Mainz/Köln – Am Tag nach dem 1:0-Sieg im Kellerduell beim FSV Mainz 05 wirkte Timo Horn einfach nur erleichtert. Erleichtert und sicherlich innerlich glücklich, da seine Mannschaft nicht nur gewonnen, sondern endlich auch einmal zu Null gespielt hatte. Für einen Torhüter ist das besonders wichtig, letztmals konnte Horn eine weiße Weste nach dem 3:0-Erfolg über Schalke 04 vorweisen. Der gelang Ende Februar, damals wurde noch vor Zuschauern gespielt. Seitdem folgten 21 Bundesliga-Spiele mit mindestens einem Gegentor.
„Es tut sehr gut. Man hat darauf gewartet. Auch wenn wir in den letzten Wochen gut verteidigt haben, haben wir es nie geschafft, die Null zu halten. Jetzt haben wir die Null endlich über die Zeit gebracht. Natürlich auch mit viel Glück hinten raus.“, bekannte Horn am Sonntag ehrlich, der wesentlichen Anteil für diese Null und dem „ganz wichtigen Sieg“ hatte. Er bewahrte seine Mannschaft in der Endphase gleich mit drei zum Teil spektakulären Paraden gegen die Mainzer Quaison, Fernandes und in den letzten Sekunden der Nachspielzeit gegen Onisiwo vor dem Ausgleich. Da reckte denn auch sein Trainer Markus Gisdol vor Begeisterung und Erleichterung die Faust in den Mainzer Abendhimmel. Horn, mit 27 Jahren der älteste Kölner Spieler an diesem Tag und in Abwesenheit von Jonas Hector der Kapitän, behielt die Ruhe und die Nerven.
Trainer Gisdol lobt Horn
Ganz zur Freude seines Trainers. „Endlich muss ich die Frage nicht mehr beantworten, wann wir denn mal wieder zu Null spielen“, schmunzelte Gisdol und verteilte ein Kompliment an seinen Keeper: „Sie dürfen gerne schreiben, dass Timo hervorragend gehalten hat. Nicht nur die drei Paraden, sondern auch, wie er mit seiner Ruhe und Gelassenheit unsere Mannschaft führt.“ Horn steht sinnbildlich für die Entwicklung der Mannschaft. Denn auch der Torwart hat sich nach großen Schwierigkeiten zu Beginn der Saison, in der er heftige, aber auch berechtigte Kritik einstecken musste, selbst aus dem Schlamassel gezogen. Horn steht sinnbildlich für die Entwicklung der Mannschaft. Denn auch der Torwart hat sich nach großen Schwierigkeiten zu Beginn der Saison, in der er heftige, aber auch berechtigte Kritik einstecken musste, selbst aus dem Schlamassel gezogen. Der lobte lieber Markus Gisdol: „Vor dem Dortmund-Spiel hat der Trainer noch einmal eine sehr gute Ansprache gehalten. Er hat gesagt, dass wir uns in einer Situation befinden, die nicht zufriedenstellend ist und die uns alle frustriert. Dass wir aber jetzt einen Schlussstrich ziehen und noch einmal von vorne anfangen.“
Duda fehlt gegen Leverkusen
Spielerisch ist er für den 1. FC Köln ein Gewinn, das zeigte Neuzugang Ondrej Duda beim 1:0-Sieg in Mainz erneut. Doch der 26-Jährige , der das Siegtor von Elvis Rexhbecaj vorbereitete, ist bisweilen noch zu ungestüm. So auch in Mainz, als er sich nach zwei Fouls gegen Kevin Stöger innerhalb von nur 38 Sekunden eine Gelb-Rote-Karte einhandelte. So wurden die restlichen 20 Minuten inklusive Nachspielzeit noch zur Zitterpartie. „Da haben wir es uns selber schwer gemacht, dann wurde es noch mal hektisch. Das sollte uns nicht passieren, das war unnötig“, sagte Trainer Markus Gisdol, sprach dann aber von zu „vielen Emotionen“ in zu kurzer Zeit und nahm den Slowaken in Schutz: „Ondrej ist ein feiner Kerl und hat sich entschuldigt.“ Dennoch fehlt Duda gesperrt gegen Leverkusen. (LW)
Gisdol bewies auch in Mainz ein glückliches Händchen oder stand einfach mal mit Fortuna im Bunde. Je nach Sichtweise. Denn der Coach wollte Elvis Rexhbecaj kurz vor dessen Siegtor in der 55. Minute, das Ondrej Duda mit einem Querpass perfekt vorbereitet hatte, eigentlich schon auswechseln. Anthony Modeste stand an der Seitenlinie neben dem Trainer zur Einwechslung bereit. Der Franzose sollte Rexhbecaj ersetzen, wie Gisdol nachher verriet. Modeste kam dann fünf Minuten später, der Torschütze musste erst in der 82. Minute weichen. Da war die hektische Schlussphase schon angebrochen, die der FC hätte vermeiden können. Denn erst vergab Modeste in der 74. Minute eine hochkarätige Torchance kläglich, die er früher wohl im Schlaf verwandelt hätte. Doch weiterhin ist der Stürmer ein Schatten vergangener Tage.
„Wir stehen zusammen, egal was passiert.“
Dann sah der spielstarke Duda innerhalb von wenigen Sekunden zwei Gelbe Karten nacheinander und flog vom Platz. Die bis dato uninspirierten Mainzer, die mit dem vielen Ballbesitz zuvor rein gar nichts anfangen konnten, rochen auf einmal Lunte und drückten. Doch mit Glück, Geschick und Horn retteten sich die Kölner über die Zeit. Rexhbecaj wollte nach dem Abpfiff dann auch nicht „King Elvis“ sein und lobte die Kollegen: „Scheißegal, wer das Tor macht. Wir haben uns als Team noch mal enger zusammengestellt, als wir kritisiert wurden. Wir stehen zusammen, egal was passiert. Jetzt haben wir das Glück, das uns lange gefehlt hat und fahren happy nach Hause.“
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Glück ist aber nicht der einzige Grund, weshalb der FC die Kurve bekommen hat. Die Kölner haben insbesondere an den Grundtugenden gearbeitet. Das einstmals lauffaulste Team der Liga gehört jetzt zu den lauf- (Platz vier), den zweikampf- (Platz sieben) und kopfballstärksten (Rang zwei) Mannschaften. Im Abstiegskampf ist das viel wert. Dass es spielerisch noch gewaltig Luft nach oben gibt, ist indes auch kein Geheimnis. In puncto Ballbesitz (15.), Passquote (18.) oder Torschüsse (16.) ist der FC weiterhin Abstiegskandidat. Doch auch hier gibt es Lichtblicke durch Neuzugang Duda, den spielerisch besten Kicker der Kölner, oder Rückkehrer Salih Özcan.
Nächstes Spiel gegen Bayer 04 am Samstag
Auf jeden Fall ist durch die jüngsten Erfolgserlebnisse die Brust der Kölner breiter geworden. Selbst wenn der FC in den letzten Bundesligaspielen des Jahres gegen Leverkusen und Leipzig leer ausgehen sollte, spricht derzeit nicht vieles für einen ähnlich fatalen Absturz der Mannschaft wie nach der Corona-Pause. Dafür wirkt sie zu gefestigt. „Das Derby wird jetzt schön, wenn auch ohne Fans etwas trauriger. Wir wollen Leverkusen schlagen, klar“, sagte Rexhbecaj fast schon euphorisch. Am Samstag kann seine Mannschaft dann gegen Bayer 04 die nächste Negativserie beenden. Denn besagtes Heimspiel aus dem Februar gegen Schalke ist auch das letzte, das der FC in der Bundesliga gewann. Danach folgten elf vergebliche Anläufe.