Am Abend kommt es zum Mitgliederratsstammtisch des 1. FC Köln. Der Vorstand plante offenbar, ein wichtiges Gremium-Mitglied abzuberufen.
Enormes Interesse an StammtischFC-Mitgliederrat äußert sich zur Vorstandswahl – brisante Personalie durchgesickert
Das Interesse ist groß: Rund 300 Mitglieder werden am Mittwochabend am „1. Mitgliederratsstammtisch“ des 1. FC Köln im „12. Mann“ im Rhein-Energie-Stadion erwartet. Einen derart großen Stammtisch des Gremiums hat es noch nicht gegeben.
Aber das Interesse lässt sich erklären: Denn das zentrale Thema des Abends ist die Suche nach einem zukünftigen Vorstand. Der wird während der Mitgliederversammlung des Vereins Ende September 2025 neu gewählt. Und dem Mitgliederrat, der wiederum im vergangenen September neu gewählt wurde, hat laut Satzung das alleinige Vorstands-Vorschlagsrecht.
Warum lädt der Mitgliederrat überhaupt zu einem Stammtisch ein?
Es geht dem zwölfköpfigen Gremium vor allem um Transparenz – bei der Vorstandssuche, aber auch bei anderen zentralen Angelegenheiten. „Wir möchten diesen Stammtisch nutzen, um Dir unseren Prozess zum Vorstandsvorschlag im kommenden Jahr vorzustellen und gemeinsam Deine Fragen und Anregungen zu besprechen. Wir möchten Dir skizzieren, was für uns relevante Fragestellungen sind und welche Meilensteine bis zur Mitgliederversammlung im kommenden Jahr uns noch erwarten“, hieß es in der Einladung.
Das Gremium um den neuen Vorsitzenden Fabian Schwab und dessen neue Stellvertreterin Stacy Krott, die den Abend moderiert, wird auf die bereits geleistete Arbeit eingehen und den Mitgliedern darstellen, welche Qualifikationen und welches Profil bei der Auswahl des zukünftigen Vorstands von Bedeutung sind. Auch über die „Sportkompetenz“ soll diskutiert werden. Über das Wirken des amtierenden Präsidiums will der Mitgliederrat indes nicht erneut Stellung beziehen.
Der seit 2019 amtierende Vorstand ist vor allem nach dem Cas-Urteil, dem erneuten Abstieg und diversen Kommunikationspannen äußerst umstritten. Zieht der Mitgliederrat dennoch in Erwägung, das Trio erneut zu nominieren?
Stand jetzt – und da sind sich alle Beobachter des Klubs einig – ist davon nicht auszugehen. Der Mitgliederrat, der Aufsichtsrat des Vorstands, sieht das Wirken des Trios nicht nur kritisch. Das Verhältnis galt sogar als zerrüttet und hat sich auch in veränderter personeller Konstellation kaum verbessert.
Wollen denn Werner Wolf und seine Mitstreiter überhaupt noch einmal antreten?
Dazu hat sich der amtierende Vorstand noch nicht abschließend geäußert und beantwortet diesbezüglich auch keine Nachfragen. Doch dem Vernehmen nach hätte der Vorstand großes Interesse, im Amt zu verbleiben – was er allerdings nicht selbst entscheiden kann. Man meint, den Verein trotz der bitteren Ereignisse durch die eingeleiteten Maßnahmen (unter anderem finanzielle Konsolidierung) auf Kurs gebracht zu haben. „Der FC steht kurz davor, dass die Maßnahmen greifen. Wir stehen vor der einmaligen Chance, den ganzen Verein nachhaltig in eine bessere Zukunft zu führen. Umso wichtiger ist es aus unserer Sicht, Kontinuität auf möglichst vielen Schlüsselpositionen zu bewahren und den eingeschlagenen Weg fortzusetzen“, hieß es im jüngsten Newsletter des Vorstands, der hohe Wellen geschlagen hatte.
Das Präsidium weiß aber, dass seine Aussichten derzeit äußerst gering sind, vom Mitgliederrat noch einmal vorgeschlagen zu werden. Sollten Wolf und Co. dennoch weitermachen wollen, müssten sie eine Kampfkandidatur anstreben.
Wie ist der Zeitplan bei der Suche nach einem Vorstand?
Potenzielle Bewerber können bereits jetzt auf den Mitgliederrat zugehen und das Gespräch suchen. Bis zum 15. August 2025 muss der Vorstands-Vorschlag des Gremiums bei der FC-Wahlkommission eingereicht sein. Vorher gilt es allerdings noch, den Aufsichtsratsvorsitzenden, Rewe-Chef Lionel Souque, und den Beiratsvorsitzenden, Klaus Behrenbeck, anzuhören. Das Ziel des Mitgliederrats soll es indes sein, die Suche — wie im Jahr 2021 — im Juni abgeschlossen zu haben . Einige im Umfeld, so war zu hören, plädieren bereits für den März. Man will die Entscheidung unabhängig vom sportlichen Abschneiden treffen und habe eher die langfristige Entwicklung und Außendarstellung des Klubs im Blick, heißt es.
Zuletzt verkündete der Vorstand die Verlängerung des Vertrags mit dem vielfach kritisierten Sport-Geschäftsführer Christian Keller, dem Vernehmen nach um ein Jahr bis zum 28. Februar 2026. Wurde die Entscheidung vom Gemeinsamen Ausschuss des Klubs, der darüber zu entscheiden hat, einfach so durchgewunken?
Auf keinen Fall. Zwar holte der Vorstand, der von seinem Wunschkandidat Keller weiter absolut überzeugt ist, satzungsgemäß die Zustimmung des Gemeinsamen Ausschusses ein, der neben dem Vorstand aus vier weiteren Mitgliedern besteht: Schwab und Krott (Mitgliederrat) sowie Souque (Aufsichtsrat) und Behrenbeck (Beirat). Und einige hatten offenbar erhebliche Bedenken.
Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ wäre es beinahe zu einem Eklat gekommen: Der Vorstand, so war zu erfahren, wollte dem Vernehmen nach Behrenbeck, der seit vielen Jahren FC-Gremien angehört und Mitbegründer des Kölner Büros von McKinsey und dessen Senior Partner ist, aus mehreren Gründen als Beiratsvorsitzenden abberufen. Doch der Widerstand war offenbar zu groß – Mitglieder des Beirats drohten mit Rücktritt.
Gibt es bereits Alternativen zum aktuellen Vorstand?
Noch hat kein Bewerber oder gar ein Trio öffentlich seinen Hut in den Ring geworfen. Dennoch bringen sich sehr wohl erste Kandidaten im Hintergrund in Stellung.
Was ist eigentlich aus dem „Team Prestin“ geworden?
Nach schweren Rückschlägen wie dem Aus des designierten Präsidentschafts-Kandidaten Stefan Jung, der sich aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen hatte, war es zuletzt ruhig um die Opposition um Double-Gewinner Dieter Prestin geworden, der öffentlichkeitswirksam den Umsturz geplant hatte.
Auf Nachfrage dieser Zeitung kündigte Prestin am Mittwoch allerdings an, dass man sich „neu aufgestellt“ habe, „einiges in Bewegung“ sei und man das demnächst auch der Öffentlichkeit mitteilen will.
Und was ist mit FC-Vereinsikone Lukas Podolski? Viele behaupten, ihn in ein potenzielles Vorstandstrio einzubinden sei der Schlüssel.
Vieles spricht dafür, dass der Weltmeister nach der Saison bei Gornik Zabrze tatsächlich seine Karriere beendet – mit dann fast 40 Jahren. Podolski ist allerdings mittlerweile auch ein vielbeschäftigter Geschäftsmann, der auch in seinem Geburtsland Polen sein Business vorantreibt. Er ließ bereits durchblicken, dass er auch über den Sommer hinaus mit seiner Familie in Schlesien leben möchte. Zum einen, weil es der Familie dort gut gefällt (sein Sohn Louis spielt ebenfalls für Gornik). Zum anderen wegen seiner Pläne mit dem Klub. Zabrze hat Podolski ein konkretes Angebot gemacht, weiter für den Verein tätig zu sein.
Und Podolski hat große Ziele. Nach Informationen dieser Zeitung hat er mehrere Unternehmen an der Hand, die als Investor bei Gornik einsteigen und den Traditionsklub (derzeit Sechster in der ersten Liga) weiter voranbringen wollen. Der 1. FC Köln will bekanntlich keinen Investor im Verein haben. Der FC-Vorstand plant, Podolski in Polen zu besuchen. Bis dato gibt es dafür keinen Termin. Die Führung hatte Podolski auch zum neu gegründeten „Klub der Legenden“ eingeladen, der am 22. November erstmals zusammen kam. Podolski, der zwei Tage später mit Gornik um Liga-Punkte spielte, sagte allerdings ab.