Köln – Die Reporterfrage war kühn gestellt, aber es gab am Sonntagmittag wohl keine bessere Möglichkeit, Achim Beierlorzer zu einer Aussage zu seinem Torhüter zu bewegen. Ob es denn zum Pokalspiel gegen den 1. FC Saarbrücken eine Rotation im Kölner Tor geben werde. Weil es ja einerseits ein Pokalspiel sei. Und andererseits es womöglich helfen könnte, Timo Horn nach der 1:3-Niederlage am Freitag in Mainz eine Pause zu gönnen. Beim dritten Gegentor hatte Öztunali den Keeper im kurzen Eck überrascht, „da darf der Ball nicht rein“, hatte Horn selbst zerknirscht gesagt. Bei Quaisons Treffer zum 2:1 war der 26-Jährige dagegen eher ein Opfer von Quaisons Schusstechnik – und dem Umstand, dass seine Mitspieler dem Schweden zu viel Raum gelassen hatten für einen Ball, den ein Weltklassemann an einem Weltklassetag womöglich gehalten hätte. Ein Torwartfehler war das nicht, dennoch zeigt Timo Horn eher absteigende Form. Ein Spiel gewonnen hat er seiner Mannschaft in dieser Saison jedenfalls noch nicht. Zwar parierte er im Elfmeterschießen der ersten Pokalrunde gegen Wiesbaden drei von fünf Schüssen, hatte aber zuvor gepatzt.
„Keine Torwartdiskussion“
Die Kritik am Torhüter als Massenhysterie abzutun, würde der Angelegenheit nicht gerecht. Intern verzichten die Kölner jedoch darauf, ihren Torhüter grundsätzlich in Frage zu stellen. Fehler passieren, doch grundsätzlich wird Beierlorzer nicht. „Wir müssen ihn nicht aus der Schusslinie nehmen, denn es gibt für mich keine Torwartdiskussion. Er nimmt das absolut an, wir haben auch im Pokal keine Rotation eingeplant“, sagt der Trainer, dem es neben dem Willen zum Wechsel sowohl an personellen Alternativen fehlte wie an einer Planung, wie mit dem gebürtigen Kölner Horn, noch immer erst 26 Jahre alt und immerhin Silber-Gewinner der Olympischen Spiele 2016, verfahren werden sollte, wäre er beim 1. FC Köln nicht mehr die Nummer 1.
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Beierlorzer rechnet nicht damit, dass sein Torhüter mit wachsenden Nervenproblemen zu kämpfen hat. „Mit der Kritik muss jeder leben. Das ist der Job. Wir müssen mental unheimlich stark sein. Ich stelle mich vor unseren Torhüter, er ist unsere absolute Nummer eins“, sagt er.
Am Sonntag bat Beierlorzer seine Spieler auf den Trainingsplatz, was unüblich ist, denn am zweiten Tag nach einem Spiel ist normalerweise frei. Wegen der Zweitrunden-Partie gegen den 1. FC Saarbrücken am Dienstagabend (18.30 Uhr) im Völklinger Hermann-Neuberger-Stadion bleibt der Takt für die Kölner jedoch hoch. Es habe eine „vertiefte Regeneration“ gegeben, außerdem sei taktisch einiges zu besprechen. Der Gegner verteidigt mit einer Fünferkette, darauf werden sich die Kölner einstellen müssen. Auch der Spielort wird Teil der Vorbereitung sein: Weil der Saarbrücker Ludwigspark derzeit umgebaut wird, findet die Partie im nur 6800 Zuschauer fassenden Stadion von Völklingen statt. Die Partie ist ausverkauft.
Gefährliche Saarbrücker
In der ersten Pokalrunde warf Saarbrücken bereits einen Zweitligisten aus dem Wettbewerb, Beierlorzers Ex-Klub Jahn Regensburg. Auch diese Partie fand im Hermann-Neuberger-Stadion statt, in den Bildern der Videoanalyse werden die FC-Profis also einen Eindruck vom Stadion bekommen, dessen Rasen nur etwa zur Hälfte von Tribünen umgeben ist. Immerhin werden die Kölner bessere Platzverhältnisse vorfinden als die Regensburger, die im Hochsommer auf einem „unglaublich stumpfen“ Rasen spielen mussten, wie Beierlorzer gesehen hat.
Lottners Team in Form
Saarbrücken, trainiert vom ehemaligen FC-Kapitän Dirk Lottner (47), sicherte sich mit einem 5:0 über Offenbach am Samstag bereits die Herbstmeisterschaft. Achim Beierlorzer nimmt den Gegner uneingeschränkt ernst, das Schicksal der Regensburger hat ihn gewarnt. „Saarbrücken ist definitiv keine Regionalliga-Mannschaft. Die betreiben keinen Feierabend-Fußball, das sind Profis“, sagt der 51-Jährige: „Wir siedeln sie in der Dritten Liga an.“ Beierlorzer hat sich intensiv mit dem Gegner befasst; kennt Torjäger Sebastian Jacob, der aus der Position hinter den Spitzen bereits 13 Saisontore erzielt hat. Und den schnellen Gillian Jurcher, dessen Qualität im Konter der FC fürchtet.
Nach dem Pokalspiel beginnt bereits die Vorbereitung auf das Duell am kommenden Sonntag bei Fortuna Düsseldorf. Danach werde eine erste Zwischenbilanz gezogen, sagt Beierlorzer. Düsseldorf hat wie Köln sieben Punkte gesammelt, zehn Zähler nach zehn Spieltagen wären aus Beierlorzers Sicht die „Minimalausbeute: Es wird ein außerordentlich wichtiges Spiel. Wir wollen unbedingt gewinnen. Dann können wir die Startphase realistisch beurteilen.“