Köln. – Am Freitag wird die 60. Spielzeit der Bundesliga mit der Partie Eintracht Frankfurt gegen FC Bayern München eröffnet (20.30 Uhr/Sat.1 und Dazn). Wegen der WM in Katar wird die Winterpause bereits nach dem 15. Spieltag (11. bis 13. November beginnen). Nach etwa zehnwöchiger Unterbrechung soll die Saison am 20. Januar 2023 fortgesetzt werden. Der 34. Spieltag ist für den 27. Mai angesetzt. Ein Überblick.
Wer sind die Titelfavoriten?Um den Bayern ihre elfte Meisterschaft in Folge streitig machen zu können, müsste einer der drei ernsthaften Herausforderer – Leipzig, Dortmund und Leverkusen – während der ganzen Saison über sich hinauswachsen. Und München gleichzeitig ein Tief durchschreiten, das sich über mehr als nur zwei oder drei Spiele zieht. Denn trotz des Verlustes von Robert Lewandowski, dem besten Mittelstürmer der Welt, ist der Bayern-Kader exquisit.
Dazu hat das Verfolger-Trio noch mit Problemen zu kämpfen. Der BVB steht nach der schockierenden Krebs-Diagnose für Sébastien Haller ohne den gewünschten Nachfolger für Erling Haaland da. RB könnte in Konrad Laimer noch einen Eckpfeiler des Mittelfelds an die Bayern verlieren. Und Leverkusen ist trotz aller Euphorie um den exzellenten Kader nach dem Pokal-Debakel wohl wieder eine Wundertüte.
Wer steigt ab?2021/22 hatte es mit Arminia Bielefeld und der SpVgg Greuther Fürth die beiden erwartbaren Mannschaften erwischt. Ersetzt wurden sie in Liga eins durch die Aufsteiger Schalke 04 und Werder Bremen. Zwei wahrlich große Klubs, die aufgrund ihrer sportlichen und wirtschaftlichen Fähigkeiten in der neuen Saison nicht ins klassische Abstiegskandidaten-Schema passen. Der VfL Bochum erfüllt die Voraussetzung, hat sich in der vergangenen Spielzeit aber als zäh und kampfeslustig erwiesen. Durch chronisches Chaos verdient hätte sich Hertha BSC den Abschied aus der Bundesliga. Augsburg und eventuell Mainz könnten auch noch in die Verlosung kommen. Ein durch eine Mehrfachbelastung erhöhtes Risiko weisen der 1. FC Köln und Union Berlin auf.
Welche Chancen haben die rheinischen Klubs?Steffen Baumgart führte in seiner ersten Saison als Trainer des 1. FC Köln den Traditionsklub nach zwei Fast-Abstiegen auf einen hervorragenden siebten Platz, der zur Teilnahme an den Playoffs zur Conference League berechtigt. Diesen Rang in dieser Spielzeit zu überbieten, dürfte noch schwerer fallen. Das ist allerdings auch nicht das erklärte Saisonziel des Vereins, der vorerst die 40-Punkte-Marke in den Blick nimmt. Der FC will sich weiter in der Bundesliga stabilisieren, mit einem guten Mittelfeldplatz könnte wohl jeder leben. Ziehen die Kölner in den Europapokal ein, wollen sie mit ihrer großen Fangemeinde im Rücken auch international das eine oder andere Ausrufezeichen setzen.
Einen Wettbewerb ist der FC (unfreiwillig) schon mal losgeworden. Im Pokal schied er unglücklich beim Zweitliga-Tabellenführer Regensburg nach Elfmeterschießen aus, vor allem finanziell schmerzt das enorm. Obwohl den FC aufgrund der Pandemie und durch Altlasten Schulden von rund 52 Millionen Euro drücken, hat er sich in Anbetracht der Möglichkeiten dennoch gezielt verstärken können. Die sportliche Führung rund um den neuen Geschäftsführer Christian Keller hat einen Kader zusammengestellt, der in der Breite besser ist als in der vorherigen Saison. Allerdings könnte der FC nach Salih Özcan (zum BVB) noch einen oder zwei weitere Leistungsträger (Anthony Modeste, Ellyes Skhiri) verlieren, sollten für sie reizvolle Angebote eingehen. Bisher ist das allerdings nicht der Fall.
Bayer 04 Leverkusen hat nach Platz drei in der Vorsaison das Erreichen der Champions-League-Ränge (bis Platz vier) als Saisonziel ausgegeben. Top-Stars wie Patrik Schick, Moussa Diaby und Florian Wirtz haben sich durch Vertragsverlängerungen und Absichtserklärungen zum Werksklub bekannt. Durch das peinliche Aus in der ersten Pokalrunde beim Drittligisten SV Elversberg ist der vermeintliche Geheimfavorit allerdings schon vor dem Auftaktspiel gegen den Mitkonkurrenten Dortmund schwer unter Druck geraten.
Welche neuen Stars gibt es in der Bundesliga?Zunächst hat die Liga mit Robert Lewandowski und Erling Haaland zwei der Top-5-Mittelstürmer der Welt verloren. Ein Verlust, der sich nicht kompensieren lässt. Die Bayern versuchen, die Lücke mit Sadio Mané (30 Jahre/32 Millionen Euro Ablöse/bislang Liverpool) zu füllen. Zwar ist der Senegalese unbestritten ein Weltstar und Ausnahmespieler – doch bisher war er keine universelle Anspielstation im Angriffszentrum mit der Garantie für mehr als 30 Saisontore. Deshalb wird München seine Offensive variabler gestalten müssen. Für die Dauerbaustelle Defensive haben sich die Bayern für Matthijs de Ligt (22/70 Millionen/Juventus) entschieden, den niederländischen Vorzeige-Athleten mit ausgeprägtem Anführer-Gen.
Dortmund hatte in Haller (28/31 Millionen/Amsterdam) den bestmöglichen Haaland-Ersatz gefunden, ehe der Franko-Ivorer die Diagnose Hodenkrebs erhielt. Womöglich weniger torgefährlich aber mindestens ebenso vielversprechend ist Karim Adeyemi (20/30 Millionen/Salzburg). Der deutsche Nationalspieler soll mit seinem Tempo und seiner Technik über die Außenbahnen für Impulse sorgen.
Mario Götze (30/4 Millionen/Eindhoven) will bei seiner Bundesliga -Rückkehr in Frankfurt sein Image als gescheitertes Supertalent aufpolieren. Nach seiner Zeit in den Niederlanden wirkt der WM-Held von 2014 reifer und als gestandener Profi von der Last gewaltiger Erwartungen befreit. Für sein Debüt beim überzeugenden Pokal-Sieg in Magdeburg (4:0) gab es viel Lob.
Welche Klubs haben neue Trainer?Gleich sieben. Edin Terzic folgt auf den in und an Dortmund gescheiterten Marco Rose. Der beliebte BVB-Coach hatte den BVB bereits 2020/21 interimsmäßig betreut und zum Pokalsieg geführt. Dann kam Rose aus Gladbach – dieser Fehler wurde nun korrigiert. Bei Gladbach schlug der Versuch mit Rose-Nachfolger Adi Hütter krachend fehl. Mit dem Bundesliga-Debütanten Daniel Farke (lange bei Norwich City im Amt, einst auch BVB II) soll es wieder bergauf gehen. Auch der FC Augsburg setzt mit Enrico Maaßen (zuletzt Dortmund II) auf einen Neuling, der sich in der BVB-Reserve einen Namen gemacht hat. Die TSG Hoffenheim (André Breitenreiter), der VfL Wolfsburg (Niko Kovac), Hertha BSC (Sandro Schwarz) sowie Schalke 04 (Frank Kramer) vertrauen hingegen auf Trainer mit Liga-Erfahrung.
Wie und wo werden die Spiele übertragen?Ohne ein Abonnement gibt es nur ein eingeschränktes TV-Angebot der Bundesliga. Sat.1 darf drei reguläre Ligaspiele im frei empfangbaren Fernsehen zeigen, dazu die vier Relegationsspiele. Das größte Zusammenfassungsangebot ohne Zusatzkosten gibt es bei der ARD-„Sportschau“ und im ZDF-„Sportstudio“. Montags ab 0 Uhr zeigen drei Anbieter Highlight-Clips im Internet: ARD, ZDF und Sport1.
Sky zeigt weiterhin die meisten Live-Partien. 200 Punktspiele laufen samstags, sowohl die Partien um 15.30 Uhr als auch das Topspiel um 18.30 Uhr. Außerdem bietet der Bezahlsender die Begegnungen während der englischen Wochen und die Konferenz am Samstagnachmittag.
Dazn überträgt 106 Spiele live. Der kostenpflichtige Anbieter zeigt die Partie am Freitag und die zwei Begegnungen am Sonntagnachmittag. Zehnmal pro Saison darf Dazn zudem Spiele am Sonntag um 19.30 Uhr zeigen. Die unbeliebten Montagsspiele wird es laut DFL mindestens bis einschließlich der Saison 2024/2025 nicht mehr geben. So lange gelten die TV-Verträge.
Was kostet das?Dazn ist fast doppelt so teuer wie vor einem Jahr. Die Kosten für ein Monatsabonnement sind von 14,99 auf 29,99 Euro gestiegen. Die billigste Möglichkeit eines Dazn-Abonnements ist 24,99 Euro monatlich bei einer Vertragsbindung für ein Jahr. Oder Dazn über Sky für 19,99 zu buchen. Diese Möglichkeit bietet Sky seinen Kunden an. Sky wirbt mit einem Angebot, das für Neukunden im ersten Jahr 20 Euro pro Monat kostet und danach 32 Euro im Jahres-Abo. In diesem Bundesliga-Paket sind die 1. und 2. Liga enthalten, allerdings nicht der DFB-Pokal und die Premier League.
Welche Auswirkungen hat Corona auf die neue Saison?Zum ersten Mal seit 2019 startet die Bundesliga ohne Hygienekonzept und erwartete Zuschauerbeschränkungen in die Saison. Die Stadien dürfen voll ausgelastet werden. Besucher müssen Stand jetzt nicht nachweisen, geimpft oder getestet zu sein. Allerdings weiß niemand, wie sich die Lage im Herbst und Winter entwickelt und die Politik darauf reagiert. Die DFL hat deshalb ein dauerhaftes medizinisches Expertengremium mit dem Namen „Medizin im Profifußball“ ins Leben gerufen. Es folgt auf die „Task Force Sportmedizin/Sonderspielbetrieb“, die den Spielbetrieb seit Beginn der Pandemie eng begleitete und in der neu installierten AG aufgeht. Mit diesem Instrument will der Profi-Fußball auf neue pandemische Entwicklungen reagieren.