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Ex-FC-Profi Heintz„Wir sind nicht mehr der kleine SC Freiburg"

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Der Ex-Kölner Dominique Heintz (l.) jubelt mit seinem Freiburger Teamkollegen Jonathan Schmid.

  1. Dominique Heintz stand drei Jahre beim 1. FC Köln unter Vertrag, 2017 war er Teil des Teams, das sich für die Europa League qualifizierte.
  2. Mittlerweile ist der Verteidiger Stammspieler beim SC Freiburg, dem nächsten Gegner der Kölner.
  3. Im Interview spricht Heintz über seinen Ex-Klub und die Entwicklung seines aktuellen Arbeitgebers.

Köln/Freiburg – Drei Jahre von 2015 bis zum Sommer 2018 lief Dominique Heintz (26) für den 1. FC Köln auf. Der Verteidiger erlebte zwei starke Spielzeiten mit, 2017 gelang dem FC sogar erstmals nach 25 Jahren die Qualifikation für den Europa-Pokal. Nach dem Abstieg 2018 verließ er die Kölner in Richtung SC Freiburg. Im Breisgau fühlt sich der Abwehrspieler mittlerweile richtig wohl. Jetzt kehrt Heintz erstmals mit seinem neuen Klub zu einem Pflichtspiel ins Kölner Stadion zurück (Sonntag, 15.30 Uhr). Im Interview mit dieser Zeitung spricht Heintz über die Rückkehr, seinen Ex-Verein, seinen Werdegang und den des Sport-Clubs und über den schillernden Trainer Christian Streich.

Herr Heintz, die jüngste 0:2-Heimniederlage des Sport-Clubs gegen Paderborn kam unerwartet. Ist sie ein Rückschlag?

Dominique Heintz: Nein, ich sehe sie nicht als echten Rückschlag an. Wir sind selbstkritisch und wissen selbst, dass wir deutlich besser spielen können und auch müssen. Wir waren nicht zwingend genug, Paderborn wiederum hat seine Chancen eiskalt genutzt. Wir haben aber eine so stabile Mannschaft, die das nicht gleich umwirft. Wir haben die Partie aufgearbeitet und die Fehler angesprochen. Wir müssen es nun in Köln wieder besser machen und uns die drei Punkte zurückholen. Das ist das Ziel.

Mit bisher 29 Zählern steht Freiburg ganz gut da.

Das stimmt, aber Zufriedenheit bedeutet Stillstand. Wir wollen bereits in Köln die 30-Punkte-Marke überschreiten. Man muss sich ja nur die Tabelle angucken: Die halbe Liga befindet sich derzeit im Abstiegskampf. Von dem wollen wir uns am besten so früh wie möglich verabschieden.

Im Hinspiel gegen den FC, das Freiburg mit 1:2 verlor, kamen Sie nicht zum Einsatz. Fortan standen sie in allen Spielen über die komplette Spielzeit auf dem Platz.

Dass ich damals sehr gerne gegen den FC gespielt hätte, das versteht sich ja von selbst. Aber das ist längst abgehakt. Ich bin zufrieden, wie es läuft. In den letzten Jahren habe ich im Schnitt immer über 30 Spiele bestritten, jetzt bin ich wieder auf dem Weg dahin. Ich habe gelernt: Wenn ich ein-, zweimal nicht zum Einsatz komme, macht mich das nicht mehr gleich verrückt. Ich bin mit mir im Reinen.

Also auch mit dem Wechsel im Sommer 2018 von Köln nach Freiburg?

Er war die richtige Entscheidung – auch wenn ihn am Anfang einige vielleicht nicht nachvollziehen konnten. Ich habe mich in Freiburg weiterentwickelt und einen Schritt nach vorne gemacht. Ich spiele für einen gut geführten Verein, in einer qualitativ guten Mannschaft und habe einen super Trainer. Ich bin glücklich.

Waren Sie das in Köln am Ende denn nicht mehr?

Doch, doch, ich habe dem FC einiges zu verdanken und will die Zeit in Köln absolut nicht missen. Sie war schön – auch wenn ihr Ende mit dem Abstieg natürlich heftig war. Der SC Freiburg ist ein bodenständiger Klub, der oft das Bestmögliche aus seinen Mitteln herausholt. Man sollte das aber nicht missverstehen: Wir sind nicht mehr der kleine SC Freiburg. Wir müssen uns nicht vor der Konkurrenz verstecken. Der Verein wächst weiter - und dies Schritt für Schritt. Wir ziehen in der kommenden Saison in ein neues Stadion mit neuem Trainingszentrum um, die Fangemeinde wird auch immer größer. Hier ist etwas entstanden, und das entwickelt sich weiter.

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Es geht aber unaufgeregter zu als beim 1. FC Köln.

Das stimmt. Die Emotionalität rund um den FC hat aber auch ihren Reiz. Zu meiner Zeit war es auch gar nicht so unruhig wie es vielleicht im vergangenen Jahr der Fall war, selbst in der Abstiegssaison haben die Kölner Fans ein gutes Gespür für die Situation bewiesen. Aber vor allem für jüngere Spieler ist es in Freiburg sicherlich leichter, sich in Ruhe entwickeln zu können.

Sie sprachen Ihren Trainer an. Der steht ja auch für Kontinuität und ist seit acht Jahren Cheftrainer. Was zeichnet ihn aus?

Er ist ein ehrlicher, sehr guter Trainer, der zu den Spielern einfach einen Draht hat. Mit seiner authentischen, emotionalen Art passt er perfekt zum SC Freiburg – auch wenn er am Spielfeldrand schon mal ziemlich abgehen kann (lacht). Der Trainer schafft es aber immer wieder, die richtigen Worte zu finden und die Mannschaft wachzurütteln.

„Christian Streich passt nach Freiburg wie die Faust aufs Auge"

Streich mischt sich ein – auch in gesellschaftliche Themen.

Warum auch nicht? Der Trainer kennt sich gut aus, überlegt sich lange, was er wie sagt und hat dann eine klare Meinung. Mir gefällt das. Auch da passt Christian Streich wie die Faust aufs Auge zu diesem Klub und der offenen Stadt.

Am Samstag spielen Sie erstmals nach ihrem Abgang wieder im Rhein-Energie-Stadion. Wie gehen Sie in die Partie?

Es wird ungewohnt sein, aber ich freue mich sehr darauf. Ich freue mich auf das Stadion, die Fans, auf meine ehemaligen Teamkollegen und Mitarbeiter, zu denen ich weiterhin Kontakt habe. Es wird aber ganz unabhängig davon ein schwieriges Spiel, das ist jedem von uns bewusst. Der FC ist deutlich verbessert – daran ändert auch die 1:5-Niederlage in Dortmund nichts. Ich verfolge den Klub natürlich weiter. Seit einigen Wochen scheint wieder deutlich mehr Ruhe in den Verein eingekehrt zu sein. Ich wünsche dem FC den Klassenerhalt. Aber ich glaube, dass der Abstiegskampf bis zum Ende richtig spannend und eng bleiben wird.

Sie sind 26 Jahre alt und stehen noch bis 2022 in Freiburg unter Vertrag. Sie deuteten mal an, dass Sie sich irgendwann eine Rückkehr zum FC vorstellen könnten.

Die ist aktuell und in naher Zukunft kein Thema. Aber ich stehe dazu, dass ich mir das auf jeden Fall noch einmal vorstellen könnte.