Köln – Aus neutraler Sicht war es ein spektakuläres, launiges Fußballfestival bei sommerlichen Temperaturen, zu dem ein mutig und aufopferungsvoll auftretender, aber auch reichlich naiver 1. FC Köln seinen Teil beitrug. Doch für Komplimente kann man sich bekanntlich nichts kaufen, denn am Ende ging der Bundesliga-Aufsteiger erneut leer aus. Der FC verlor am Montagabend gegen das Spitzenteam von RB Leipzig mit 2:4 und wartet auch in seinem fünften Geisterspiel auf einen Sieg.
Der H öhenflug des FC ist schon lange beendet, die Kölner holten vor leeren Tribünen nur noch ganze zwei Punkte. Die Folge: Die Mannschaft von Trainer Markus Gisdol muss sich nach unten orientieren, hat fünf Partien vor Saisonende allerdings weiter sieben Punkte Vorsprung auf Düsseldorf auf dem Relegationsrang. Innerlich abhaken darf der FC die Saison indes nicht. Vor allem defensiv müssen sich die Kölner wieder deutlich steigern.
FC-Trainer Markus Gisdol stellt auf vier Positionen um
Im Vergleich zur 1:3-Niederlage in Hoffenheim hatte Markus Gisdol die Startelf gleich auf vier Positionen verändert und so für einige Überraschungen gesorgt. Für den gesperrten Sebastiaan Bornauw, Kingsley Ehizibue, Dominick Drexler und Mark Uth rückten Rafael Czichos, Noah Katterbach, Kapitän Jonas Hector und Florian Kainz in die Anfangsformation. Uth, der zuletzt zwei Elfmeter verschossen hatte, meldete sich erst am Montagmorgen aufgrund muskulärer Probleme selbst ab. Die überraschendste Personalie war aber die von Czichos. Der Innenverteidiger gab nach genau 100 Tagen Zwangspause nach seiner schweren Kopfverletzung gegen das Spitzenteam sein Comeback. Eine mutige Entscheidung. Und sie zeigte, welchen Stellenwert Jorge Meré mittlerweile nur noch hat: Nämlich fast keinen mehr. Den Spanier wird über die Saison hinaus wohl nichts mehr in Köln halten.
Es waren noch nicht einmal vier Minuten gespielt, da stand die FC-Defensive um Czichos gleich im Brennpunkt. Sie konnte nicht verhindern, dass Timo Werner nach Zuspiel Nkunku blank stand, den etwas zu unplatzierten Schuss des Nationalspielers parierte Torwart Timo Horn stark. Doch die Gastgeber versteckten sich keineswegs und gingen nach einem sehenswerten Spielzug selbst in Führung. Florian Kainz spielte mit Auge und Technik Elvis Rexhbecaj frei. Der zog sofort ab, traf aus spitzem Winkel den Pfosten. Den Abpraller verwertete dann der gedankenschnelle Jhon Córdoba wuchtig. Das bereits zwölfte Saisontor gelang ihm mit dem schwächeren linken Fuß. Gisdol ballte die Faust.
Doch wie eng Freud und Leid beieinander liegen, erfuhr der FC nicht einmal zehn Minuten später. Nach einem Zusammenprall von Jhon Córdoba mit dem Leipziger Koloss Upamecano befanden sich die Hausherren kurzzeitig in Unterzahl und kassierten prompt den Ausgleich. Nach einer Flanke von Angelino übersprang Patrik Schick seinen Gegenspieler Czichos und köpfte ein (20.). Córdoba probierte es danach noch einmal, musste aber zu allem Überfluss ausgewechselt werden.
Doch auch in der Folge spielte der FC mutig mit. So tritt gegen einen Viertelfinalisten der Champions League nicht jeder auf. Vielleicht zu mutig, denn er wurde er dafür bestraft. Laimer hatte zu viel Platz, nutzte den mit einem perfekten Zuspiel auf den einlaufenden Christopher Nkunku, der Horn technisch überragend zur Führung der Gäste überlupfte (38.). Leipzig hatte das Spiel gedreht. Und nutzte auch direkt nach der Pause die Kölner Schwächen. Denn beim 1:3 fehlte jegliche Absicherung. Leipzigs Torhüter Gulasci fing einen Freistoß von Kainz, schlug sofort ab – und der völlig frei stehende Timo Werner ging auf und davon und schob ein (50.).
Es ging weiter hin und her. Anthony Modeste brachte mit seinem sehenswerten Treffer aus 25 Metern die Hoffnung zurück (55.). Endlich wieder eine starke Aktion des früheren Top-Torjägers, dem eine schwache folgte. Denn seine Kopfballabwehr fiel direkt vor die Füße von Dani Olmo, der überlegt zum 2:4 einschoss (57.).
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Der FC drückte noch einmal auf den Anschluss. Das führte zu Leipziger Kontern, doch die Sachsen spielten diese zu ungenau aus und ließen die Kölner noch etwas hoffen. Als Modeste kurz vor Schluss aber eine Großchance zum 3:4 vergab, war die Niederlage besiegelt.