Der 2:1-Sieg des 1. FC Köln im Spitzenspiel beim SC Paderborn könnte der Schlüssel zum direkten Wiederaufstieg gewesen sein.
Big Points in PaderbornJubel, Erleichterung und Zuversicht im Lager des 1. FC Köln

Die Spieler des 1. FC Köln jubeln vor den mitgereisten Fans nach dem 2:1-Sieg in Paderborn.
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Erst der kollektive Jubel, dann die Erleichterung, am Ende die Zuversicht. Der 2:1-Sieg des FC am Samstag im Zweitliga-Spitzenspiel beim SC Paderborn hatte im Kölner Lager etwas ausgelöst. Es reichte nach dem Abpfiff bereits ein Blick in die Gesichter, um festzustellen, wie bedeutsam dieser Erfolg am 27. Spieltag war.
War der Sieg schon der Schlüssel zum Aufstieg? Der Spieltag verlief jedenfalls wie gemalt für die Kölner. Sie haben die Tabellenführung vom Hamburger SV zurückerobert, der einen Tag zuvor nicht über ein 0:0 gegen Elversberg hinausgekommen war. Der FC distanzierte zudem den Vierten Paderborn auf fünf Punkte. Hannover und Magdeburg konnten durch ihre Nullnummer ebenfalls keinen Boden gutmachen, der zuletzt formstarke 1. FC Nürnberg verlor am Sonntag sogar beim Tabellenletzten Regensburg. Der Blick auf die Tabelle stimmt Köln zuversichtlich.
Der FC hatte in Ostwestfalen eine hohe Hürde vor sich und mit einigen Widerständen zu kämpfen gehabt. Dazu war im Vorfeld die Skepsis groß gewesen. Die Mannschaft von Trainer Gerhard Struber hatte zuletzt trotz der Siege in Ulm (1:0) und gegen Darmstadt (2:1) nicht überzeugt, das Gebilde wirkte fragil. Im Testspiel in der Länderspielpause gegen Verl (1:2) bot der FC sogar eine höchst fragwürdige Vorstellung. Personelle ProblemeZudem wurden die personellen Probleme immer größer. Struber musste in Paderborn auf etliche Stammkräfte verzichten. Dominique Heintz, Timo Hübers, Jusuf Gazibegovic, Dejan Ljubicic, Linton Maina und Damion Downs fehlten verletzt, krank oder gesperrt. Joel Schmied, Leart Pacarada und Eric Martel, der von Hübers die Kapitänsbinde übernahm, bildeten eine neuformierte Abwehr.
Und dann war die Partie anfänglich auch noch alles andere als nach Wunsch verlaufen. Schmied verursachte früh einen Elfmeter und konnte sich beim insgesamt glänzend aufgelegten Torhüter Marvin Schwäbe bedanken, dass der den Schuss von Raphael Obermair halten konnte (26.). Doch acht Minuten später gerieten die unsortierten Gäste dennoch in Rückstand, nachdem sich Filip Bilbija auf Außen viel zu leicht gegen Mathias Olesen durchgesetzt und Marvin Mehlem mit rechts zur Führung getroffen hatte.
Doch nach dem 0:1 machte sich keine Verunsicherung breit, sondern es ging vielmehr ein Ruck durchs Kölner Team. Es ergriff die Initiative und drückte auf den Ausgleich, der in der 42. Minute fallen sollte. Neuzugang Imad Rondic erzwang mit seinem Schuss das 1:1. Objektiv betrachtet war es ein Eigentor von Felix Götze, doch wohl jeder im Kölner Block gönnte es dem bisher glücklosen Stürmer, dass die DFL das Tor doch für ihn wertete.
Das 1:1 gab den Gästen noch mehr Auftrieb, die dann weite Teile der zweiten Halbzeit bestimmten. Die Führung für den FC hatte sich angebahnt, mit Denis Huseinbasic war erneut ein Spieler der Torschütze, dem in den vergangenen Wochen wenig gelungen war. Zwar verpasste der FC die Vorentscheidung und musste deshalb bis weit in die Nachspielzeit zittern. Doch vor allem Keeper Schwäbe war nicht zu überwinden.
Der Torhüter bewertete den Auswärtssieg dann auch als einen besonderen. „Wir haben drei Punkte beim SC Paderborn geholt, bei dem alle wissen, dass die auch nichts gegen den Aufstieg hätten. Das gibt uns natürlich einen Auftrieb. Die Punkte fühlen sich anders an als Punkte gegen möglicherweise einen anderen Gegner. Das sind Big Points, ganz klar“, befand Schwäbe.
Ich glaube, das war ein unfassbar wichtiger Sieg.
So sah es auch Matchwinner Huseinbasic: „Ich glaube, das war ein unfassbar wichtiger Sieg. Wir wussten, dass Paderborn uns auf den Fersen ist. Wir wollten dieses Spiel gewinnen, und ich glaube, das ist uns sehr gut gelungen. So müssen wir weitermachen.“ Huseinbasic machte keinen Hehl daraus, dass der Sieg und sein Treffer für ihn persönlich eine besondere Bedeutung hatten: „Jeder weiß, dass ich eine schwere Phase hatte. Ich habe die ganze Zeit an meinen Fähigkeiten festgehalten. Ich bin ja schon ein bisschen im Profigeschäft. Ich weiß, wie es läuft. Wenn du dann spielst, musst du da sein. Natürlich war der Schuss abgefälscht. Ein bisschen Glück gehört dazu. Aber das hatte ich jetzt einfach mal.“
Noch vier Heimspiele
Bei Gerhard Struber war nach dem Abpfiff auch Genugtuung zu verspüren. „Der gemeinsame Einsatz war das Ticket für den Sieg. Es macht mich richtig stolz, wie die Jungs mit den Hürden in diesem Spiel umgegangen sind“, lobte Struber seine personell gerupfte Mannschaft. Die hatte eine Jetzt-erst-recht-Mentalität an den Tag gelegt. „Ich glaube, dass das ganze Team gepusht war wegen der verletzten Spieler. Das Teamgefüge ist so stark, wir wollten auch für die verletzten und kranken Spieler diesen Sieg holen und in der Tabelle klettern“, befand Huseinbasic.
Sieben Spieltage stehen in dieser Saison jetzt noch an. Die dicksten Brocken scheinen die Kölner hinter sich zu haben, das Restprogramm wirkt nicht sonderlich schwierig. Für den Wiederaufstieg dürfte es wohl schon reichen, die restlichen Heimspiele zu gewinnen. In die Partien gegen Hertha BSC, Münster und Regensburg geht der FC als klarer Favorit, am letzten Spieltag kommt Mitkonkurrent Kaiserslautern nach Müngersdorf. Doch der bisherige Saisonverlauf zeigte auch, dass sich die Kölner Wankelmut nicht leisten können. „Wir dürfen jetzt nicht abreißen lassen“, sagte Schwäbe. Denn noch ist der FC nicht am Ziel.