Köln/Berlin – Beim Blick auf die Kölner Verantwortlichen wurde am Samstagnachmittag nicht ganz klar, ob da gerade ein Plan aufgegangen oder doch eine Situation eingetreten war, vor der sie beim 1. FC Köln nun eine ganze Saison gezittert haben. Friedhelm Funkel präsentierte sich nach dem 0:0 bei Hertha BSC kurzärmlig-vital und schien sehr gut leben zu können mit der Aussicht auf ein Entscheidungsspiel am Samstag gegen Schalke. „Ich bin zu 100 Prozent zufrieden mit der Mannschaft und habe große Hoffnung, dass wir die Bundesliga halten werden. Wir wollten am 34. Spieltag die Möglichkeit haben, mit einem Sieg in der Liga zu bleiben. Und diese Chance haben wir jetzt, obwohl ich weiß, dass wir es nicht mehr aus eigener Kraft schaffen können“, sagte Funkel nach dem bemerkenswert vorsichtigen Auftritt seiner Mannschaft im Olympiastadion.
Weiß wie die Wand
Horst Heldt dagegen war weiß wie die Wand, als er seine Eindrücke schilderte. Weil die Stadionregie darauf verzichtet hatte, die Zwischenstände von den anderen Plätzen einzublenden, hatte der Kölner Sportchef während des Spiels ständig auf sein Telefon achten müssen, um Funkel über die Lage zu informieren. „Wir müssen zu Hause gewinnen – aber auch auf die anderen Spiele schauen. Natürlich hätte ich mir mehr gewünscht. Aber die Chance ist noch da.“ Dennoch bleibt es ein unangenehmes Endspiel für den FC. Im Fall einer Niederlage ist zwar alles dahin. Doch der Sieger hat noch nicht gewonnen, das macht es schwierig zu moderieren für die Kölner.
Hertha BSC feiert
Wie eine Rettung aussieht, davon konnten sich die Kölner am Samstag schon ein Bild machen: Der eine Punkt genügte Hertha BSC, um den Klassenverbleib zu vollziehen. Weil beide Mannschaften auf einen Punkt gespielt hatten, war im Olympiastadion eine Partie zur Aufführung gekommen, die mehr mit Abstiegsangst als -Kampf zu tun gehabt hatte. „Man merkt, wie viel Druck auf einem solchen Spiel liegt“, kommentierte Heldt, gezeichnet von 90 Minuten Fußball am Abgrund.
Weil Arminia Bielefeld nur 1:1 gegen die TSG Hoffenheim spielte und Werder Bremen dem FC Augsburg 0:2 unterlag, wird der Abstiegskampf nun seinen zuletzt von vielen vorhergesagten Showdown erleben: Bielefeld, Köln und Bremen werden am 34. Spieltag unter sich ausmachen, wer sich rettet, wer in die Relegation muss oder darf – und wer als Tabellen-17. direkt absteigt.
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Die Kölner werden auf dem Abstiegsplatz in die letzte Partie gehen, ein Sieg am Samstag hätte sie auf Rang 15 katapultiert und in die Lage versetzt, mit einem Erfolg über Schalke sicher dem direkten Abstieg zu entgehen. So aber müssen sie darauf hoffen, dass Bremen oder Bielefeld ihre Partien nicht gewinnen, um noch die Relegation zu erreichen. Im Idealfall gewinnen beide Konkurrenten nicht – dann wäre Köln gerettet. Allerdings bleibt dieses Szenario mit einem großen Wenn verbunden: Die Kölner Rettungspläne sind nichts wert, wenn der FC am Samstag nicht gegen Schalke gewinnt. Doch ganz ohne Siege gibt es keine Rettung, und einfacher als gegen die längst abgestiegenen Schalker kann es kaum gehen. Es braucht sich also niemand zu beklagen.
Funkel verspricht mehr Risiko
Funkel jedenfalls zeigte sich auffallend zuversichtlich. Der Trainer rechnet mit der Rückkehr seines gegen Berlin verletzt fehlenden Kapitäns Jonas Hector und hofft zudem darauf, Sebastian Andersson einsetzen zu können. „Wir werden uns jetzt auf unser Endspiel vorbereiten und dann natürlich auch mehr Risiko gehen müssen“, sagt der 67-Jährige. In Berlin fand der FC offensiv kaum statt. Ein von Schwolow parierter Rechtsschuss des Mittelfeldspielers Elvis Rexhbecaj in der ersten Hälfte war die größte Kölner Chance des Spiels, der Rest waren ein paar Versuche, vornehmlich über Ismail Jakobs auf der linken Seite. Doch lag der Schwerpunkt vor allem darauf, den einen Punkt mitzunehmen, um die Chance zu wahren, im Fall eines Bremer Unentschiedens mit einem Sieg an Werder vorbeizuziehen.
Drei Punkte am Samstag hätten den Kölnern also weniger Perspektiven eröffnet als eine Niederlage verbaut hätte, so war man die Partie angegangen. Daher gab es anschließend wenig interne Kritik. „Die Mannschaft hätte nicht mehr Risiko gehen müssen, das war so abgesprochen. Wenn man mehr Risiko geht, läuft man Gefahr, in einen Konter zu laufen und das Spiel zu verlieren. Deswegen war das zu 100 Prozent so, wie ich mir das vorgestellt habe“, sagte Funkel. Sogar den Sieg des kommenden Gegners deutete Funkel noch zu Gunsten der Kölner, immerhin muss er nun nicht mehr die Sinne schärfen vor der Partie gegen die in dieser Saison so desolaten Schalker. „Mich freut es, dass sich die Schalker heute von dieser Seite gezeigt haben. Das zeigt, dass die Mannschaft in den letzten Wochen stabiler geworden ist. Das ist Warnung genug für meine Spieler.“
Unerschütterlicher Horn
Timo Horn hatte seine Mannschaft mit zwei Paraden im Spiel gehalten, dass die Kölner mit einem Punkt nach Hause fuhren, war vor allem dem Torhüter zu verdanken. „Es war schwer, die Waage zu finden zwischen Risiko und Absicherung“, sagte Horn, „wir stehen jetzt in der Verantwortung, für diesen Verein bis zuletzt alles zu geben. Ich glaube fest daran, dass wir die Klasse halten.“