Die SV Elversberg, am Samstag in Müngersdorf Gegner des 1. FC Köln, hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder geschickt durch Leihgeschäfte verstärkt.
FC-Gegner ElversbergErfolg mit geliehener Qualität
Gerhard Struber ist längst nicht mehr verblüfft von den Auftritten der SV Elversberg in dieser Zweitligasaison. Der Gegner seines 1. FC Köln am Samstag (13 Uhr) in Müngersdorf sei schließlich „an gefühlt jedem Spieltag für eine Überraschung gut. Mittlerweile spricht man da nicht mehr von Überraschungen, sondern von einer sehr stabilen Leistung“, sagt der Österreicher über die Saarländer, gegen die seine Mannschaft am zweiten Spieltag einen herben Dämpfer hatte einstecken müssen.
1:0 führte der FC damals im Stadion an der Kaiserlinde, dann kam zur zweiten Halbzeit Fisnik Asllani, der die Partie mit einem Tor und einer Vorlage innerhalb einer Viertelstunde drehte. Timo Hübers gelang zwar noch der Ausgleich zum 2:2. Doch der Bundesliga-Absteiger wusste spätestens da, dass es auch in der Provinz schwierig sein würde, Punkte zu sammeln. Hübers sprach in dieser Woche von einem „super Spieler“, als er auf Asllani angesprochen wurde: „Er hat in dieser Saison voll eingeschlagen – seit der zweiten Halbzeit gegen uns“, sagte der Kölner Abwehrchef.
Der gebürtige Berliner Asllani war nur wenige Tage vor dem Duell mit Köln von der TSG Hoffenheim nach Elversberg ausgeliehen worden. Mittlerweile ist der 22-Jährige eine der Attraktionen der Liga. Zehn Tore und fünf Vorlagen gelangen ihm in den bislang 20 Pflichtspieleinsätzen dieser Saison. Einen Spieler mit derartigen Werten haben die Kölner nicht. Nur Tim Lemperle (neun Tore/vier Vorlagen) erreicht in etwa Asllanis Niveau. Und der wird den FC im Sommer verlassen – nach Hoffenheim.
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Hübers rechnet mit einem Gast, „der sich keinen großen Kopf macht, sondern einfach drauflos zockt. Das haben sie auch in der zweiten Halbzeit im Hinspiel gegen uns richtig gut gemacht. Deswegen erwarten wir einen frechen Gegner, der mit dem Ball einiges anzufangen weiß.“ Auch Struber zeigt sich beeindruckt von der Leichtigkeit der Elversberger. „Sie trauen sich, zu kombinieren. Sie sind noch in diesem Überraschungsmodus und agieren sehr frei von der Leber weg. Ihre Einzelspieler passen sehr gut zueinander. Und vorn haben sie den einen oder anderen Stürmer, der Torgefahr mitbringt. Es steht Elversberg drauf. Aber es ist richtig was Gutes drin.“
Asllani ist nicht der einzige Leistungsträger, den sich Elversberg nur geliehen hat. Im Gegenteil ist es Teil des Konzepts beim Zweitligisten, sich jeweils kurz vor Saisonbeginn mit Spielern zu verstärken, die man sich grundsätzlich nicht leisten könnte. In diesem Jahr spielt an Asllanis Seite Muhammed Damar, der 20-Jährige gehört ebenfalls den Hoffenheimern und steht nach 17 Einsätzen bei fünf Toren und vier Vorlagen. Und auch auf der Rechtsverteidigerposition setzt Elversberg auf geliehene Qualität: Teenager Elias Baum ist der Mann mit den drittmeisten Einsatzminuten im Kader der Elversberger, gegen Köln sorgte er für mächtig Aufruhr auf dem Flügel. Eigentlich gehört der Spieler Eintracht Frankfurt, doch waren die Aussichten auf Spielzeit beim Europa-League-Teilnehmer gering. Daher mischt er nun vorerst die Zweite Liga auf.
Grundsätzlich hätte die SVE einen weiteren Leihspieler in der ersten Elf, doch Jugend-Nationalspieler Frederik Jäkel (23/RB Leipzig) ist nach seinem Kreuzbandriss noch auf dem Weg zurück. In der Vorsaison hatten sich die Elversberger mit Paul Wanner vom FC Bayern verstärkt, der anschließend großen Anteil am bemerkenswerten ersten Zweitligajahr gehabt hatte und nun in der Bundesliga für Heidenheim spielt. Ein Jahr zuvor hatte der damals 20 Jahre alte Nick Woltemade als Leihgabe von Werder Bremen geholfen, die SVE in die Zweite Liga zu hieven, 17 Tore und zehn Vorlagen steuerte er damals in 35 Pflichtspielen bei. Mittlerweile spielt Woltemade bei Vizemeister VfB Stuttgart.
Der 1. FC Köln dagegen tut sich auffallend schwer, Verstärkungen zu finden. Das war schon so, bevor man sich die Transfersperre einhandelte. Und auch in diesem Winter wäre ein Stürmer wie Asllani herzlich willkommen am Geißbockheim. Allerdings sieht man Leihgeschäfte in Köln etwas kritischer. Schließlich ist es Teil ihrer Strategie, den Wert ihres Kaders dauerhaft zu steigern. Und das ist schwierig mit Leihgeschäften, zumal größere Klubs selten bereit sind, Kaufoptionen in den Leihvertrag aufzunehmen. Gleichzeitig gilt allerdings auch, dass kaum etwas derart positive Effekte auf die Entwicklung des Kaderwerts hat wie auch kurzfristiger sportlicher Erfolg, und sei er unter Mithilfe geliehener Spieler entstanden.
Blick auf die Ersatzbänke
Dennoch wirft Christian Keller auch den einen oder anderen Blick auf die Ersatzbänke der Konkurrenz. „Wir schauen uns die an, wir schauen uns aber auch Spieler an, die nicht auf der Ersatzbank sitzen“, sagt der Kölner Sportchef. Im Winter ist es naheliegend, sich auf dem Markt der Enttäuschten umzuschauen. Schließlich gibt kein Verein einen Spieler ab, der eine herausragende Hinrunde gespielt hat. Was die Ersatzleute angeht, ist der begrenzende Faktor dann eher der Profi selbst: Dann müsse man sich beim Thema Leihe „fragen, welcher Spieler in einer höheren Liga auf der Bank sitzt und bereit ist, sich in einer tieferen Liga zu versuchen. Das können sich viele leider nicht vorstellen“, beschreibt Keller.
Mit einem Sieg könnte Elversberg den FC überholen. Doch Timo Hübers vermeidet weiterhin den Blick auf die Tabelle. „Zum Ende der Rückrunde haben wir gut daran getan, auf uns zu schauen, weil es letztlich darum geht, dass man selbst punktet. Da haben wir jetzt am Samstag die nächste Chance zu und dann ist ein Tabellenplatz das, was zwangsläufig daraus resultiert.“