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1. FC KölnWarum Horst Heldt keine Trainerdebatte führt

Lesezeit 4 Minuten
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Horst Heldt steht bislang fest hinter Markus Gisdol.

Köln – Der 1. FC Köln hat sich im vergangenen Sommer mehrfach mit seinem Trainer ausgesprochen und zu definieren versucht, was sportlich zu erwarten sein würde vom zweiten Jahr nach dem Wiederaufstieg. Die Transferphase war absehbar ein großes Problem – und man kann nicht sagen, dass die Kölner überragend viel aus ihren wenigen Möglichkeiten gemacht haben. Sie wussten zwar früh, dass Jhon Córdoba sie verlassen würde. Brauchten aber die Einnahme aus dem Transfer, um endgültig darauf reagieren zu können. Es folgten Wochen voller Telefonate mit potenziellen Zugängen, zeitweise schien es in der Branche, als lägen sämtlichen Offensivspielern im deutschen Profifußball Interessensbekundungen aus Köln vor. Doch lange Zeit bewegte sich nichts, bis Córdoba am Tag des Pokalspiels gegen Altglienicke endlich seine Wechselabsicht zu Hertha BSC mitteilte.

Fatale Personalentscheidungen

Hinzu kam, dass die Kölner in den vergangenen Jahren aus der Panik, ihre Saisonziele zu verfehlen oder auch aus reiner Unfähigkeit viele teure Verträge abgeschlossen hatten, die ihnen in diesem Sommer auf die Füße fielen, als der auf Kante genähte Etat durch die wegen der Corona-Pandemie ausbleibenden Einnahmen zu Staub zerfiel.

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Eine wenig nachhaltige Personalplanung, der schleppende Abschied eines Leistungsträgers – und als die Kölner dann kein Glück hatten, weil Streli Mamba durch den Medizincheck fiel, kam noch Pech hinzu, als Dimitris Limnios positiv auf Corona getestet wurde und noch später zur Mannschaft stieß. Erst als die Kölner im letzten Moment Ondrej Duda, Sebastian Andersson und Marius Wolf verpflichtet hatten, veränderte sich die Kadersituation. Nach der Länderspielpause, so heißt es am Geißbockheim, sei man zu der Ansicht gelangt, dass nun ein Kader auf dem Trainingsplatz stehe, mit dem der Verbleib in der Bundesliga möglich sei. Allerdings unter keinen Umständen mehr als das.

Gisdols Verlängerung

Als der 1. FC Köln im Sommer den Vertrag mit Markus Gisdol verlängerte, war das auch der symbolische Schlusspunkt der Debatten des Sommers. Zwar hatte man sich früh auf die Saisonziele geeinigt, das bestätigte FC-Präsident Werner Wolf nun in einem Interview mit dem „Express“: „Es geht ums Überleben, es geht um den Klassenerhalt und es geht darum, eine Basis zu schaffen, auf die man künftig aufbauen kann“, erklärte der 64-Jährige. Was die Zielsetzung für das Tagesgeschäft bedeutete, darüber hatte nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ jedoch vor allem Markus Gisdol reden wollen. Einerseits habe der Trainer sicherstellen wollen, dass es im Verein eine Einigkeit darüber gibt, dass es angesichts des Transfersommers Schwierigkeiten in der Startphase geben werde. Hinzu kommt, dass Gisdol ein Bewusstsein dafür abfragen wollte, dass eine Mannschaft, die ums Überleben kämpft, viele Spiele verliert und womöglich sogar überwiegende Teile der Saison auf einem Abstiegsplatz verbringen wird.

Heldts Versprechen

Darauf einigte man sich, und erst gegen das Versprechen, nicht wegen einer Positionierung im Bereich der Abstiegsplätze die Sinnfrage zu stellen, war Gisdol bereit, seinen Vertrag zu verlängern. Das erklärt, warum es nach wie vor keine Trainerdebatte beim FC gibt.

Horst Heldt war es vor allem darum gegangen, einen Trainer zu binden, der dieser Aufgabe gewachsen ist. „Wir wussten bei den Gesprächen, dass es ein schwieriger Weg für den 1. FC Köln werden würde, wenn es so weitergehen würde, wie es sich während Corona abgezeichnet hatte. Dafür brauchst du ein Trainerteam, das bereit ist, so einen Weg mitzugehen und so einen Abstiegskampf aushalten kann“, sagte der Kölner Manager dem „Geißblog“.

„Absolut überzeugt“

Heldt führt also vor allem deshalb keine Trainerdebatte, weil es so abgemacht war: Nach einer schwierigen Startphase werde die Mannschaft nur wenige Spiele gewinnen und überwiegend im Bereich der Abstiegsplätze stehen. Würde Heldt seinen Trainer nun dafür entlassen, widerspräche das jeder Abmachung. Werner Wolf findet das nachvollziehbar. „Horst Heldt begleitet die tägliche Trainings-Arbeit von Gisdol. Er beobachtet seinen Umgang mit der Mannschaft und seine interne Wirkung. Heldt ist absolut überzeugt von ihm. Und diese Einschätzung teilen sowohl Vorstand als auch Geschäftsführung“, sagt der Präsident.

Schwache Ausbeute

Die Ausbeute von drei Punkten aus sieben Spielen ist dennoch weniger, als die Kölner erhofft haben. Vier Niederlagen sind dabei gar nicht das Problem, hochgerechnet auf die Saison wären vier Pleiten in sieben Spielen 19 aus 34 – mit dieser Quote ist Mainz 05 in der vergangenen Saison auf Platz 13 eingelaufen. Überhaupt haben die Kölner zuletzt von vier Spielen nur eines verloren – und das war gegen den FC Bayern. Allerdings müssen die Kölner dringend ihre Siegquote verändern, denn die ist weit davon entfernt, sie ins Ziel zu tragen, da stimmt auch Werner Wolf zu: „Mit dem Kader sind wir zufrieden, was Stimmung und Leistungsbereitschaft angeht. Allerdings brauchen wir bessere Ergebnisse.“