Als es geschafft war und das Stadion im Jubel versank, sah sich Steffen Baumgart in seinen jüngsten Beobachtungen bestätigt: Nach der langen Zeit der Geisterspiele wollten die Menschen nun wieder Freude erleben beim Bundesliga-Fußball. Das habe er schon am Freitag in Mönchengladbach erlebt. Und am Sonntag in Müngersdorf sei das nun nicht anders gewesen.
16.500 Fans jubeln zum Saisonstart
Es war eine bemerkenswert bescheidene Erklärung der Jubelszenen auf den Rängen. Denn gewiss erfreuten sich die Zuschauer am Stadionerlebnis. Doch die Kölner Mannschaft hatte einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet, dass der Nachmittag vor einer Kulisse von gerade einmal 16.500 Zuschauern derart geglückt war.
Nach 90 Minuten voller Verzückung und Szenenapplaus stand ein 3:1-Erfolg, der für kaum mehr gekannte Glücksmomente gesorgt hatte. Nicht wenige Fans des 1. FC Köln werden am späteren Abend gar den Blick auf die Tabelle gewagt haben.
Der Kölner Überlebensfußball der vergangenen Jahre hat die Mannschaft viel gekostet, selbst in der Phase guter Resultate war die Unterstützung für Trainer Markus Gisdol und seine Spieler stets verhalten.
Baumgart dagegen eroberte die Herzen des Kölner Publikums mit dem ersten Spiel: Der Auftritt seiner Mannschaft war trotz aller Fehler, trotz der verkorksten Anfangsphase und der vielen Wackler ein mitreißender. Köln spielt so aktiv wie seit einer gefühlten Ewigkeit nicht. Die Leute scheinen bereit, der Mannschaft viel zu verzeihen.
Auch bei Fehlern angetrieben
Der Rückstand durch den ersten Standard war ärgerlich; für die Kölner wäre das ein guter Anlass gewesen, an sich, dem neuen Trainer und an dessen System zu zweifeln. Doch weder Spieler noch Zuschauer ließen das zu. Die Mannschaft arbeitete sich ins Spiel, angetrieben von Baumgart und den Fans – und erkämpfte sich einen so glanzvollen wie verdienten Auftaktsieg gegen eine Berliner Mannschaft, die dem Kölner Engagement nichts entgegenzusetzen hatte.
Es verbietet sich, aus dem ersten Spiel der Saison endgültige Schlüsse zu ziehen. Die Behauptung, dass der 1. FC Köln in diesem Jahr nur extrem selten ohne Gegentor bleiben wird, ist ebenso zulässig wie die Prognose, dass die Kölner kaum ein Spiel beenden werden, ohne selbst zu treffen. Eine solche Konstellation garantiert zwar noch keinen nachhaltigen sportlichen Erfolg. Aber extrem unterhaltsamen Fußball. Und das ist eine sehr gute Nachricht nach dem ersten Saisonspiel.