Köln – Während die Mehrzahl seiner Kollegen im Urlaub verschwunden ist, hat sich Tim Lemperle in diesen Tagen nach Halle in Westfalen begeben, um mit der deutschen U21-Nationalmannschaft die Vorbereitung auf die abschließenden Spiele der EM-Qualifikation aufzunehmen. Einen Punkt benötigt das Team von Coach Antonio di Salvo noch, um als Gruppenerster zum Turnier im nächsten Sommer in Rumänien und Georgien zu fahren. Die deutsche Elf trifft am Freitag (18.15 Uhr/Sat1) in Osnabrück auf Ungarn und am 7. Juni (18 Uhr) in Lodz auf Polen.
Über Kroatien nach Halle
Zweieinhalb Wochen ist Lemperles letzter Bundesliga-Einsatz mit dem 1. FC Köln her, gleich nach dem 1:2 in Stuttgart begab er sich auf Reisen, besuchte seinen ehemaligen FC-Kollegen Sava Cestic an dessen neuem Arbeitsplatz im kroatischen Rijeka. Nun steht der Fußball wieder im Mittelpunkt für Lemperle – jedenfalls bis zum 7. Juni. Anschließend darf er noch einmal in den Urlaub gehen. Während FC-Trainer Steffen Baumgart die Kölner Mannschaft am 27. Juni am Geißbockheim erwartet, dürfen jene Profis, die noch mit ihren Nationalmannschaften im Einsatz sind, eine Woche später zurückkehren. Lemperle empfindet diese Art der Sommergestaltung nicht als Ärgernis, im Gegenteil. „Bei einer Erstnominierung für die U21 muss man sich nicht sonderlich hochfahren. Das ist Ansporn genug, um richtig Gas zu geben. Da unterbreche ich meinen Urlaub gern“, sagt er. Einen Substanzverlust hat er in den ersten Einheiten nicht feststellen können. „Ich war ja mit sportlichen Jungs unterwegs, da wurde auch Sport gemacht“, berichtet er, außerdem habe er sich selbstverständlich an den Laufplan der Kölner Athletiktrainer gehalten.
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Lemperle spielte seit der U17 für alle Jugend-Nationalmannschaften des DFB. Dennoch war die Berufung in die U21 etwas Besonderes. „Steffen Baumgart hat mich darauf vorbereitet, dass Antonio di Salvo anrufen würde. In der U21 kommen noch einmal deutlich mehr Jahrgänge zusammen, das vergrößert die Konkurrenz. Darum war das ein Moment, in dem ich mich sehr gefreut habe. Das gibt mir eine große Motivation“, sagt der 1,87 Meter große Techniker.
Lemperles Sommerferien könnten auch in den kommenden Jahren von Verpflichtungen mit der Nationalmannschaft unterbrochen werden. Im Juni 2023 steht die EM an, die das Qualifikationsturnier für die Olympischen Spiele 2024 in Paris sein wird.
Spannende Aussichten für einen 20-Jährigen am Beginn seiner Profikarriere, doch Lemperle konzentriert sich auf das Naheliegende. „Klar schaue ich ein bisschen in die Zukunft. Aber mein Ziel ist jetzt vor allem, hier einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen.“
Die deutsche U21 ist gerade im Angriff hervorragend besetzt. Neben Kapitän Jonathan Burkardt von Mainz 05 stehen Youssoufa Moukoko (Borussia Dortmund), Jamie Leweling aus Fürth und Ansgar Knauff im Kader, der gerade mit Eintracht Frankfurt die Europa League gewonnen hat. „Das Niveau ist super“, sagt Lemperle, „Ich lege alles daran, um mich erst einmal einzuordnen. Meine Aussichten müssen dann grundsätzlich die Trainer einschätzen.“
„Ein kommunikativer Trainer“
Lemperle spricht vom „Herrn di Salvo“, offenbar ist man noch auf höflicher Distanz. Doch der erste Eindruck vom Trainer, der einst mit FC-Coach Steffen Baumgart bei Hansa Rostock spielte, ist positiv. „Er ist ein sehr kommunikativer Trainer. Ob in den ersten Gesprächen am Telefon oder auch jetzt in den Tagen hier: Er sucht das Gespräch, gibt mir Dinge mit auf den Weg. Das tut mir sehr gut“, sagt Lemperle.
„Erste kleine Schritte“
In Köln wird Lemperle mittlerweile als Mittelstürmer geführt, bei di Salvo hat er im Training variabel im Angriff gespielt, auch auf dem Flügel. „Ich sehe mich momentan eher zentral“, sagt der Spieler, „aber es macht mir auch nicht aus, auf dem Flügel zu spielen.“ Auf Rechtsaußen gelang Lemperle Ende April beim Kölner 4:1 in Augsburg ein spektakuläres Dribbling gegen U21-Europameister Niklas Dorsch, mit dem er das letzte Kölner Tor einleitete. „Wenn man meine beiden Tore weglässt, war das sicherlich die Aktion der Saison für mich. Abgesehen davon stehen aber für mich persönlich meine ersten Bundesligatore an erster Stelle, wenn ich auf die Saison zurückblicke“, sagt er.
Zwölf Bundesliga-Einsätze hatte der 20-Jährige, was immerhin mehr war als in der Vorsaison, als er keine Minute spielte. In der Startelf stand er zwar auch in dieser Spielzeit nicht, dennoch bleibt Lemperle positiv. „Ich bin froh, meine ersten kleinen Schritte im Profibereich gemacht zu haben. Einfach gesagt: Ich hoffe, jetzt kommen die nächsten. Und die dürfen dann ruhig etwas größer sein.“