Köln – Auf dem Trainingsplatz im Franz-Kremer-Stadion war am Mittwochvormittag kein Unterschied zu sehen, doch die Gefühlslage des Kölner Trainers ist in diesen Tagen eindeutig. „Einfach nur Freude“, sagte Baumgart nach der Abschlusseinheit seines 1. FC Köln vor dem Playoff-Hinspiel in der Europa Conference League gegen den FC Fehérvár aus Ungarn. „Ich brauche nicht zu erklären, was in mir los ist. Ich freue mich riesig, dass wir das erreicht und jetzt diese Spiele haben. Man sieht mich sehr, sehr viel lächeln und auf das Spiel hinarbeiten und hinfiebern“, beschrieb der Coach.
Baumgarts internationale Erfahrung beschränkt sich bisher auf 53 Minuten als Spieler; sein erster Auftritt waren 45 Minuten für Eintracht Schwerin im Pokal der Pokalsieger gegen Austria Wien, im September 1990. Beinahe wäre er damals dem späteren Kölner Rekordtrainer über den Weg gelaufen, doch Peter Stöger spielte damals nur in der ersten, Baumgart lediglich in der zweiten Halbzeit. Neun Jahre später hatte Baumgart mit dem VfL Wolfsburg einen Auftritt in Debrecen, acht Minuten spielte er damals gegen den ungarischen Pokalsieger.
Erstes Treffen in Emden
Im vergangenen Herbst schnürte Baumgart, damals bereits Trainer in Köln, noch einmal die Fußballschuhe, um sich auf internationaler Bühne zu präsentieren: Und nahm an einem Traditionsspiel in Emden zwischen „Ostfriesland“ und der DDR teil. Der in Rostock geborene Baumgart spielte nach der Wende eine Weile bei der SpVg Aurich. Beim Spaßkick im hohen Norden traf Baumgart auf Michael Boris, den jetzigen Trainer des FC Fehérvár. „Er saß beim Gegner auf der Bank. Das Spiel habe ich deutlich verloren. Der erste Punkt geht also an ihn“, sagt Baumgart.
Für die Partie im Rhein-Energie-Stadion (20.30 Uhr/RTL) waren am Mittwochnachmittag nur noch Restkarten erhältlich, der FC erwartet eine große Kulisse. Mark Uth wird weiter verletzt fehlen, ansonsten steht Baumgart der vollständige Kader zur Verfügung. Der Trainer hat angekündigt, seine Mannschaft im Vergleich zum 2:2 vom vergangenen Samstag in Leipzig zu verändern. Klar ist, dass Marvin Schwäbe auch im Europapokal das Kölner Tor hüten wird. Die Erstrunden-Begegnung im DFB-Pokal, die Köln im Elfmeterschießen gegen Jahn Regensburg verlor, wird also vorerst Timo Horns einziges Pflichtspiel dieser Saison bleiben.
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Steffen Tigges hatte am Freitag für die Kölner Regionalliga-Reserve gespielt. Allerdings ist der Mittelstürmer, der sich in den vergangenen Wochen von den Folgen eines Knöchelbruchs erholte und erst langsam wieder in Form kam, noch kein Kandidat für die Startelf. „Wir sind froh, dass er auf einem guten Weg ist. Es ist schwierig, ihn für die Startelf zu nominieren, wenn Florian Dietz, der vor ihm ist, es gut gemacht hat. Aber er wird im Kader sein und vielleicht auch die Gelegenheit haben, zu spielen und sich zu zeigen. Aber starten wird er nicht“, erklärte Baumgart. Zu Wochenbeginn hatte Baumgart angedeutet, dass auch Kingsley Schindler in den Kader rücken würde, Kingsley Ehizibue müsste dann um seine Nominierung bangen.
Baumgart legte Wert darauf, seine Mannschaft nicht aus Gründen der Belastungssteuerung zu verändern. „Es gibt keine Wechsel, bei denen es um Schonung geht. Wir wollen mit der stärksten Mannschaft auflaufen und alles daran setzen, ein gutes Ergebnis zu haben. Entsprechend werden wir aufstellen, entsprechend wird unsere Marschroute für das Spiel sein.“
Sportlicher Erfolg bringt Geld
Baumgart ordnete am Mittwoch seine jüngsten Aussagen ein wenig ein. Der finanzielle Aspekt des europäischen Wettbewerbs gehe ihm „am Arsch vorbei“, hatte der Trainer wissen lassen. Die Worte hatten allerdings keine Zurechtweisung durch seine Vorgesetzten zur Folge. Ganz egal ist auch Baumgart der geschäftliche Teil des internationalen Geschäfts nicht, schließlich ist der 1. FC Köln grundsätzlich auf jeden Cent angewiesen, zumal nach dem frühen Aus im Pokal. „Ich bin ja Trainer hier und nicht im Finanzvorstand. Ich bin für den sportlichen Erfolg verantwortlich, alles andere kommt von allein. Mir wird zu viel darüber gesprochen, was kommen könnte. Ich finde es wichtig, den Sport nicht an der nächstmöglichen Million aufzuhängen“, sagte der Trainer. Und: „Beide Mannschaften wollen gewinnen, beide wollen in die Hauptrunde. In der gibt es dann Sachen zu verteilen, die dem Verein finanziell helfen.“
Kainz erwartet gute Flanken
Die sportliche Vorbereitung war am Mittwochnachmittag soweit abgeschlossen. „Wir haben schon die Videoanalyse gehabt“, berichtete Florian Kainz, der viel Gutes bei Fehérvár gesehen hatte: „Gute Flügelspieler, gute Flanken, gute Strafraumbesetzung“, sagte der formstarke Österreicher. „Für den Gegner ist es sicher auch etwas Besonderes, im Rhein-Energie-Stadion zu spielen. Aber wir müssen auf uns schauen. Intensiv spielen, aggressiv spielen. Ich bin überzeugt, dass wir ein gutes Spiel machen werden“, sagte Kainz. Auch Baumgart hat eine „technisch gute Mannschaft“ gesehen: „Es wird aber darum gehen, das Spiel durchzusetzen und in jeglichen Phasen Druck zu machen.“
1. FC Köln: Schwäbe – Schmitz, Kilian, Hübers, Hector – Skhiri – Schindler, Ljubicic, Kainz – Adamyan, Dietz. Fehérvár FC: Kovács – Fiola, Schabanow, Stopira – Bumba, Pinto – Nego, Hangya – Dardai, Bamgboye – Zivzivadze; Schiedsrichter: Martins (Portugal).