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Kommentar zum 1. FC KölnSiegers Rückzug könnte Wettichs Chance sein

Lesezeit 2 Minuten
Wettich_Sieger

Jürgen Sieger (l.) und Carsten Wettich

  1. Jürgen Sieger hat den Verein nicht im Streit mit seinen Präsidiumskollegen verlassen.
  2. Der scheidende Vizepräsident wäre jedoch geblieben, hätte es ihm besser gefallen beim 1. FC Köln.
  3. Carsten Wettich erweckt den Eindruck, als wolle er seine Monate im Amt nutzen.

Köln – Es wäre eine Über-Interpretation, in Jürgen Siegers Rückzug aus dem FC-Präsidium die Folge eines andauernden Streits in der Vereinsführung zu sehen. Ein Mann wie Sieger wird seine Loyalität nicht davon abhängig gemacht haben, dass im Verein stets seinem Willen gefolgt wird. Ebenfalls muss man nicht davon ausgehen, dass ein Mann, der sein Leben lang als Partner internationaler Kanzleien Teams geleitet hat, nach drei Monaten beim FC an seinen Grenzen ist, weil er sich mit seinen Vorstandskollegen nicht hat einigen können. Dafür ist er ein zu erfahrener Streiter.

Unterkomplexer FC

Dennoch ist Sieger nicht gegangen, weil es ihm so gut gefallen hat als FC-Vorstand. Dabei wusste er aus seiner Zeit im FC-Aufsichtsrat, wie ein Profiverein von innen aussieht. Dass er beim FC auf andere Leute treffen würde als in den Chefetagen international operierender Anwaltskanzleien, dürfte ihn nicht überrascht haben. Doch offenbar wurde es hier und da konfrontativer, als er geglaubt hatte – und womöglich war auch das Niveau der Diskussionen nicht immer nach seinem Geschmack.

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Werner Wolf hat regelmäßig betont, wie wichtig ihm Entscheidungen im Team sind. Der Präsident ist der Ansicht, dass sich die Einzel-Intelligenzen am Konferenztisch addieren und man in der Gruppe zu den besten Entscheidungen findet. So gesehen ist dem Präsidium durch Siegers Abschied einiges verloren gegangen.

Wettichs Plan

Allerdings könnte Carsten Wettich den Verlust vorerst mildern, das deutete er jedenfalls in seinen ersten Worten als Vizepräsident an. Wettich kennt den Verein, steht im Austausch nicht nur mit dem Mitgliederrat, sondern auch mit der Geschäftsführung. Er hat gute Aussichten, das Geißbockheim beliebter zu verlassen, als er es nun betritt. Das würde dem Verein in schwierigen Zeiten helfen.

Wunsch nach Versöhnung

Wettich hat sich gleich eine Nische gesucht, um sich in die Vorstandsarbeit einzubringen, das deutete er am Sonntag jedenfalls an. Er will die Versöhnung von Vereinsspitze und Fans vorantreiben. Und er will den Versuch unternehmen, die Akzeptanz des Mitgliederrats zu erhöhen. Sollte ihm das gelingen, hätte er im kommenden Herbst durchaus etwas vorzuweisen.

Das wäre gut. Denn weitere Monate mit einem dysfunktionalen Vorstand kann sich der 1. FC Köln nicht erlauben.