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Kommentar zum Aus in RegensburgDer 1. FC Köln muss seine Führungsstruktur überdenken

Lesezeit 3 Minuten
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Jonas Hector kämpfte auf dem Platz, übernahm jedoch im Elfmeterschießen keine Verantwortung. 

Regensburg – Er habe niemanden drängen wollen, sagte Steffen Baumgart nach dem Aus in Regensburg, und der Trainer hatte Recht: Es ist sinnlos, einen Spieler zum Elfmeter überreden zu wollen, der nicht schießen will. Wie es ja insgesamt problematisch ist, jemanden in eine Führungsrolle zu drängen, der nicht führen will.

Grundsätzlich glaubt der 1. FC Köln, ausreichend Führungspersonal zu haben. Doch am Samstagnachmittag war Anthony Modeste schon vom Platz, der beim Anpfiff die Kapitänsbinde getragen hatte. Wobei gesagt sein muss, dass die Berater des Franzosen derzeit mit dem Auftrag unterwegs sind, ihm einen neuen Verein zu vermitteln. Ob Modeste am Samstag der richtige Mann für die Kapitänsbinde war, sei dahingestellt. Timo Horn, der sich auch am Samstag trotz seines persönlichen Dramas stellte, wäre zum Anpfiff die klar bessere Wahl gewesen.

Hector wütet statt zu führen

Jonas Hector ist jedoch derzeit offenbar nicht in der Lage, seiner Rolle auf dem Platz gerecht zu werden. Das zeigte der Kapitän schon bei seiner peinlichen Attacke auf den Linienrichter im Test vor einer Woche gegen Nimwegen. Und auch in Regensburg leistete sich Hector einen Wutausbruch gegen den Schiedsrichter. Im Elfmeterschießen ließ er dann Kollegen den Vortritt, von denen er wissen muss, dass sie schlechter schießen als er. Offenbar eine Grundsatzentscheidung des 43-maligen Nationalspielers.

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Auch Mark Uth stand nicht zur Verfügung, nach 120 Minuten Kampf sah er sich nicht mehr in der Lage zum finalen Versuch vom Punkt. Ein Argument, das man gelten lassen muss, wobei in solchen Momenten für alle Zeit an Michael Ballack erinnert sein soll, der 2006 im WM-Viertelfinale gegen Argentinien kaum mehr den Weg vom Mittelkreis zum Punkt schaffte und trotzdem verwandelte.

Statt Uth und Hector traten Jeff Chabot und Kingsley Ehizibue an, die sich angesichts der Notlage offenbar spontan entschieden hatten, Verantwortung zu übernehmen. Das ist ehrenhaft, allerdings zeigten die Verteidiger jeweils, dass sie keine rechte Ahnung hatten, wie sie schießen wollten. Nur so erklärten sich ihre mutlosen Schubser, abgegeben offenbar in der Hoffnung, der Torwart würde schon ins falsche Eck springen.

Wacklige Führungsstruktur

So übernahmen am Samstag Spieler, die damit überfordert waren, die Verantwortung von Kollegen, die keine Verantwortung wollten. In der Hitze des Pokalspiels war das gleichbedeutend mit dem Aus.

Die Kölner müssen nun als Gruppe neu definieren, wer in welchem Maß willens und in der Lage ist, voranzugehen, wenn es wirklich schwierig wird. Denn in dieser Saison wird es zu weiteren Schicksalsspielen kommen. Dann muss die Mannschaft besser vorbereitet sein und eine Führungsstruktur etabliert haben, die auch unter Druck nicht kollabiert.