Im zweiten Teil unseres Interviews spricht FC-Trainer Steffen Baumgart über seine Rolle als Chef, seinen Vertrag in Köln und den Bundestrainer-Job.
Steffen Baumgart im Interview„Ich habe nicht den Gedanken, den FC 2025 zu verlassen“
Hatten Sie im Frühjahr, als es nicht lief, überhaupt keine Zweifel?
Steffen Baumgart: Sehe ich aus wie ein Zweifler? Ich bin in der Verantwortung und stehe vor der Truppe. Wenn ich zweifle und nicht an unseren Weg glaube, können wir einpacken.
Sie hatten also nie das Gefühl, dass Ihnen die Spieler mal weniger folgen?
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Nein. Hat irgendjemand beobachtet, dass auf dem Trainingsplatz etwas anders läuft? Dass die Jungs weniger machen, sich ankeifen oder negativ werden? Ich würde schon sagen, dass die Mannschaft in den letzten zwei Jahren in punkto Intensität immer alles abgeliefert hat.
Sie gelten als „Bessermacher“.
Ein toller Begriff, mit dem ich nichts anfangen kann. Was bedeutet das denn? Tony Modeste hat für uns nicht 20 Tore erzielt, weil er auf einmal der beste Mann auf dem Platz war, sondern weil unsere Art des Fußballs für ihn super gepasst hat. Davie Selke schießt jetzt statt dreimal in zwei Wochen mindestens fünfmal pro Spiel aufs Tor. Da erhöht sich dann einfach die Wahrscheinlichkeit, dass er trifft.
Anderen Trainern ist dieses Erfolgsrezept bisher verborgen geblieben?
Jeder muss seinen Weg finden.
Sind Sie also beim FC der Boss, der alles verantwortet?
Das sollte ich sein. Das Wort Cheftrainer beinhaltet ja, der Chef zu sein. Chef zu sein bedeutet aber auch, die richtigen Leute zu finden. Denn ich weiß nicht alles, kann sicherlich auch nicht alles und muss auch nicht alles können.
Was können Sie nicht?
Nehmen wir das Beispiel Trainingssteuerung; ich kann natürlich erkennen, ob die Jungs müde sind. Aber ich weiß nicht, was genau physiologisch dahinter passiert. Darum bin ich absolut froh, dass ich ein überragendes Trainer- und Mitarbeiter-Team rund um die Mannschaft habe. Hier kann sich jeder entfalten und wird auch gehört. Wir machen alles gemeinsam. Ich muss mich auch nicht um Yoga kümmern. Wir haben da jemanden, der das viel besser kann, ich kann das gar nicht und mache es auch nicht. Aber es hilft der Mannschaft. Deswegen ist Fußball ein Teamsport.
Sie sind es aber, der absolut im Fokus des öffentlichen Interesses steht. Manchmal ist schon vom Baumgart-Klub die Rede.
Das wird dem Ganzen nicht gerecht. Der Verein steht über allen – insbesondere bei einem Traditionsklub wie dem 1. FC Köln. Ich gehe voran, aber ich bin ganz sicher nicht der Klub.
Sie haben angekündigt, Ihren bis 2025 laufenden Vertrag im kommenden Sommer nicht erneut verlängern zu wollen. Könnte es nicht zu einem Problem für den Verein werden, mit einem Trainer in die Saison zu gehen, dessen Vertrag ausläuft?
Nein, das glaube ich nicht. Früher gab es doch auch Trainer, die erst im letzten Vertragsjahr verlängert haben. Es ist nicht so, dass hier keine Planungssicherheit herrscht. Ich habe nicht den Gedanken, den FC 2025 zu verlassen.
Aber Ihre Aussage konnte man so interpretieren…
Nein. Dann würde ich sagen, dass ich nach meinem Vertragsende 2025 gehe. Das habe ich aber nicht gesagt, ich habe nur erklärt, dass ich beabsichtige, im Sommer 2024 nicht zu verlängern. Nach vier Jahren in einem Verein, insbesondere in einem Verein wie dem 1. FC Köln, sollte man sich schon genau überlegen, ob in der Arbeit noch dieselbe Energie steckt und ob alles noch passt. Es ist kein Spaß, wenn ich sage, dass ich beim FC jeweils erstmal den nächsten 11.11. erreichen möchte. Zwei Jahre sind im Fußball eine lange Zeit. Vielleicht sind in zwei Jahren auch alle froh, wenn ich gehe. Darum sage ich: Leute, lasst uns doch erst einmal die zwei Jahre machen. Hat irgendjemand das Gefühl, dass ich auf Reisen bin und mich unwohl beim FC fühle?
Sie könnten verlängern, FC-Rekordtrainer werden und Peter Stöger mit 1616 Tagen im Amt ablösen. Ist das kein Ziel?
Vielleicht wird das zum Ziel. Zwei Jahre im Fußball können wunderschön, aber auch sehr zäh sein. Intern reden wir nicht darüber, was mit meinem Vertrag ist. Wir leben ausschließlich im Hier und Jetzt. Trotzdem kann es sein, dass ich 2025 woanders arbeite, oder dass ich mir mal eine Auszeit nehme – aber doch nicht jetzt!
Nach dem WM-Desaster haben Sie Bundestrainer Hansi Flick gegen viele Kritiker verteidigt. Irgendwann wird aber auch Flicks Amtszeit enden. Können Sie sich vorstellen, eines Tages Bundestrainer zu werden?
Im Moment nicht. Ich habe jetzt nur den 1. FC Köln und diese zwei Jahre im Kopf. Und sollte ich während meiner Vertragslaufzeit in Köln mal ein anderes Job-Angebot bekommen, dann muss man sich unterhalten. Und zwar in der richtigen Reihenfolge: Der Interessent muss zuallererst mit unseren Verantwortlichen sprechen. Die würden aber sicher sagen, dass sie mich nicht abgeben werden – außer vielleicht für ein sehr unmoralisches Angebot, wie es so schön heißt, aber wohl auch dann nicht.
Den ersten Teil des Interviews mit Steffen Baumgart können Sie hier lesen.