Jusuf Gazibegovic kommt vom österreichischen Doublesieger Sturm Graz und soll die rechte Seite des FC stabilisieren.
FC-WinterzugangJusuf Gazibegovic kommt mit Potenzial zum Kölner Publikumsliebling
Das Spiel am Mittwoch musste Sturm Graz bereits ohne Jusuf Gazibegovic bestreiten, wegen einer Gelbsperre verpasste der Rechtsverteidiger die Champions-League-Partie im Stade Pierre-Mauroy des OSC Lille. Das Spiel am vergangenen Samstag war damit also das letzte gewesen im Trikot des Sportklubs, nach 177 Einsätzen für den Klub aus der Steiermark wechselt der bosnische Nationalspieler nun zum 1. FC Köln. Von Januar an wird der Verteidiger für den FC auflaufen.
Gazibegovic ist der erste Kölner Neuzugang nach Aufhebung der Registrierungssperre, er soll für Verstärkung auf einer absoluten Problemposition sorgen. „Jusuf kommt aus dem laufenden Spielbetrieb zu uns – war in Graz bis zuletzt unumstrittener Stammspieler auf der Außenverteidigerposition. Wir freuen uns sehr, dass wir ihn für den FC gewinnen konnten. Für sein junges Alter bringt Jusuf auf nationaler wie internationaler Ebene bereits reichlich Erfahrung mit. Neben seinen fußballerischen Fähigkeiten zeichnet ihn vor allem eine starke Mentalität aus. Er ist ein Typ, der niemals aufgibt, und hat die große Ambition, den FC dabei zu unterstützen, schnellstmöglich in die Bundesliga zurückzukehren“, ließ sich FC-Geschäftsführer Christian Keller am Donnerstag zitieren.
Jusuf Gazibegovic kommt als Liebling in der Kurve zum FC
Gazibegovic, 24 Jahre alt, war in Österreich nicht nur unumstrittener Stammspieler, sondern auch ein Liebling der Kurve. Nach zwei Pokalsiegen gelang den Steirern in der vergangenen Saison der Gewinn der österreichischen Meisterschaft. Zuvor hatte zehnmal in Folge RB Salzburg den Titel geholt. Trainer Christian Ilzer ist mittlerweile von Graz zur TSG Hoffenheim weitergezogen. Nun verlässt ein weiterer Leistungsträger der Meistermannschaft seine sportliche Heimat. „In erster Linie habe ich hier unterschrieben, weil es ein richtig großer Verein in Deutschland ist – mit viel Tradition. Das mag ich einfach. Bei meiner Entscheidung haben aber viele Faktoren eine Rolle gespielt: Die Stadt, die für den Verein lebt. Der Trainer, der mich schon sehr lange kennt und mich schon als kleines Kind betreut hat. Und die Herausforderung: Ich will unbedingt mit dem FC in die Bundesliga aufsteigen. Ich kann es kaum erwarten, dass es losgeht“, sagte Gazibegovic, der schon vor einiger Zeit in Köln war, um seinen neuen Vertrag zu unterschreiben.
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Gazibegovic wurde im Jahr 2000 in Salzburg als Kind bosnischer Eltern geboren. Nach der Ausbildung in der Akademie von Red Bull Salzburg gab er beim FC Liefering, dem Farmteam der Salzburger, sein Debüt im Profifußball. 2020 wechselte er zu Sturm Graz. Seit der U16 spielt der Defensivspieler für Bosnien und Herzegowina. Im Juni 2021 gab er beim 0:0 gegen Montenegro sein Debüt in der A-Nationalmannschaft Bosnien-Herzegowinas. Beim 1:2 gegen Deutschland in der Nations League A in Zenica stand Gazibegovic 90 Minuten auf dem Platz. Die 0:7-Klatsche im November in Freiburg dagegen verpasste er verletzt.
Ein Kollege könnte Gazibegovic den Start beim FC erleichtern: Denis Huseinbasic kennt den Abwehrmann aus der Nationalelf. „Er ist ein Spieler, der uns helfen wird, der genug Qualitäten vorn und hinten hat und der ein Mentalitätsmonster ist“, beschreibt Huseinbasic, der ein Jahr jünger ist als sein neuer Kollege. Offenbar hat Gazibegovic ihn schwer beeindruckt, der Grazer Publikumsliebling kommt mit viel Vorschuss zum FC: „Er ist ein cooler Typ, sehr umgänglich. Die Kölner Fans können sich freuen“, sagt Huseinbasic und nimmt sich gern selbst in die Verantwortung: „Natürlich gab es Gespräche, ich habe ihn ein bisschen bearbeitet.“ Am Donnerstag veröffentlichte der FC auch ein Video, das Chefscout Martin Schulz und Christian Keller beim Gespräch in Kellers Geschäftsführerbüro zeigt. Schulz beschreibt darin seinem Vorgesetzten einen neuen Mann, und obwohl der Name nicht fällt, liegt es nahe, dass Gazibegovic gemeint ist. „Er bringt die Qualität mit, die wir brauchen“, sagt Schulz und nennt einen „extremen Willen zur Torverteidigung und gute Intensität“. Der Zugang sei „ein Führungsspieler“, erläutert Schulz.
Tatsächlich scheint Gazibegovic ein Spieler zu sein, der mit großer Leidenschaft verteidigt. Seine Zweikampfquote ist auffällig hoch, auch in seinen fünf Auftritten in der Champions League, die er in dieser Saison jeweils über 90 Minuten bestritt. Allerdings ist er nicht übertrieben torgefährlich. Trotz einer hohen Torschussquote verzeichnete er beim Doublegewinn nur zwei Treffer in 36 Pflichtspielen. Gerhard Struber dürfte zumindest keine allzu schlechten Erinnerungen an Gazibegovic haben. Zwar verpasste der FC-Trainer in der vergangenen Saison den Titelgewinn mit RB Salzburg. Doch von den drei Partien, in denen Gazibegovic mit Graz gegen RB spielte, verlor Salzburg keine. Auch Struber kommt aus dem Salzburger Land und kennt Gazibegovic aus gemeinsamen Zeiten in der Jugend von RB sowie später als sein Trainer in der Zweiten Liga.
Bislang spielte Gazibegovic, der im Frühjahr 2019 einen Kreuzbandriss erlitt, in seiner Karriere beinahe ausschließlich als Rechtsverteidiger in einer Viererkette. Der 1. FC Köln trat zuletzt in einer Dreierkette auf, was der Attraktivität des Spiels wenig half, aber zur Stabilität beitrug. Allerdings war die Formation eher aus der Not entstanden, keinen tauglichen Rechtsverteidiger im Kader zu haben. Das könnte sich nun ändern – im Wintertrainingslager wird Gazibegovic ausreichend Zeit haben, sich an seine neue Mannschaft zu gewöhnen.