AboAbonnieren

1. FC Köln-Analyse nach dem PokalStürmer gesperrt – Hoffen auf Hannovers Geld

Lesezeit 5 Minuten
Neuer Inhalt

FC-Torwart Timo Horn parierte in Wiesbaden gleich drei Elfmeter.

  1. Der Elfmeter-Krimi zwischen dem 1. FC Köln und Wehen Wiesbaden hat das System des Klubs ins Wanken gebracht.
  2. Trainer Achim Beierlorzer muss nun Entscheidungen hinterfragen.
  3. Er hat bereits durchscheinen lassen, dass auch das Stürmer-Duo nicht in Stein gemeißelt ist.

Köln – Es war ein Pokalkrimi in Wiesbaden, der beim 1. FC Köln Spuren hinterlassen hat. Emotionale und körperlich sichtbare. Rund 13 Stunden nach dem 6:5-Sieg im Elfmeterschießen in der ersten Runde beim Zweitligist SV Wehen Wiesbaden humpelte Mittelfeldspieler Louis Schaub am Montag am Geißbockheim an Krücken die Treppe zum Kabinentrakt hinab. Neuzugang Birger Verstraete war mit Knieproblemen aus dem Gefecht herausgegangen, Kapitän Jonas Hector mit einer lädierten Nase.

Verstraete und Schaub nicht schwerwiegend verletzt

Einige Stunden später konnte der FC nach MRT-Untersuchungen bei Schaub und Verstraete immerhin leichte Entwarnungen geben. „Glücklicherweise haben beide keine strukturellen Verletzungen. Wir werden bei beiden von Tag zu schauen, wie es ihnen geht und die Belastung dementsprechend steigern. Ob es bis zum Wochenende reicht, werden wir sehen“, teilte FC-Trainer Achim Beierlorzer mit.

Córdoba Samstag gesperrt, Modeste noch nicht in Form

Ein Mitwirken des Duos wäre sehr wichtig. Denn für das schwierige erste Punktspiel am Samstag beim VfL Wolfsburg fällt bereits Jhon Córdoba sicher aus. Der Kolumbianer, der gelb-rot-gefährdet nach 60 Minuten ausgewechselt worden war (Beierlorzer: „Er muss seine Emotionen in den Griff bekommen. Es gibt eine gewisse Frustrationstoleranz, die er sich aneignen muss“), ist in der Bundesliga gesperrt.

Der Stürmer hatte am vorletzten Spieltag der vergangenen Saison im Heimspiel gegen Regensburg die Rote Karte gesehen. Sein Fehlen ist bedauerlich, denn Torschütze Córdoba hat offenbar seine gute Form aus der vergangenen Spielzeit konserviert, aber es war schon seit langer Zeit bekannt.

Am Montag überwog aber noch die Verarbeitung des Geschehenen. Der Sieg im Pokalkrimi war nicht für die Stimmung im ganzen Verein und für die Arbeit des neuen Cheftrainers wichtig, sondern er lieferte auch weitere wichtige Erkenntnisse (siehe auch Kommentar), die bereits am Montag per Video analysiert wurden. Neben einigen guten waren das auch schlechte. Anthony Modeste hat noch längst nicht wieder seine alte Form wieder erreicht hat. Mit Simon Terodde harmonierte er später fast gar nicht.

Kein festes Sturm-Duo

Achim Beierlorzer ließ schon durchblicken, dass in Wolfsburg ein Sturmduo Modeste/Terodde nicht in Stein gemeißelt ist und er sich vielleicht noch eine Alternative einfallen lässt. Und der Coach muss sich Gedanken um das Umschaltspiel und die Defensive machen. Die Innenverteidigung um Jorge Meré und Rafael Czichos wackelte bedenklich. „Wir brauchen im Zentrum mehr Stabilität. Es muss gut besetzt sein. Das kann man besser machen als wir am Sonntag. Vor allem am Anfang haben wir zu viele Fehler gemacht, der Gegner hatte zu viele Chancen“, monierte der 51-Jährige Beierlorzer.

Am meisten schieden sich die Geister aber an Timo Horn: Erst wurde der Torhüter gescholten, dann ausgiebig gefeiert. Denn Horn hatte die größte emotionale Achterbahnfahrt aller Kölner erlebt. Der 26-Jährige hatte bei den Gegentreffern zum 1:2 und 3:3 jeweils gepatzt, das erste Gegentor kurz nach der Pause ging dabei noch mehr auf seine Kappe als das Missverständnis zwischen ihm und Meré vor dem Ausgleich in der Verlängerung. „Ein Aufsetzer auf nassem Boden ist ekelhaft für einen Torhüter.

Nach so einer Situation muss man einfach weitermachen“, schilderte Horn das 1:2 aus seiner Sicht. Dass es am Ende drei Gegentore geworden waren, ärgerte den Keeper: „Es ist nie zufriedenstellend, drei Gegentore in der ersten Runde zu bekommen. Auf der anderen Seite haben wir die Bälle zu leichtfertig hergegeben.“

Timo Horn zieht sich selbst aus dem Sumpf

Stark war indes, wie sich Horn dann im Elfmeterschießen am eigenen Schopf aus dem Sumpf zog und gleich drei Elfmeter in Folge von Gül, Guthörl und Kyereh parierte. „Da ist Timo auf einmal der Fels in der Brandung und fast unbezwingbar. Das hat mich schon begeistert, wie er die Situation angenommen hat. Denn auch ein Torhüter ist nicht happy, wenn er zuvor drei Tore bekommen hat“, lobte Beierlorzer seinen Schlussmann, für den drei gehaltene Elfmeter nach eigenen Worten „Balsam auf die Seele eines Torwarts“ waren.

Das könnte Sie auch interessieren:

Seine letzte Saison war mit durchwachsen freundlich umschrieben, bei der Meisterfeier hatte er sogar Pfiffe der Fans einstecken müssen. Hätte der FC verloren, Kritik an ihm wäre wieder die Folge gewesen. Das wollte Horn offenbar vermeiden und schwang sich im Elfmeterschießen zum Kölner Helden auf, der aus dieser Situation gestärkt hervorgehen dürfte. Horn hatte es auch seinen Kritikern gezeigt. Denn als Strafstoß-Killer war er zuvor nicht unbedingt in Erscheinung getreten.

Skhiri steigt ins Training ein - Hannover hat jetzt Geld

Mit Ellyes Skhiri nahm am Montag auch der letzte Neuzugang des 1. FC Köln das Training auf. Teamkollege Vincent Koziello übersetzte vieles für den 24-jährigen defensiven Mittelfeldspieler, der vom SC Montpellier kam. „Man sieht sofort, wie dynamisch und durchtrainiert der Junge ist und an den kleinen Bewegungen und am Passspiel, was er drauf hat“, zeigte sich Trainer Achim Beierlorzer erfreut.

Jan Schlaudraff, Sportdirektor von Hannover 96, war in Wiesbaden Tribünengast. Zum einen schaute er sich den nächsten 96-Gegner an, zum anderen ist es kein Geheimnis, dass der Absteiger an den chancenlosen FC-Profis Jannes Horn (22) und Salih Özcan (21) interessiert ist, die aber nicht zum Pokal-Kader zählten. 96 will Horn offenbar mit Kaufoption ausleihen und Özcan kaufen. Geld sollte seit Montag da sein: Hannover transferierte Mittelfeldspieler Walace für rund sechs Millionen Euro zu Udinese Calcio.