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Investoren in der BundesligaDer 1. FC Köln steht für einen alternativen Weg

Lesezeit 4 Minuten
Die Fans des 1. FC Köln waren Teil des erfolgreichen Protests gegen einen Investoreneinstieg bei der DFL.

Die Fans des 1. FC Köln waren Teil des erfolgreichen Protests gegen einen Investoreneinstieg bei der DFL.

Nach dem Abbruch der Investorenverhandlungen sucht die Liga nach alternativen Möglichkeiten, die Erweiterung ihres Geschäftsmodells zu finanzieren.

Die Fans des 1. FC Köln sind schon weitergezogen, bereits in die Proteste gegen einen Investor für die Deutschen Fußball-Liga mischten sich Aussagen, die sich für den Erhalt des Geißbockheims als Heimat ihres Vereins einsetzten. Wer die Möglichkeit verhandele, nach Marsdorf umzuziehen, habe die Südkurve „zum Feind“, teilte zuletzt ein prominentes Mitglied der Szene im Podcast „Dreierkette“ mit.

Der Konsens mit der Klubspitze in der Investorenfrage hat die aktive Fanszene nicht davon abgehalten, das Geißbockheim als nicht verhandelbar zu erklären. Die Fans haben einen Ausschuss gebildet, sich in Gesprächen mit im Kölner Stadtrat vertretenen Parteien informiert und den Plan gefasst, ihre Meinung weiter sichtbar zu machen. Am vergangenen Wochenende zeigte sogar die Südtribüne von Borussia Dortmund ein Transparent, auf dem in Schwarz auf Gelb geschrieben stand: „Geißbockheim erhalten“.

Der 1. FC Köln nimmt das zur Kenntnis, wenngleich aus der Klubspitze bislang nicht zu hören ist, das Projekt Marsdorf sei mit dieser Ansage zwingend aufgegeben. Dennoch haben die Fans beim mitgliedergeführten 1. FC Köln eine starke Stimme, das zeigte sich während der DFL-Proteste auch in Köln. Allerdings fielen die Proteste in Müngersdorf noch überschaubar aus. Anderswo waren die Unterbrechungen deutlich länger, wenngleich das Kölner Publikum mit dem Einsatz ferngesteuerter Autos eine enorme Reichweite verzeichnete.

Für die Liga ist die Investorenfrage jedoch nicht abgeschlossen. Nach wie vor herrscht unter den Klubs Einigkeit darüber, dass das Geschäftsmodell modernisiert und gegebenenfalls erweitert werden muss. Dafür war das Geld gedacht, das ein Investor zahlen sollte, um auf 20 Jahre an den Medienerlösen beteiligt zu werden. Eintracht Frankfurts Vorstandssprecher Axel Hellmann, ein Befürworter des Deals und bis Sommer 2023 DFL-Geschäftsführer, hatte zuletzt zwar Versäumnisse der Bundesligisten in der Kommunikation mit den Fans eingeräumt. Allerdings skizzierte er auch das Bild einer Liga, der nun die Mittel zur Modernisierung fehlen. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit sei damit gefährdet.

Erstmal ist es eine mögliche Einnahmequelle, weil es das bislang nicht gibt
Stuttgarts Vorstandschef Alexander Wehrle

Stuttgarts Vorstandschef Alexander Wehrle hatte zuletzt höhere Abgaben der Klubs aus den TV-Einnahmen ins Spiel gebracht, bislang führen die Bundesligisten 7,75 Prozent ihrer Einnahmen an den Ligaverband ab. Gerade für finanzschwache Klubs wie den 1. FC Köln bedeutete das eine weitere Schwächung und neue Schwierigkeiten, den Weg der Konsolidierung im aktuellen Tempo fortzusetzen.

Als weitere Variante galt, Kredite aufzunehmen, wenngleich ungewiss ist, wie hoch die anfallenden Zinsen sein würden. Doch auch der Investorendeal hätte seinen Preis gehabt: Der zuletzt verbliebene Interessent CVC Capital Partners, ein Finanzunternehmen aus Luxemburg, hätte bis zu neun Prozent der Anteile an den Medieneinnahmen der kommenden 20 Jahre erhalten. Für das Investment von unter einer Milliarde Euro hätte CVC bei konservativ gerechneten Steigerungsraten über die Jahre bis zu 2,5 Milliarden zurückbekommen, womöglich noch mehr. Eine Investition, die sich gelohnt hätte und die CVC wohl trotz der schlechten Stimmung gegen das Engagement eingegangen wäre – zu lukrativ waren die Aussichten. Die Kehrseite wäre aus Sicht der Bundesliga „ein sauschlechter Deal“ gewesen, wie es ein mit den Zahlen befasstes Mitglied der Kölner Klubführung formuliert.

Auch die Dortmunder Fans beteiligten sich am Protest gegen einen Abschied vom Geißbockheim.

Auch die Dortmunder Fans beteiligten sich am Protest gegen einen Abschied vom Geißbockheim.

Nun dürften die Stimmen wieder lauter werden, die fordern, aus eigener Kraft zu wachsen. Zwar sagte Hellmann zuletzt im „Kicker“, die „sogenannte Binnenfinanzierung der Investitionen ist ein Mythos“. Doch beim 1. FC Köln ist man schon länger der Ansicht, dass es im Fußball grundsätzlich ohne Investor gehen muss. Das passt zur Strategie des Klubs, der Anteilsverkäufe ausschließt und mit dem Programm „Matchplan“ einen eigenen Weg zu gehen versucht.

Verkauf der Namensrechte als Möglichkeit

Für die Liga soll das bedeuten, eine Mischkalkulation anzugehen. Nach Ansicht der FC-Vertreter ist es bereits eine Hilfe in sich, wenn nicht auf einen Schlag das große Geld eines externen Partners ins Haus regnet. Einen Businessplan umzusetzen und dafür auf eigene Ressourcen zurückzugreifen, sei „gar nicht mal ungesund“, hieß es zuletzt aus dem Geißbockheim. Die DFL sei nicht unbedingt für ihre extreme Kostendisziplin bekannt, daher habe grundsätzlich infrage gestanden, ob der Weg über einen Investor nicht womöglich allzu bequem wäre. Als Sockel gilt in Köln vor allem der Verkauf der Namensrechte an der Liga.

Je nach Laufzeit seien damit 300 bis 350 Millionen Euro zu erzielen. Weiteres Geld könne durch eine Anleihe eingenommen werden oder durch die Aufnahme von Mezzanine-Kapital, das als besonders vorteilhaft gilt für Projekte mit anfangs hohem Investitionsbedarf. Überhaupt ist man beim FC der Ansicht, nicht alles Geld auf einmal zu brauchen. Der Investitionsplan könnte mehrere Stufen umfassen, und spätere Stufen würden dann bereits mit den Erlösen aus den ersten Investitionen finanziert werden können. Etwaige Lücken könnte die Liga dann tatsächlich durch die Aufnahme kleinerer Darlehen schließen.

Alexander Wehrle sieht angesichts der vielen Exklusivitätsklauseln, die Vereine mit ihren Partnern haben, Schwierigkeiten bei der Auswahl der Namensgeber für die Liga. Der FC Bayern etwa dürfte Probleme damit haben, sollte die Liga den Namen einer Versicherung tragen, die nicht der Namensgeber der Münchner Arena ist. „Erstmal ist es eine mögliche Einnahmequelle, weil es das bislang nicht gibt“, sagte Wehrle zuletzt bei Sky: „Das wäre aber nicht die erste Idee, die ich hätte.“