraft zu werden – niemand am Geißbockheim rechnete mit einer Transfersperre, obgleich zumindest der Text des einschlägigen Fifa-Statuts nichts anderes vorsah.
Die Frage nach der Verantwortung beantwortete Wolf beim Stammtisch zurückhaltend. Jakobs Verbindung zu Potocniks Berater Goran Sukalo spielte offenbar eine Rolle bei der Entscheidung für eine Trennung. Der 1. FC Köln hatte eine Münchner Anwaltskanzlei mit der Aufarbeitung der Affäre um Potocniks Verpflichtung beauftragt.
Doch offenbar wird die Trennung von Jakobs die einzige Konsequenz bleiben. Weder der mittlerweile zum VfB Stuttgart gewechselte Ex-Geschäftsführer Wehrle noch Türoff haben rechtliche Schritte zu befürchten. Darauf deutet jedenfalls hin, dass sich die Kölner Vereinsspitze längst in Verhandlungen mit Türoff über eine Vertragsverlängerung befindet. „Wir sind in guten Gesprächen. Beide Seiten haben signalisiert, dass sie sich eine weitere Zusammenarbeit beziehungsweise Verlängerung vorstellen können. Ich fühle mich beim 1. FC Köln sehr wohl“, sagte Türoff am Donnerstag dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Vor seinem Engagement beim FC war der ehemalige Tennis-Bundesligaspieler Finanzchef beim Schuhhersteller Birkenstock mit Sitz in Linz am Rhein. Bis 2011 war er in unterschiedlichen Funktionen beim Red-Bull-Konzern tätig. Der jetzige Vertrag des 47-Jährigen endet am 31. Dezember 2024, eine neue Einigung würde ab Juni für zweieinhalb Jahre geschlossen und bis 2026 gelten.