Das Struber-Team spielt nicht sonderlich schön und spektakulär, dafür ungemein konstant. Eric Martel hat sich aber verletzt und fällt „vorerst“ aus.
Sieben 1:0-Siege seit Anfang NovemberDie FC-Minimalisten sind voll auf Kurs, beklagen aber Martel-Ausfall

Nach dem Abpfiff freute sich Eric Martel (2.v.r.) noch mit seinen Teamkollegen über den 1:0-Sieg gegen Schalke. Am Montagabend folgte nun die bittere Diagnose.
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Nachdem die Fans des 1. FC Köln die Mannschaft für ihren 1:0-Sieg gegen Schalke 04 und die damit verbundene Rückeroberung der Tabellenspitze in der 2. Bundesliga gefeiert hatten, war Gerhard Struber schnell bemüht, die Dinge sachlich einzuordnen.
Jeder im Kölner Lager hätte wohl vor dem Spiel gegen den tief gestürzten Klub aus Gelsenkirchen einen 1:0-Sieg unterschrieben. Denn die Woche war für den FC anstrengend: emotional und physisch. Das bittere Ausscheiden im Pokal-Viertelfinale in Leverkusen (2:3 nach Verlängerung) nach einem Abnutzungskampf hatte seine Spuren hinterlassen und Kraft gekostet. Dazu kommt eine angespannte Personalsituation, die für den Coach mittlerweile schwierig zu händeln ist. Die Partie gegen Schalke, so Struber, sei unter diesen Umständen eine sehr schwierige gewesen.
1. FC Köln: Zähes Spiel, aber viel Mentalität nach Pokal-Fight
Und deshalb atmete der Trainer nach dem knappen Sieg auch tief durch. „Es war wichtig, uns emotional zu befreien von dieser Pokal-Situation. Die Jungs haben gegen Schalke aber einmal mehr unter Beweis gestellt, dass jeder bereit ist, hier alles auf den Tisch zu legen. Doch wir waren nach der Belastung zuletzt bereit, richtig viel zu geben. Das rechne ich der Mannschaft sehr hoch an“, lobte der Österreicher, um dann das auszusprechen, was jeder Unverblendete ebenfalls so gesehen hatte: Die Partie gegen die Gelsenkirchener war eine zähe, unspektakuläre, oftmals sogar langweilige Angelegenheit.
Das Goldene Tor von Stürmer Damion Downs, der bereits seinen neunten Saisontreffer erzielte, fiel bezeichnenderweise nach einer Slapstick-Abwehraktion von Schalkes Mehmet Aydin (43.). Der Kölner Sieg war nicht unverdient, dennoch hätten sich die Gastgeber auch nicht beschweren dürfen, wenn sie in der Nachspielzeit den Ausgleich kassiert hätten. Doch Schalkes Kenan Karaman gelang es tatsächlich noch, den Ball aus kurzer Distanz neben das Tor zu bugsieren. „Das schaut nicht immer so schön aus, der Fußball ist nicht immer geprägt von der allergrößten Kontrolle“, befand Struber zurecht und hoffte auf Steigerung: „Wir wollen in diese Richtung besser werden und stabiler in unserem Ballbesitz sein. Wir müssen den ein oder anderen Konter besser fertig spielen, um Ruhe reinzukriegen.“
Das schaut nicht immer so schön aus, der Fußball ist nicht immer geprägt von der allergrößten Kontrolle. Doch ich rechne der Mannschaft hoch an, dass sie bereit war, alles zu geben
Auch Thomas Kessler der Leiter der Kölner Lizenzspielerabteilung, sah „keine Glanzleistung“, sprach aber auch davon, dass es eben kein Zufall gewesen sei, dass der FC mit 1:0 gewonnen habe. „Wir bekommen eine Situation auf dem Silbertablett – die musst du aber auch nutzen. Ansonsten habe ich eine Mannschaft gesehen, die viel gearbeitet hat. Die drei Punkte sind für uns enorm wichtig. In der einen oder anderen Situation hatten wir vielleicht ein bisschen Glück. Aber ich hoffe, das gibt den Jungs noch ein bisschen Vertrauen, denn es bleibt ganz eng in der Liga.“
Am Ende hatte der FC in einem Heimspiel gegen den Tabellen-14. nur 37 Prozent Ballbesitz und spielte auch deutlich weniger Pässe als die Gäste (369 zu 634). Doch im Nachhinein wird ohnehin niemand mehr fragen, wie der Erfolg zustande kam in einem Spiel, das so aufregend war wie das „Wort zum Sonntag“. Für die Kölner war es allerdings der siebte 1:0-Erfolg seit Anfang November. Eine sagenhafte Quote und am Ende gewiss eine Form der Qualität. Und so stellte auch Struber fest: „Es ist sehr schwer gegen uns, ins Toreschießen zu kommen, weil wir in den gefährlichen Räumen auch mit Newcomern im Team wenig zulassen. Das hat uns zu diesem Sieg geführt.“ Joël Schmied, der neue Abwehrspieler der Kölner, konnte dem Erfolg sogar viel abgewinnen: „Zu Null zu spielen ist gerade für uns Verteidiger immer sehr wichtig – da ist die Freude manchmal größer als 4:3 zu gewinnen.“
Der 1. FC Köln scheint sich bei seiner Mission direkter Wiederaufstieg auf einem guten Weg zu befinden. In einer Liga, die schwächer ist als prognostiziert, gibt es keine andere Mannschaft, die grundsätzlich besser oder besser besetzt ist als die des Absteigers. Nur der Hamburger SV reicht von der individuellen Qualität noch an das Kölner Team heran. Neben dem FC ist der 1. FC Kaiserslautern derzeit die konstanteste Mannschaft, und das kommt sogar für viele Experten eher unerwartet. Schließlich ist es erst wenige Monate her, als Friedhelm Funkel die Pfälzer noch vor dem Gang in die 3. Liga retten musste.
Dafür gibt es aber zahlreiche Liga-Enttäuschungen: Neben Schalke kann auch Hertha BSC den Erwartungen überhaupt nicht gerecht werden. Mit-Absteiger Darmstadt 98 hat nach einem beeindruckenden Hoch gegen Ende der Hinrunde völlig den Faden verloren, auch der Karlsruher SC ist derzeit neben der Spur. Hannover 96 und Fortuna Düsseldorf werden ebenfalls nicht den eigenen Ansprüchen gerecht, auf jeden Fall fehlt ihnen die Punkte-Konstanz der Kölner.
Eric Martel zieht sich strukturelle Muskelverletzung zu und fällt „vorerst“ aus
Den FC scheint möglicherweise nur eine Sache stoppen zu können: Seit Wochen haben die Kölner diverse Ausfälle zu beklagen. Torjäger Tim Lemperle fehlt weiterhin verletzt, dazu kommen langfristige Ausfälle wie die von Mark Uth, Jacob Christensen, Luca Kilian oder Julian Pauli. Der junge Verteidiger, der mittlerweile seit Anfang Dezember wegen seiner Kopfverletzung nicht mehr zum Einsatz kam, absolvierte am Montag immerhin wieder eine individuelle Einheit. Mathias Olesen ist gerade erst wieder fit geworden.
Am Montagabend gab der Klub dann bekannt, dass sich die ersten Befürchtungen bei Eric Martel bestätigt haben. Der 22-Jährige hat sich eine strukturelle Muskelverletzung zugezogen und wird „vorerst“ ausfallen. Der Defensivspieler war am Sonntag gegen Schalke zur Pause ausgewechselt worden.
Am kommenden Freitag im Auswärtsspiel beim FC Magdeburg, der kurioserweise noch kein einziges Heimspiel gewonnen hat, aber Platz vier einnimmt, steht immerhin wieder Kapitän Timo Hübers nach dem Absitzen seiner Gelbsperre zur Verfügung. Struber hofft auf eine rasche Besserung der personellen Lage: „Da wir einige Verletzte haben, müssen wir ein bisschen sorgsam sein mit dem einen oder anderen, was die Belastung angeht. Am Ende haben wir es heute wieder gut hinbekommen, aber das sollte keine Dauerlösung werden.“