Das Duell gegen Kaiserslautern ließ einen sprachlos zurück. Nicht im positiven Sinne. Baumgart muss jetzt Zeichen setzen. Ein Kommentar
Kommentar zum 1. FC KölnDie Mannschaft hat mental versagt
Oft wurde beim 1. FC Köln angeprangert, dass das sogenannte „Umfeld“ des Klubs im Fall des ausbleibenden Erfolgs zu schnell unruhig werde und so ein kontinuierliches Arbeiten kaum mehr möglich sei. Sicherlich war das in der Vergangenheit der Fall, aktuell trifft dies nicht zu. Für die Situation, in die der 1. FC Köln mittlerweile steckt, ist es noch erstaunlich ruhig rund ums Geißbockheim. Da muss man nur mal frühere FC-Protagonisten fragen, die andere Zeiten erlebt haben.
Noch erstaunlich ruhig am Geißbockheim
Viele Fans und Beobachter haben durchaus ein Gespür für die Situation, in der Mannschaft und Klub stecken. Das Team hat viel Kredit. Auch beim Pokal-Aus in Kaiserslautern war es wieder lange bedingungslos unterstützt worden, doch irgendwann ist alle Geduld auch mal aufgebracht. Diese neue Erfahrung musste auch die Spieler am Dienstag machen, viele Fans reagierten erstmals mit Wut und Unverständnis auf den desolaten Auftritt.
Denn ihr 1. FC Köln hat den nächsten Tiefschlag einstecken müssen. Anstatt vor den so wichtigen Keller-Duellen vor der Länderspielpause gegen Augsburg und in Bochum durch ein Erfolgserlebnis in der Pfalz Selbstvertrauen zu tanken, gab es für den Bundesligisten einen weiteren herben Rückschlag.
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Bereits zum fünften Mal in Folge schied der FC frühzeitig bei einem klassentieferen Verein im DFB-Pokal aus, davon drei Mal in der Ära von Trainer Steffen Baumgart. Die Kölner verpassen es in unschöner Regelmäßigkeit, in dem Wettbewerb mal ein Ausrufezeichen zu setzen. Der Pokal-K.o. ist für den chronisch klammen Klub zudem auch finanziell ein Schlag in die Magengrube. Der Sparkurs des Vereins wird so fast schon unterminiert.
Köln gegen Kaiserslautern: Duell lässt Zuschauer sprachlos zurück
Das Duell ließ einen in den ersten 65 Minuten regelrecht sprachlos zurück. Sprachlos vor allem nach der Wortmeldung von Baumgart zuvor, in der er sein Team nach dem 0:6 in Leipzig wie noch nie zuvor in der Pflicht genommen und die Mentalitätsfrage gestellt hatte.
Doch im Duell bei einem eher biederen Zweitligisten war der FC über eine Stunde lang vor allem mental nicht in der Lage, richtig dagegenzuhalten. Man muss es so klar benennen: Die Mannschaft hat über eine Stunde versagt. Stark verunsichert und führungslos taumelte sie ins Verderben. Es war kein Spieler auszumachen, an denen sich die Spieler aufrichten konnten, der ihnen den Weg zeigte. Das wurde erst besser durch die Einwechslungen von Mark Uth und Jan Thielmann, die der Partie erkennbar eine neue Wendung gaben.
1. FC Köln: Der Kader gibt wenig her
In der „Scheißsituation“ (O-Ton Baumgart) wird jetzt reflexartig der Ruf nach personellen Veränderungen laut. Doch was kann Baumgart tun? Eigentlich müssten jetzt Uth und Thielmann aufgrund ihrer Qualität und Mentalität direkt beginnen. Doch sind sie nach so vielen Monaten Pause dazu in der Lage? Der Trainer muss das Risiko wohl eingehen. Zudem müsste er eigentlich auch manch Arriviertem zu einer Auszeit verhelfen. Doch Baumgart hat da nicht viele Optionen, der Kader gibt reichlich wenig her. Weil er eben nicht ausreichend verstärkt wurde. Ein Dilemma. Und ebenso klar dürfte sein: Jeder andere Trainer würde vor denselben Problemen stehen wie Baumgart, der vor kurzem noch stets als der „Bessermacher" des FC tituliert wurde.
Dennoch hätte auch dieser Kader in der Lage sein müssen, eine andere Leistung abzurufen als am Dienstagabend. Baumgart wird es selbst wissen: Er muss etwas verändern, er darf nicht stur sein, sondern muss Zeichen setzen. Das ist eine gewaltige Aufgabe, die das Trainerteam lösen muss. Denn ansonsten verpuffen Baumgarts markigen Worte. Das Duell am Samstag gegen Augsburg wird schon zum Schlüsselspiel.