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Remis gegen Hertha1. FC Köln zeigt sich als Mannschaft ohne Balance

Lesezeit 4 Minuten
Gisdol Köln gegen Hertha

Auch der Kölner Trainerstab musste am Samstag gegen Hertha BSC die Zähne zusammenbeißen. 

Köln – Es wäre zu früh, bereits vom nächsten Vereinsrekord zu sprechen, schließlich ist der 1. FC Köln derzeit ausreichend damit befasst, den aktuellen auszubauen: 14 Heimspiele in Serie hat der FC nun in der Bundesliga nicht gewonnen, nie war Köln heimschwächer. Der Bundesligarekord ist in Reichweite, bislang hält ihn Hertha BSC mit 17 Heimspielen ohne Sieg zwischen August 2009 und August 2011, allerdings unterbrachen die Berliner diese Serie damals mit einem Jahr in der Zweiten Liga.

In Zeiten leerer Stadien ist die Heimschwäche allerdings kein Alleinstellungsmerkmal, auch andere Vereine punkten derzeit im eigenen Stadion schwächer als in der Fremde. Dagegen nimmt die Kölner Flaute im Angriff dramatische Züge an, obwohl der Bundesligarekord noch lange nicht in Gefahr ist. Den hält der 1. FC Köln, in der Saison 2001/02 blieb der FC zehn Spiele in Folge oder insgesamt 1034 Minuten ohne Treffer. Thomas Cichon beendete den Lauf damals mit seinem Ausgleichstreffer gegen Hertha BSC zum 1:1-Endstand. Es war Cichons einziger Bundesligatreffer in 130 Spielen für Köln, und es ist wenig überraschend, dass der FC am Saisonende abstieg.

Gefährliche Trends

485 Minuten sind die Kölner seit Elvis Rexhbecajs Treffer zum 1:0-Sieg in Mainz nun ohne Tor, das ist weit weg vom Rekord. Doch die ganz großen Negativserien sind mehr als bloße Zahlenspielerei. Die vier Mannschaften etwa, die in der Liste der längsten Serien ohne Heimsieg noch vor Köln stehen, neben Hertha BSC sind das Greuther Fürth (17 Heimspiele ohne Sieg), Tasmania Berlin (15) und der 1. FC Saarbrücken (wie Köln 14), bezahlten ihre Rekorde jeweils mit dem Abstieg. Das gibt auch den Kölnern zu denken, die nach dem 16. Spieltag und dem 0:0 gegen Hertha BSC auf dem Relegationsplatz kleben.

Die Analyse der Partie am Samstag stand weiter unter dem Eindruck der Vorwoche, das 0:5 in Freiburg hatte die Kölner in Alarmbereitschaft versetzt. Viel mehr als eine zähe Spielzeit voller Abstiegskampf hatte niemand versprochen, und mehr war auch von offizieller Seite nicht gefordert worden im September, als eine verkorkste Transferphase endete und eine absehbar schwierige Saison begann. Doch eine Mannschaft, die sich verweigert und nichts von dem umzusetzen versucht, was der Trainer aufgibt – das hatte die Kölner und Markus Gisdol an einen Punkt gebracht, an dem Konsequenzen drohten.

Hertha enttäuschte mehr als Köln

Das trübe Remis gegen die Hertha hatte daher zunächst als Punktgewinn gelten dürfen und als Rückkehr zur defensiven Stabilität der Mannschaft, die in dieser Saison zeitweise mehr wie ein Aufsteiger wirkt als im Vorjahr, so vorsichtig und uninspiriert mauert sie sich von einer Partie zur nächsten. „Es war wichtig, eine Mannschaft zu sehen, die vor allen Dingen gut verteidigt“, resümierte Gisdol, „dass wir uns aktuell im Herausspielen von Torchancen schwerer tun, das sieht man.“

Bruno Labbadia, vor einer Woche mit seiner Hertha noch von Aufsteiger Arminia Bielefeld blamiert, bezog die Kölner Schwäche im Angriff auf das Wirken seiner Mannschaft, auch das verständlich aus der Perspektive eines Trainers unter Druck. „Wir haben keine klare Torchance zugelassen“, sagte er nach der Partie, wissend, dass es derzeit kaum möglich ist, gegen den 1. FC Köln in Gefahr zu geraten. Die Berliner mit ihrem teuren Kader zeigten zwar in der Schlussphase die bessere Struktur – was vor allem an der Einwechslung ihres Starstürmers Matheus Cunha lag. Doch letztlich hatte Labbadias Elf mehr enttäuscht als die Kölner.

Defensiv stabiler Auftritt

Defensiv zeigte der FC einen seriösen Auftritt, offensiv ein paar Minimalansätze über ihre schnellen Außenspieler. „Wir haben alles reingeworfen und streckenweise auch besser Fußball gespielt als in den letzten Wochen. Aber es ist insgesamt nicht das, was wir uns vorstellen“, befand Kapitän Jonas Hector: „Wir haben einen kleinen Schritt nach vorn gemacht, daran müssen wir anknüpfen.“

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Marius Wolf hatte weiter vorn gespielt als zuletzt, im Training hatte sich das angedeutet. Der Leihspieler von Borussia Dortmund zählte am Samstag wieder zu den auffälligen Spielern seiner Mannschaft, was er eigentlich immer tut. Doch sein Gewaltschuss über das Tor nach einer Stunde blieb seine einzige Offensivaktion, in 15 Pflichtspielen für Köln ist er noch ohne Treffer. „Es war ein Kampfspiel, das in beide Richtungen hätte laufen können“, sagte er. Wolf ist ein Mann, der Verantwortung übernimmt, seine Ansprüche sind andere als der Kampf ums nackte fußballerische Überleben.

Es war ihm wichtig, nicht noch einmal so aufzutreten wie vor einer Woche, und bei aller Tristesse genügte die Partie gegen Hertha BSC immerhin, um das 0:5 in Freiburg zum Einzelfall zu erklären. „Letzte Woche war ein Ausrutscher, das hat jeder mitbekommen“, sagte er. Auf der Suche nach der Balance im Kölner Spiel fiel aber auch Wolf kaum mehr ein als der Appell, auf dem Trainingsplatz fleißig zu sein. „Wahrscheinlich muss ich den Ball ins Tor schießen und nicht daneben. Wir müssen konsequent weiterarbeiten und auf unserem Weg bleiben.“