Der FC springt dem Abstieg mal wieder von der Schippe. Auf die Ekstase folgt wenig später Ärger, doch vielleicht hat Köln das Momentum auf seiner Seite.
FC-Kommentar zum AbstiegskampfEine unfassbare Achterbahn der Kölner Gefühle
So laut war es in Müngersdorf wohl noch nie. Jedenfalls konnten sich selbst erfahrene Stadiongänger nicht an ein derartiges Tollhaus erinnern. Nach dem spektakulären wie wundersamen 3:2-Sieg gegen Union, mit dem der FC den siebten Abstieg zumindest am 33. Spieltag abgewandt hatte, jubelten die Fans nicht nur. Sie brüllten ihre Freude und Erleichterung heraus. Der Dezibelmesser schlug in nicht gekannte Höhen aus.
Die Kölner Mannschaft dieser Saison bewies erneut, dass sie wie eine Katze offenbar sieben Leben hat. Erneut sprang sie dem Unheil von der Schippe. Das war bereits beim Nachspielzeit-Krimi gegen Bochum (2:1) so. Oder am 31. Spieltag dank eines Treffers in der Nachspielzeit beim 1:1 in Mainz. Und selbst das 0:0 gegen Freiburg, das sich für viele schon wie der Abstieg anfühlte, hatte noch seine halbwegs guten Seiten. Denn hätten die Kölner nur einen erfolgreichen Konter der Gäste kassiert, der Abstieg wäre besiegelt gewesen. Tags darauf hatte es zudem der Fußballgott gut mit dem FC gemeint. Denn hätte es beim Keller-Duell Union gegen Bochum eine Punkteteilung gegeben und Mainz in Heidenheim gewonnen, die Kölner wären auf dem Sofa abgestiegen. Doch auch das trat nicht ein. Viel Konjunktiv. Der Indikativ ist: Die Rettung (über die Relegation) ist noch möglich. Zumindest theoretisch.
1. FC Köln: Trotz aller Defizite: Diese Mannschaft gibt nicht auf
Erst halfen die Gegner mit ihren Ergebnissen dem FC. Dann halfen sich die Kölner selbst. So fußballerisch limitiert das Team auch sein mag: Es kämpft, leidenschaftlich unterstützt von den Fans, mit dem Rücken zur Wand stehend um seine letzte Chance. Und gibt nie auf. Das zeichnet das Team von Trainer Timo Schultz aus, der auch damit Pluspunkte in Bezug auf eine Weiterbeschäftigung sammelte.
Doch das eigene Schicksal haben die Kölner nach einer schwachen Saison schon länger nicht mehr in der Hand. Und das sorgt für Dilemmata. Denn noch am Samstagabend war die Entrüstung im Kölner Lager groß. Dortmund wurde beim 0:3 beim FC-Konkurrenten Mainz Wettbewerbsverzerrung vorgeworfen. In der Tat ließ sich eine B-Elf des BVB anfangs in beschämender Weise vorführen. Das darf so nicht passieren. Aus Kölner Sicht darf man zwar von deutlich mehr Gegenwehr ausgehen, aber auch nicht davon, dass Dortmund vier Tage nach der dramatischen Königsklassen-Schlacht in Paris per se bei form- und heimstarken Mainzern gewinnt. Und einzig ein BVB-Sieg hätte dem FC geholfen. Die Kölner hatten selbst 33 Spieltage Zeit, nicht in eine derartige Situation zu geraten und auf Schützenhilfe angewiesen zu sein. Auch das gehört zur Wahrheit.
Der FC muss drei Punkte und netto vier Tore auf Union aufholen
Und Schützenhilfe muss es nun auch am letzten Spieltag von Freiburg bei Union geben. Zudem muss der FC netto vier Tore auf die Ostberliner aufholen. Das ist nicht unmöglich, aber ungemein schwierig, vielleicht auch nicht realistisch. Doch der FC hat spätestens seit Samstag 17.26 Uhr einen nicht zu unterschätzenden Vorteil gegenüber Union: den psychologischen. Der Jäger lebt, und der Gejagte spürt dessen Atem.