Im Sommer 2017 kam Córdoba aus Mainz nach Köln, es dauerte zwei Jahre, ehe er sein erstes Bundesligator erzielte.
Jörg Schmadtke holte den Kolumbianer einst zum FC, nun traf Córdoba zweimal gegen Schmadtkes Wolfsburger.
Der Stürmer hat seine schon zuvor überragende Athletik weiter verbessert.
Köln – Der Bart lässt Jörg Schmadtke zwar einige Jahre älter aussehen, allerdings hat die graue Pracht auch etwas Folgerichtiges. Denn Schmadtkes Äußeres passt nun viel besser zu seinem vernuschelten Sprechstil, das war am Samstagnachmittag im Tiefgeschoss des Rhein-Energie-Stadions zu erleben. Der Geschäftsführer des VfL Wolfsburg, der zuvor vier Jahre lang Boss der Kölner gewesen war, hatte nicht viel Fröhliches mitzunehmen von seiner Rückkehr zum FC. Keine Abwehr der Bundesliga hatte bis Samstag weniger Tore kassiert als die seiner Niedersachsen. Dann aber hatte der 1. FC Köln die Wolfsburger 3:1 geschlagen und mit dem vierten Sieg in Serie einen weiteren Schritt auf der Kellertreppe nach oben getan.
Sagenhafter Kampf
Der größte Jubel im tosenden Rhein-Energie-Stadion galt am Samstag Jhon Córdoba, der bei seiner Ehrenauswechslung kurz vor Schluss bescheiden in die Tribünen grüßte und Platz machte für Anthony Modeste. Zwei Treffer hatte Córdoba selbst erzielt und mit sagenhaftem Kampf die Wolfsburger Innenverteidiger Tisserand und Brooks wie sehr große und bald dann sehr verzweifelte Kinder aussehen lassen. Derart wirr war etwa Tisserand, dass er in der 45. Minute einen Ball in Strafraumnähe in Skhiris Füße spielte, dessen Anspiel Córdoba zum 2:0 nutzte. Ein halbes Eigentor, wie VfL-Coach Glasner hinterher befand. Hector hatte nach einem Eckball des starken Zugangs Mark Uth auf 3:0 erhöht, Steffen war in der 66. Minute nur das Wolfsburger 1:3 gelungen.
Córdobas Märchen scheint nach bösem Beginn gut auszugehen. Die Anfänge der Geschichte liegen im Sommer 2017, und auch damals waren Schmadtke und Modeste beteiligt: Der Franzose hatte den Verein in Richtung China verlassen, Schmadtke hatte einen Teil der Einnahmen in Córdoba investiert. 17 Millionen Euro waren das damals, Rekordtransfer.
Schmadtkes Vermächtnis
Als Jörg Schmadtke den 1. FC Köln im Oktober 2017 verließ, stand der Verein mit zwei Punkten aus neun Spielen auf dem letzten Platz. Córdoba konnte damals gerade nicht spielen, der Kolumbianer war einer der zahlreichen muskelverletzten FC-Profis dieser Zeit. In seinen sieben Kölner Bundesliga-Einsätzen bis dahin hatte er keinen Treffer erzielt. Und es sollte weitere zwei Jahre dauern, ehe Córdoba am 11. Spieltag der aktuellen Saison gegen Hoffenheim seine Tor-Premiere in der Ersten Liga feierte.
Niemand wollte nach all den Tälern ernsthaft behaupten, man müsse Jörg Schmadtke nun für Córdoba danken. Selbst Schmadtke ließ sich nicht locken, obgleich er wohlwollend zur Kenntnis nahm, dass ein Wolfsburger Reporter den Zusammenhang zwischen Córdobas Sensationsauftritt und Schmadtkes Kölner Wirken herstellte. „Ich kenne den ganz gut“, murmelte Schmadtke und klang ganz zufrieden mit seinem Satz: Doch blieb er bei der Sache. „Córdoba ist etwas anders zu bearbeiten, das ist uns heute nicht gelungen. Das spricht für Córdobas Qualität und dafür, dass wir nicht gut genug verteidigt haben.“
Erneute Schmähungen
Dass Schmadtke von den Kölner Fans während der Partie am Samstag zeitweise als „Betrüger“ beschimpft wurde, hatte allerdings nichts mit den Millionen zu tun, die er einst für Córdoba scheinbar verplempert hatte. Tatsächlich ging es einmal mehr um die Abfindung für den ehemaligen Geschäftsführer: Dessen Vertrag war im Mai 2017 bis ins Jahr 2023 verlängert worden; 2,2 Millionen Euro jährlich verdiente Schmadtke beim FC. Als er im folgenden Oktober ging, hätten ihm noch mehr als 12 Millionen Euro Gehalt zugestanden. Doch wegen einer Trennungsklausel im Vertrag erhielt er eine Abfindung von nur anderthalb Jahresgehältern, 3,3 Millionen Euro also. Viel Geld, aber Branchen-üblich. Die Schmähungen hatte er zur Kenntnis genommen, doch setzte der 55-Jährige andere Schwerpunkte. „Wir brauchen keine Silbe darüber zu verlieren, denn es war für das Spiel unerheblich.“
Gisdols Anteil
Markus Gisdol hat Córdoba zwar nicht nach Köln geholt, allerdings hat der Trainer einigen Anteil daran, dass der 26-Jährige für die Gegner derzeit nicht zu kontrollieren ist. Gisdol hat einen pragmatischen Ansatz gewählt und an den Stärken des Spielers gearbeitet, statt Córdobas Repertoire erweitern zu wollen. Den magischen schnellen Pass bringt man dem Kolumbianer ohnehin nicht mehr bei. Dann macht man ihn einfach noch athletischer. „Er hat berauschend gespielt. Wir versuchen, ihn zu unterstützen, und er nimmt alles an. Wir haben von der Fitness her ein paar Dinge mit ihm gemacht, da hat er noch ein bisschen was draufgepackt“, beschrieb Gisdol.
Der Lohn war Córdobas Premiere als zweifacher Bundesliga-Torschütze. In fünf Heimspielen in Folge hat er nun getroffen, und am Samstag wirkte er, als könne niemand ihn stoppen. „Er war schon immer eine richtige Maschine“, sagte Gisdol, „jetzt ist er noch robuster.“