AboAbonnieren

Nach dem Aus in RegensburgDer 1. FC Köln trauert den vergebenen Chancen nach

Lesezeit 4 Minuten
Thielmann_Ehizibue

Jan Thielmann tröstet Kölns Fehlschützen Kingsley Ehizibue.

Köln – In der Regensburger Kabine lief die Party, und der Discjockey hatte wenig Mitgefühl mit denen, die nichts zu feiern hatten. Zum Beispiel mit dem großen Star des 1. FC Köln, mit Anthony Modeste, dem der Musiker Ikke Hüftgold einst einen Song gewidmet hatte, der nun aus der Umkleide dröhnte.

Freud und Leid waren klar verteilt nach dem Erstrunden-Aus des 1. FC Köln durch ein 5:6 nach Elfmeterschießen beim Zweitligisten. Christian Keller, der Kölner Geschäftsführer, der noch bis zum Ende des vergangenen Kalenderjahres für den SSV Jahn gearbeitet hatte, wurde deutlich. „Es fühlt sich richtig scheiße an“, sagte der 43-Jährige nach seiner Rückkehr aus der Regensburger Kabine, wo er Mannschaft und Trainerteam zum Erfolg gratuliert hatte. Der Zweitliga-Tabellenführer hatte in einer fürchterlichen Viertelstunde der Kölner zwei von drei Großchancen zur Führung genutzt. Zwar war Köln durch Uth (28.) und Ljubicic (63.) der Ausgleich gelungen. Doch zum 3:2 reichte es trotz drückender Überlegenheit nicht mehr. „Wenn man das dritte Tor nicht macht, kommt man ins Elfmeterschießen. Und da hatte Regensburg mehr Zutrauen“, resümierte Keller.

Keller fordert Bericht

Das Führungsversagen der Kölner Spieler beim Elfmeterschießen hatte bei Keller Fragen aufgeworfen. „Ich habe es mir in der Kabine berichten lassen. Vielleicht ist dem einen oder anderen das Herz in die Hose gerutscht“, sagte Keller, der jedoch zumindest öffentlich nicht weiter in die Details gehen wollte.

Steffen Baumgart hatte vor der Partie mehrfach seinen Traum vom Finale in Berlin formuliert, doch schon nach einem Spiel ist der Wettbewerb dahin – und damit die Aussicht auf Geld, Ruhm und ein legendäres Wochenende für die Kölner Fans.

Das könnte Sie auch interessieren:

Für Timo Horn war es auch ein persönlicher Rückschlag. Der Pokal sollte für Kölns degradierte Nummer eins die Chance sein, sich zu beweisen und seinen Status als Kölner Größe zu erneuern. Im Elfmeterschießen hatte Horn Regensburgs dritten Versuch pariert, doch das genügte nicht, weil die Verteidiger Chabot und Ehizibue für Köln zu schwach schossen. Horn war unglücklich. „Wir haben die Schützen gut analysiert, ich war oft in der richtigen Ecke. Den Letzten trifft er nicht mal richtig, sonst hätte ich den sicher gehalten. Der erste ist auch Wahnsinn, normalerweise fliegt der von der Latte wieder raus“, klagte der Keeper und seufzte: „So ist es halt.“ Zu den Kölner Schützen wollte Horn nichts sagen. „Die Jungs, die sich sicher fühlen, schnappen sich den Ball und schießen“, sagte er.

Steffen Baumgart will niemanden drängen

Baumgart hatte keinen Druck ausüben wollen. „Wir fragen die Jungs, die dann aber aus der Situation heraus entscheiden, wer schießt. Ich möchte da keinen reindrängen, denn es ist keine ganz einfache Situation.“

Köln hatte es einmal mehr mit nur einem defensiven Mittelfeldspieler versucht; in der vergangenen Saison hatte diese Struktur mal funktioniert und mal nicht. Es war also nicht das erste Mal, dass der FC umstellte, als das System nicht griff. Diesmal aber hatte der Gegner innerhalb einer Viertelstunde aus drei Großchancen schon zwei Tore gemacht, bevor die Kölner Umstellungen gegriffen hatten. „Wir hatten 15 schwache Minuten. Dann hatten wir aber die Spielkontrolle und mindestens fünf, sechs sieben Chancen, aus denen wir das dritte Tor machen müssen. Und zwar gegen einen Gegner, der sein Herz auf dem Platz gelassen hat, aber irgendwann auch sehr müde war. Gefühlt hat jeder Regensburger Krämpfe an jeder Körperstelle gehabt“, sagte Keller. Mersad Selimbegovic, Regensburgs Trainer, bestätigte: „Nach einem dritten Kölner Tor wären wir nicht mehr zurückgekommen.“

Die Kasse bleibt leer

Keller wurde gleich an seinen Sanierungsauftrag erinnert. Grundsätzlich gibt es keine Abkürzungen auf dem Weg zur finanziellen Gesundung des Vereins, der FC plant langfristig. Doch Erfolge im Pokal hätten die Dinge vereinfacht. „Wir haben kaufmännisch mit dem Aus in der ersten Runde kalkuliert. Sportlich wollten wir selbstredend weiterkommen. Jeder weiß, dass wir auf jeden Euro angewiesen sind. Heute haben wir Euros liegengelassen, die uns gutgetan hätten“, sagte Keller gefasst, aber durchaus mit Härte.

Keine Sorge vor Schalke

Weitere Prognosen wollte der Sportchef aus dem Aus nicht ableiten. Dafür war das Aus eines Mittelklasse-Erstligisten bei einem Zweitligaklub in Topform zu wenig sensationell. „Heute ist richtig scheiße, sportlich wie wirtschaftlich. Die Mannschaft hat eine gute Mentalität auf den Platz gebracht und war besser. Ich würde nicht von einem verlorenen Spiel auf das nächste schließen. Nächste Woche startet gegen Schalke der nächste Wettbewerb. Wir wollen drei Punkte holen, und die Mannschaft ist auch in der Lage dazu.“