Nach dem Erfolg gegen Kiel muss der FC in der Liga nachlegen und eine heikle Personalie klug moderieren.
1. FC KölnNach dem Pokalsieg stellen sich beim FC zwei entscheidende Fragen
Dass der Druck weiterhin groß und das Nervenkostüm angespannt ist, war nach dem Pokalsieg des 1. FC Köln gegen Kiel deutlich zu vernehmen. Doch die Dünnhäutigkeit, die man einigen Verantwortlichen und Spielern angemerkt hat, sollte man ihnen zugestehen. Zum einen spielt unmittelbar nach einem emotionalen Wettkampf bekanntlich der Ausstoß von Adrenalin eine nicht unwesentliche Rolle, zum anderen beurteilen Mitglieder einer kriselnden Mannschaft in bekannter Wagenburg-Mentalität eine Situation oftmals anders als die Öffentlichkeit.
Und die Situation beim FC ist weiterhin kritisch, daran hat auch der Sieg gegen Kiel wenig bis nichts verändert. Doch es war endlich mal wieder ein überzeugender Auftritt und ein verdienter Erfolg gegen einen Gegner, der aber in der angespannten Situation des Absteigers auch wie gerufen kam. Trainer Gerhard Struber bewies jedoch, dass er doch flexibel sein kann. Seine taktischen und personellen Umstellungen gingen jedenfalls auf. Es war zudem ein Sieg, der zumindest für die Fans Balsam auf die geschundene FC-Seele war, den Spielern eigentlich Selbstvertrauen geben sollte und dem Verein zudem noch eine erkleckliche Summe in die Kassen spülte. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Jetzt stellen sich allerdings zwei entscheidende Fragen: Wie nachhaltig wird der Auftritt? Und wie klug kann Trainer Struber vor allem die heikle Torwartfrage moderieren?
In der Bundesliga hat der Absteiger bisher nur zwölf von möglichen 30 Punkten geholt. Das kann beim besten Willen nicht sein Anspruch sein. Deshalb kommt dem Spiel am Samstag bei Hertha BSC ein wegweisender Charakter zu. Eine Binse, dennoch ist sie richtig. Sollte der FC gewinnen, könnte das in Summe mit dem Kiel-Spiel der Anfang von etwas Besserem sein. Doch im Fall einer Niederlage müsste er sich nach unten orientieren und käme sogar der gefährlichen Zone nahe. Zudem würden erneut die Verantwortlichen unter Druck geraten.
Dauerhafter Wechsel im Tor würde die Aussagen der Bosse konterkarieren
Nach dem Abpfiff hatte Struber die Torhüterfrage noch bewusst offengelassen. Doch es wäre äußerst verwunderlich, wenn Jonas Urbig in Berlin nicht ins Tor zurückkäme – auch wenn Marvin Schwäbe gegen einen (harmlosen Gegner) das Vertrauen rechtfertigte und Ruhe ausstrahlte. Und das liegt vor allem an den Aussagen der Verantwortlichen selbst. Sportchef Christian Keller und danach auch Struber hatten sich ganz früh klar pro Rückkehrer Urbig als neuer Nummer eins positioniert und noch zuletzt das große Torwarttalent in den höchsten Tönen gelobt. Vom „Auserwählten“ war am Geißbockheim schon insgeheim die Rede. Schwäbe, zweieinhalb Jahre Stammtorhüter, wurde die Reservistenrolle per Dekret zugewiesen und ein Konkurrenzkampf nie ausgerufen. Die Verantwortlichen würden ihre eigenen Aussagen konterkarieren, sollte jetzt wiederum Urbig degradiert werden. Doch auch wenn dieser noch keine starke Saison gespielt hat, so wissen auch andere Klubs um das Potenzial des U21-Nationaltorhüters, der zudem am Geißbockheim nur noch bis 2026 unter Vertrag steht. Und der als äußerst ehrgeizig gilt und einen klaren Karriereplan im Kopf hat.