Székesfehérvár – In der Schlussphase der Playoff-Partie gegen den FC Fehérvár war Steffen Baumgart beim Stand von 2:0 auf die Tribüne geschickt worden, eine falsche Einwurfentscheidung des Schiedsrichters hatte den Trainer des 1. FC Köln kurz vor Schluss über seine Grenze gebracht. Den Hut in der Hand baute sich der Coach vor dem Unparteiischen auf und tobte derart, dass er kurz nacheinander erst die Gelbe, dann die Rote Karte sah.
Selbst auf der Tribüne war Baumgart anschließend aktiv geblieben, sein Torwart gluckste, als er hinterher von seinen Eindrücken berichtete. „Wenn man sieht, wie er auf der Tribüne auf und abläuft, weil er sich nicht beruhigen kann. Das ist schon geil“, sagte Marvin Schwäbe, der seiner Mannschaft mit zwei herausragenden Paraden das Weiterkommen gerettet hatte, was etwas überraschend gekommen war. Köln gewann letztlich durch zwei Treffer nach Eckbällen, jeweils früh in beiden Halbzeiten. Zunächst traf Abwehrchef Timo Hübers per Kopf (10.), dann Ellyes Skhiri (46.) von seiner Stammposition am zweiten Pfosten. Schindler erzielte in der Nachspielzeit das 3:0.
Baumgart feiert mit den Fans
Anschließend war Baumgart zum tobenden Kölner Auswärtsblock geeilt und hatte mit den Fans gefeiert, Szenen großer Freude hatten sich am Zaun abgespielt. „Das 3:0 war Ekstase pur“, sagte Hübers. Schwäbe war glücklich: „Wenn man sieht, was für ein Auswärtsheimspiel wir heute hatten. Da können wir uns nur freuen.“
Für Steffen Baumgart war es der emotionalste Tag seiner bisherigen Zeit als FC-Trainer, und er ließ ihn gern zu. Als er später im frischen T-Shirt zum Pressegespräch erschien, war er wieder vollkommen bei sich. „Wir haben heute einen Moment, den wir genießen wollen. Uns wird morgen erst bewusst sein, was wir erreicht haben. Es ist eine sehr schöne Sache für uns alle, für den gesamten Verein“, sagte der 50-Jährige, der mit seiner Hinausstellung gelassen umging. „Ich war nicht einverstanden mit der Einwurfentscheidung. International ist offenbar gar nichts mehr erlaubt. In der Bundesliga kann man wenigstens ab und zu noch ein bisschen reden. Er hat den Einwurf aus meiner Sicht falsch eingeschätzt. Das habe ich etwas laut zum Ausdruck gebracht, dafür hat er mir dann Gelb gegeben und gleich darauf auch Gelb-Rot. Das tut mir natürlich leid. Alles andere war dann ein reines Genießen.“
Das könnte Sie auch interessieren:
Schon vor der Partie hatte Baumgart im internen Kreis fallenlassen, dass er eine „kurze Zündschnur“ habe. Geschäftsführer Christian Keller kommentierte nach dem Spiel am Donnerstagabend lachend, dass der Trainer ja „immerhin bis kurz vor Schluss durchgehalten“ habe. Da war die Anspannung bereits abgefallen von den Kölnern, die nach dem 1:2 im Hinspiel hatten befürchten mussten, den Erfolg der vergangenen Saison mit dem unverhofften Rang sieben im Duell mit einem ungarischen Klub aus der zweiten Reihe wegzuwerfen. „Der Trainer steht in so einer Situation unter Strom. Er weiß auch, dass er die Gelb-Rote Karte eigentlich nicht braucht“, kommentierte Keller. Baumgart wird das erste Gruppenspiel verpassen, sein Assistent André Pawlak dürfte einspringen.
Baumgart wirkte wie ein Mann, dem vorerst nichts mehr zustoßen kann. Er überließ seinen Spielern, wie sie mit ihrem Glück umgehen sollten. „Die dürfen ein Bier trinken, die dürfen auch zwei trinken. Sie sind erwachsen und wissen, was hilft und was nicht. Die dürfen auch eine rauchen“, sagte er.
Was er persönlich mit dem Triumph anfangen würde, hatte er da bereits beschlossen. „Ich gehe gleich in meine Kabine und werde dann einfach dasitzen und in mich reinschmunzeln.“
Viel Zeit zum Genießen bleibt dem Trainer nicht. Bereits am Sonntag (15.30 Uhr) empfangen die Kölner den VfB Stuttgart.
1. FC Köln: Schwäbe - Schmitz, Kilian, Hübers, Hector - Skhiri - Thielmann, Duda, Kainz - Adamyan, Tigges. – Stuttgart: Müller – Mavropanos, Anton, Ito – Vagnoman, Endo, Sosa – Ahamada – Egloff – Silas, Kalajdzic.