Im erfolgreichen Bestreben, die Defensive zu stabilisieren, hat die Mannschaft von Trainer Struber einen Großteil ihrer offensiven Brillanz verloren.
Mentale Stärke bis zum Schluss1. FC Köln beweist beim Sieg über Fürth eine neue Qualität
Das Wichtigste zuerst
Der 1. FC Köln hat das dritte Pflichtspiel in Folge gewonnen und die SpVgg Greuther Fürth 1:0 (0:0) besiegt. Die Mannschaft von Trainer Gerhard Struber blieb nach zuvor 22 Gegentoren in elf Pflichtspielen zum dritten Mal nacheinander ohne Gegentor und nähert sich in der Tabelle weiter den Aufstiegsplätzen.
Allerdings mussten die 49.600 Zuschauer in Müngersdorf lange auf die Erlösung warten, und angesichts des Vortrags auf dem Rasen dürften nur noch große Optimisten mit einem Siegtreffer gerechnet haben. Den erzielte dann der zehn Minuten zuvor eingewechselte Damion Downs per Kopf nach einem Eckball in der vierten Minute der Nachspielzeit.
Der FC bot zur Mittagszeit eine insgesamt einschläfernde Leistung. Im erfolgreichen Bestreben, die Defensive zu stabilisieren, hat die Mannschaft von Trainer Gerhard Struber einen Großteil ihrer offensiven Brillanz verloren – und auch mit der Stabilität war es zumindest zu Beginn nicht allzu weit her. In der ersten Halbzeit hatten die Gäste aus Franken sogar die besseren Torchancen, während Köln nur eine Kopfballgelegenheit durch Eric Martel und einen geblockten Schuss von Denis Huseinbasic verzeichnete.
Das Tor
Die Nachspielzeit war beinahe abgelaufen, als der eingewechselte Florian Kainz einen Eckball in den Fünfmeterraum schlug, wo sich Fürths Keeper Nahuel Noll verschätzte, unter dem Ball hindurchtauchte und Downs so die Chance gab, den Ball ins leere Tor zu köpfen. Was schwieriger war, als es sich hier liest, denn Downs war eng gedeckt und musste sich heftig zur Wehr setzen. Starke Aktion des 20-Jährigen, der zuletzt krank gefehlt hatte.
Das war gut
Wenn ein Favorit gegen einen Gegner, der wenig bietet außer Zeitspiel, Schwalben und hartnäckiger Abwehrarbeit, erst tief in der Nachspielzeit den Siegtreffer erzielt, ist vor allem die Hartnäckigkeit zu loben. Die Kölner suchten zwar mit wachsender Verzweiflung, aber immerhin konsequent ihre Chance – und wurden spät belohnt. Das dürfte den Mannschaftsgeist weiter gestärkt haben.
Das war schlecht
Sollten sich die Zuschauer auf dem Heimweg die Frage gestellt haben, wofür sie an diesem Samstagmittag Eintritt bezahlt hatten – sie werden kaum darauf gekommen sein, den begeisternden sportlichen Vortrag zu loben. Der späte Stimmungshöhepunkt mochte den Nachmittag gerettet haben. Doch wer gern anspruchsvollen Fußball schaut, war am Samstag falsch in Müngersdorf. Allerdings gehört auch das dazu, wenn man einen ambitionierten Verein durch die Zweite Liga begleitet. Manchmal geht es eben nur ums Ergebnis.
Spieler des Spiels
Dominique Heintz, der nicht nur eine souveräne Abwehrleistung bot, sondern es nach dem Schlusspfiff auch fertigbrachte, nach einem kürzeren Disput mit seiner Tochter beide Kinder anlässlich der Ehrenrunde gleichzeitig durch den Innenraum zu tragen: Eins auf dem Arm, eins auf den Schultern – wohl denen, die einen kräftigen Vater haben.
Moment des Spiels
Bei einem 1:0-Siegtreffer in der Nachspielzeit ist die Frage leicht beantwortet, zumal dem jungen Schützen Damion Downs der Treffer absolut zu gönnen war. Einen ersten Moment des Tages hatte allerdings Torhüter Marvin Schwäbe bereits in der 7. Minute gehabt, als er Futkeus Alleingang brillant pariert hatte – ein früher Gegentreffer gegen diese Kampfstarke Fürther Mannschaft hätte die Partie noch schwieriger für Köln gemacht.
Doch bevor es untergeht: Als Futkeu in der 55. Minute im Kölner Strafraum zu Boden ging, hatte er zuvor glücklicherweise schon zu viele theatralische Aktionen geliefert, um den Schiedsrichter für sich einzunehmen. Doch bei genauerem Hinsehen zeigte sich, dass Eric Martel den Fürther Stürmer durchaus am Fuß getroffen hatte. In Zeiten des Videobeweises sind derartige Strafstöße schon oft genug gepfiffen worden, zumal der Kontakt in der Zeitlupe deutlich zu erkennen war. Köln hatte also auch ein wenig Spielglück an diesem Samstag.
Das sagen die Trainer
Leo Haas (Greuther Fürth): Heute war ein bitterer Tag für uns, das war vom Ergebnis sehr unglücklich. Wir haben ein richtig gutes Spiel gemacht und die besseren Chancen gehabt, davon hätten wir eine machen müssen, um hier etwas mitzunehmen. Wir haben den Gegner über weite Strecken gut vom Tor weggehalten, waren bei Kontern stets gefährlich. Und wir hätten einen klaren Elfmeter bekommen müssen, dann wären wir vielleicht in Führung gegangen. So wird es eine Abwehrschlacht mit unglücklichem Ende für uns. Aber ich finde, es war ein richtig guter, geschlossener Auftritt, auf dem wir aufbauen können.
Gerhard Struber (1. FC Köln): Fürth hatte Chancen, hat aber nicht zum Ende zur Abwehrschlacht angesetzt, sondern einfach von Anfang an den Bus geparkt. Es war nicht überraschend, dass Fürth so gespielt hat. Wir waren darauf vorbereitet, mit viel Ausdauer gegen einen tiefen Block zu spielen. Fürth hat uns wenig Raum gegeben, darum war es für uns ein Spiel, das hinten raus entschieden werden würde. Darum brauchten wir heute den langen Atem, und den haben meine Jungs unter Beweis gestellt. Am Ende war es verdient, weil wir viel mehr investiert haben als der Gegner.
Das sagen wir
Die Kölner erstickten am Samstag zeitweise am eigenen Ballbesitz, spielten Pässe ohne Raumgewinn und verzweifelten an sich selbst – und mit ihnen die 49.600 Zuschauer auf den Rängen. Es war ein Auftritt, wie man ihn zu Saisonbeginn nicht erwartet hätte.
Doch nach den Rückschlägen der vergangenen Wochen haben die Kölner nun zum dritten Mal nacheinander zu null gespielt, die Lage beruhigt und den Abstand zu den Aufstiegsplätzen vor der letzten Länderspielpause des Jahres weiter verkürzt.
So war der Sieg, vor allem im Kontext der jüngsten Auftritte, ein wichtiger Schritt: Nach den Niederlagen gegen Darmstadt und Paderborn und den anschließenden Siegen über Kiel und Hertha BSC war das 1:0 der Beweis, dass sich die Kölner einigermaßen nachhaltig stabilisiert haben, wenngleich sie gegen Fürth anfälliger wirkten als zuletzt.
Darüber ist allerdings der Unterhaltungswert ihrer Auftritte auf der Strecke geblieben. Gerhard Struber und seine Mannschaft tun gut daran, weiter an Strategien gegen tief stehende Gegner zu arbeiten. Mit nun 18 Punkten aus zwölf Saisonspielen ist es allerdings nicht an der Zeit, über die B-Note zu diskutieren. Die Kölner haben Resultate gebraucht und Resultate geliefert. Darauf werden sie nun aufbauen können – und müssen.