1. FC KölnSo lief die Heldt-Entlassung – Funkel übt Kritik am Vorstand
Köln – Der 1. FC Köln ist immer für Überraschungen gut – und seien es die aberwitzigsten. Am Tag nach der Rettung in der Relegation gegen den Zweitligisten Kiel (0:1, 5:1) bestellte der Vorstand des Klubs seine beiden Geschäftsführer Horst Heldt und Alexander Wehrle ein. Man traf sich ab 13 Uhr im Büro von Vizepräsident Eckhard Sauren.
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Unsere besten Texte 2021 – dieser Text ist erstmals am 30. Mai 2021 veröffentlicht worden.
Insbesondere Heldt ging zunächst davon aus, dass er zu einer Saisonanalyse geladen war, in der er sich auch berechtigten kritischen Fragen stellen muss. Und so referierte vor allem Heldt 90 Minuten vor Präsident Werner Wolf und seinen Stellvertretern Sauren und Carsten Wettich, stand Rede und Antwort. Und bekam am Ende des Gesprächs von Wolf zu hören, was ihn und Wehrle fassungslos machte – und was offenbar seit Tagen beschlossene Sache war: Nämlich, dass er trotz des Erreichen des Minimalziels entlassen sei. Der siebenköpfige Gemeinsame Ausschuss, in dem der Vorstand und die beiden Vertreter des Mitgliederrats bereits über fünf Stimmen verfügen, soll über den Sportchef den Daumen gesenkt und die Entscheidung somit getragen haben. Die Satzung des Vereins sieht vor, dass das Gremium solche Entscheidungen absegnen muss.
Vorstand hatte den Tag über geschwiegen
Nachdem der Vorstand den Tag über geschwiegen hatte und nicht erreichbar war, bestätigte der Klub am Sonntag um 18.30 Uhr mittels einer Pressemitteilung die Trennung vom Geschäftsführer Sport, der seit November 2019 im Amt war. „Wir sind Horst Heldt sehr dankbar, dass er den Posten beim 1. FC Köln unter schwierigen Rahmenbedingungen übernommen und alles für den FC gegeben hat. Wir wissen, wie sehr er unseren Verein im Herzen trägt – entsprechend ist uns der Schritt nicht leichtgefallen. Aber wir können mit der Zusammenstellung des Kaders und der sportlichen Entwicklung in der abgelaufenen Saison nicht zufrieden sein“, ließ sich Wolf zitieren.
Neuausrichtung erforderlich – Jörg Jakobs und Thomas Kessler übernehmen
Nach Einschätzung des Vorstands und des Gemeinsamen Ausschusses sei trotz des erreichten Klassenerhalts im sportlichen Bereich eine Neuausrichtung erforderlich. Die Aufgaben von Horst Heldt werden zunächst Jörg Jakobs (50) und Thomas Kessler übernehmen, hieß es. Jakobs, der auch an der Kölner Sporthochschule beschäftigt ist, wird die strategische Ausrichtung des sportlichen Bereichs und die Kaderplanung verantworten. Der langjährige FC-Torwart Kessler (35) wird als operativer Leiter der Lizenzspielerabteilung die Schnittstelle zwischen Jakobs, Lukas Berg (27), Leiter Administration Lizenzspielerabteilung, und dem Team bilden. Diese Konstellation sei „bis auf Weiteres“ angelegt, um die Suche nach einem Nachfolger ohne Zeitdruck gestalten zu können. Heldts Nachfolger müssen sich damit anfreunden, dass beim FC im Sommer ein Transferüberschuss in Höhe von über 20 Millionen Euro generiert werden soll.
Alexander Wehrle soll seinen Vertrag erfüllen
Wehrle wurde dagegen vom Vorstand zu verstehen gegeben, dass er zu bleiben und seinen Vertrag bis 2023 zu erfüllen hat. Am Sonntagmorgen, als er noch nicht von der Demission seines Geschäftsführer-Kollegen und eines weiteren Vertrauten wusste, hatte Wehrle noch gegenüber dieser Zeitung erklärt: „Ich habe einen Vertrag bis 2023. Und den will ich erfüllen. Ich fühle mich im Verein und in der Stadt unglaublich wohl und möchte das hier durchziehen.“
Gerüchte um Heldts Ablösung bereits vor dem Relegations-Hinspiel gegen Kiel
Gerüchte um Heldts Ablösung waren bereits vor dem Relegations-Hinspiel gegen Kiel aufgekommen. „Ich war nicht überrascht“, sagte Heldt am vergangenen Montag, als er damit konfrontiert wurde. „Es würde mich überraschen, wenn mich beim 1. FC Köln noch irgendwas überraschen würde.“
Dabei war der Vertrag des Managers noch vor der Saison bis 2023 verlängert worden. Für Heldt schloss sich mit der Aufgabe am Geißbockheim ein Kreis, schließlich war er zu dem Klub, für den er bereits von 1987 bis 1995 als Profi aufgelaufen war, zurückgekehrt. Doch nun ist er zumindest überraschend kurzfristig von seinen Aufgaben entbunden worden, obwohl er die kommende Saison bereits geplant hatte. Doch schon bei den Gesprächen mit dem neuen Cheftrainer Steffen Baumgart war Jakobs immer dabei. Da Heldts Vertrag noch zwei Jahre läuft, muss der ohnehin finanzschwache Klub erneut eine niedrige siebenstellige Abfindung zahlen. Nach Jörg Schmadtke, Armin Veh und Heldt wird der FC mit Jakobs nun seinen vierten Sportchef in nicht einmal vier Jahren erhalten.
Heldts Entlassung überrascht auch Friedhelm Funkel
Auch für Rettungs-Trainer Friedhelm Funkel kam Heldts Entlassung überraschend. Er steht dem Vorstand wie den Strukturen des Vereins offenbar kritisch gegenüber. „Ich habe das Gefühl, dass beim FC zu viele Menschen, die nicht aus dem Fußball kommen und zu wenig Ahnung haben, im sportlichen Tagesgeschäft mitreden wollen. So lange sich das nicht ändert, wird sich auch beim FC nicht viel zum Positiven verändern. Die Leute müssen langsam wach werden, der FC hat jetzt zweimal auf dem letzten Drücker den Abstieg vermieden. Es muss ein anderer Zeitgeist entstehen. Ich bin 50 Jahre im Profifußball dabei, ich denke, mein Gefühl täuscht mich da nicht. Über den sportlichen Bereich sollten nur diejenigen entscheiden, die auch die sportlichen Kompetenzen haben“, sagte Funkel dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
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Heldt sei für ihn beim FC der „richtige Mann“ gewesen. „Natürlich hat er auch ein paar unglückliche Entscheidungen getroffen, doch es waren in der Summe auch sehr viele richtige dabei. Ich weiß, wie er zur Mannschaft steht und die Mannschaft zu ihm. Er hat einen guten Draht zu den Spielern. Und Horst hängt am Verein. Die Vereinsführung sollte ihm das notwendige Vertrauen entgegenbringen. Alles andere wäre sehr schade. Ich denke, dem FC würde neben Horst noch eine weitere Person gut tun, die ihm im sportlichen Bereich einige Dinge abnehmen und sich mit ihm auf Augenhöhe austauschen könnte.“ Doch Heldt ist seit Sonntagabend beim FC Geschichte.
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