Vor der Partie gegen TSG Hoffenheim machte der FC-Trainer seiner Mannschaft eine klare Ansage. Er ist unzufrieden mit der Leistung seiner Spieler. Doch das macht Hoffnung.
FC-Kolumne DauerkarteEin gefestigter Steffen Baumgart hilft gegen den Frust beim 1. FC Köln
Die erste Länderspielpause der neuen Saison kam für Steffen Baumgart und seine Mannschaft ungünstig. Nach dem Spiel in Frankfurt gab es nicht nur aus Sicht des Trainers großen Redebedarf. Zwar hatte der FC im dritten Ligaspiel der neuen Saison den ersten Punkt geholt. Doch wenig am Kölner Auftreten im Deutsche-Bank-Park erinnerte an den 1. FC Köln der ersten beiden Baumgartjahre. Das hat den Trainer getroffen, denn ihm liegt viel an seinem Stil. „Ich habe eine Idee vom Fußball, und das war nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe“, beschrieb Baumgart: „Weniger als 40 Prozent Ballbesitz, dazu Abwehrschlachten“, fasste er zusammen und folgerte: „So geht das nicht weiter.“
Steffen Baumgart hatte in der vergangenen Woche viel zu erklären.
Keine Zerrüttung im Kölner Kader
Wir Reporter hatten das Privileg, in der zurückliegenden Woche die Trainingseinheiten betrachten zu können, während die Öffentlichkeit wegen der Baumaßnahmen im Franz-Kremer-Stadion ausnahmsweise ausgeschlossen war. So wurden wir Augen- und vor allem Ohrenzeugen von Baumgarts Versuchen, seine Mannschaft wieder auf ihre alten Stärken einzuschwören. Das war oft laut, das ging manchmal auch in der Wortwahl recht weit. „Ich gebe vor, wie wir hier spielen. Wer das nicht will, kann tanzen gehen“, gehörte noch zu den charmanten Formulierungen.
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Was mich allerdings beeindruckte, war Baumgarts Fähigkeit, die Kommunikation bei allem Ärger nicht abreißen zu lassen. Dominique Heintz, nach fünf Jahren in diesem Sommer als gereifter Spieler zurück nach Köln gekommen, nahm es pragmatisch: „Er muss uns auf den Sack gehen, bis wir es verstehen“, sagte der Pfälzer im Anschluss an eine der lautesten Trainingseinheiten, die ich in den vergangenen 25 Jahren beim 1. FC Köln erlebt habe. Heintz hatte jedes Verständnis – und beschrieb Baumgarts Qualität, immer einen Weg zurückzufinden: „Er lobt dann ja auch, wenn wir es richtig machen.“
Kein Vergleich zu Hansi Flick
Wenn man sich die längst legendäre Dokumentation über das deutsche Scheitern bei der WM in Katar ansieht, bleibt vor allem die Sprachlosigkeit von Mannschaft und Bundestrainer Hansi Flick in Erinnerung. Die Stille ist derart unangenehm, dass man glatt den Fernseher ausmachen möchte. Wenn Steffen Baumgart dagegen auf dem Trainingsplatz tobt, ist da trotz allem ein lebendiger Austausch, obgleich man sagen darf, dass es in den vergangenen Tagen doch eher Frontalunterricht war, den der Fußballlehrer Steffen Baumgart dort abhielt.
Brachiale Kommunikation
Allerdings weiß Baumgart sehr gut, was er da macht. „Ich habe eine deutliche Sprache. Ich kann die Dinge laufen lassen oder sagen: Ich gehe rein. Und wenn die Sachen dreimal nicht laufen, muss ich dreimal reingehen. Dann bin ich nicht der Typ, der das im leisen Ton macht, sondern manchmal auch ein bisschen drüber. Aber das Gute ist, dass meine Jungs das verstehen. Die wissen, dass das um die Sache geht und nicht um sie. Vielleicht war es in dieser Woche etwas emotionaler als sonst. Passiert dann halt, dann bin ich, wie ich bin.“
Dominique Heintz ist zurück beim FC und mag Baumgarts Ansprache.
Baumgart will kein Direktspiel
Die Kölner Profis spielten zuletzt kaum mehr nach vorn, was Baumgart in kleinen Eingriffen zu verändern versuchte. Das Spiel am Ball, da geht es ums Freilaufen, da geht es auch darum, sich bei der Annahme nach vorn zu bewegen und nicht zum eigenen Tor zu drehen, um den Ball scheinbar zu sichern. Und es ging um das Spiel mit zwei Kontakten. Der Direktpass, wie ihn die ganz großen Mannschaften zur Aufführung bringen, gilt als die Krone des Fußballs.
Doch ist diese Variante extrem anspruchsvoll. Wer es kontrolliert und trotzdem flüssig will, der spielt mit zwei Kontakten. Erster Kontakt: Ballkontrolle. Zweiter: gepflegter Pass. Mit diesem Fußball haben Baumgarts Kölner in den vergangenen beiden Jahren schöne Erfolge erzielt. Zwar war die Chancenverwertung im letzten Jahr dürftig. Doch der Weg in die gegnerische Hälfte stand den Kölnern offen. Da will Baumgart wieder hinkommen. Und weil in den vergangenen Tage so viele FC-Profis auf Länderspielreise waren, gab es am Donnerstag noch eine Zugabe, als Baumgart in seinen Videoraum bat und die Partie in Frankfurt ein weiteres Mal aufarbeitete.
Gleiche Ergebnisse, anderes Timing
Gegen die TSG Hoffenheim soll es am Samstag in Müngersdorf besser werden. Grundsätzlich ist noch nicht viel passiert, Baumgart hat sich seine eigenen Gedanken gemacht über den Saisonstart. Die Analyse fällt eindeutig aus: In Dortmund haben die Kölner in der vergangenen Saison ebenfalls verloren, daheim gegen Wolfsburg ebenso. Und in Frankfurt spielten sie 1:1.
Bloß hatte der FC in der Anfangsphase eben andere Gegner, was womöglich das Vertrauen in die eigene Spielweise vertieft hat. Baumgart glaubt, seine Mannschaft bald wieder auf Kurs bringen zu können. Der Trainer wirkte auf mich jedenfalls weiter gefestigt. „Das macht die Leute außen nervös, mich macht es nicht nervös.“ Klar ist allerdings, dass Baumgart nach den Vorgängen der vergangenen Tage eine klare Reaktion seiner Mannschaft sehen will.
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