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FC mit kämpferischem SaisonstartKöln besiegt Hertha BSC mit Baumgarts Powerfußball

Lesezeit 5 Minuten
Modeste Kainz Hertha

Torschütze feiert Torschütze: Anthony Modeste hebt Florian Kainz in gebührende Höhe.

Köln – Um 18.46 Uhr lag sich Müngersdorf in den Armen. Das ist in Pandemie-Zeiten sicherlich nicht ganz so vernünftig, aber bei vielen Fans musste die Freude einfach raus. Die Freude über das so schmerzlich vermisste Gemeinschaftserlebnis Fußball und vor allem über die Leistung und Spielweise ihrer Mannschaft. Florian Kainz hatte soeben mit seinem zweiten Treffer binnen drei Minuten zum 3:1 für den 1. FC Köln getroffen und das Rhein-Energie-Stadion an diesem warmen Sonntagabend zum Kochen gebracht.

Es waren zwar „nur“ 16.500 Anhänger im Rhein-Energie-Stadion zugegen, doch sie waren so laut, als ob die Arena ausverkauft gewesen wäre. Und sie hatten Freude an ihrem FC. „Man sieht, dass die Leute sich freuen und Spaß haben wollen. Ich habe ein geiles Spiel gesehen – mehr geht nicht“, sagte Baumgart. „Die Jungs sind auch nach dem Rückstand bei unserem Plan geblieben, das war sehr gut.“ Und sie hatten vor allem läuferische Vorteile.

Nach 533 Tagen spielte Köln erstmals wieder vor einer relevanten Zuschauer-Anzahl, auch der Geißbock Hennes IX. kehrte zurück. Und das Punktspiel-Debüt für Baumgart endete mit einem Erfolg: Der FC bezwang Hertha BSC mit 3:1 (1:1) und spielte nach einer schwierigen Anfangsphase über weite Strecken mitreißenden, attackierenden Fußball, den man so lange nicht mehr in Köln gesehen hatte.

Ljubicic in der Startelf

Im Vergleich zum Zittersieg im DFB-Pokal in Jena hatte sich Baumgart gleich für drei Änderungen entschieden. Und die machten sich bezahlt. Pokal-Held Marvin Schwäbe musste in der Bundesliga wieder für Stammtorhüter Timo Horn weichen. Salih Özcan und Kingsley Ehizibue fanden sich nach ihren schwachen Leistungen in Jena auf der Bank wieder. Für sie rückten Ellyes Skhiri und überraschend auch Neuzugang Dejan Ljubicic in die Startelf, der im Zentrum agierte. Die Umstellungen hatten zur Folge, dass Jonas Hector aus dem Mittelfeld auf die Position des Linksverteidigers rückte und Benno Schmitz wieder auf der gewohnten rechten Seite verteidigte. Es waren Maßnahmen, die im Laufe des Spiels noch aufgehen sollten.

FC EK BSC

Die Kölner Spieler feiern mit Torschützen Anthony Modeste (m.) beim 1:1.

Doch zu Beginn beflügelte die Hausherren die Unterstützung von den Rängen noch nicht. Die Kölner liefen zwar hoch an, doch sie wirkten zu Beginn übernervös und offenbarten die Defizite in der Defensive, die auch in der vergangenen Spielzeit ein ständiger Begleiter waren. Und so brauchte Herthas Neuzugang Stevan Jovetic nicht einmal sechs Minuten für sein erstes Bundesligator.

Nach einem Freistoß Marvin Plattenhardt kam Matheus Cunha am Fünfer freistehend zum Kopfball. Timo Horn konnte zwar noch abwehren, doch Cunha reagierte schnell und legte den Abpraller quer zu Jovetic, der aus kurzer Distanz einschob. Der FC wirkte in dieser Szene unsortiert und hatte sich wie in Jena erneut ein frühes Gegentor gefangen.

Köln hatte vor allem bei hohen Bällen immer wieder Probleme, Baumgart tigerte schon früh durch die Coaching-Zone und darüber hinaus und gab lautstark Anweisungen. „Die Jungs haben so vorher noch nicht gespielt. Man hat gesehen, dass die Jungs zu Beginn unruhg waren. Aber ich finde, das ist normal, das gehört dazu. Wir werden immer wieder Phasen haben, in denen wir unruhig sind. Wichtig ist dann, dass wir uns reinarbeiten“, sagte Baumgart hinterher.

20 Minuten nach dem Abpfiff teilte der 1. FC Köln mit, dass Modeste das Stadion aus „privaten Gründen“ vorzeitig verlassen haben. Baumgart erklärte dazu: „Tony ist vor Ort geblieben. Das ist eine familiäre Sache, dabei sollten wir es belassen.“

Köln zeigt den Baumgart-Stil

Das Reinarbeiten fing nach rund 15 Minuten an. Der FC kam besser ins Spiel, attackierte und presse früh, zeigte den Spielstil, den Baumgart fordert. Die Gastgeber kamen zu ihren ersten Chancen durch Anthony Modeste, der aus aussichtsreicher Position über den Ball schlug, und insbesondere durch Mark Uth. Nach einem katastrophalen Fehler von Herthas Kapitän Niklas Stark brauchte der Rückkehrer einen Tick zu langsam, um den Ball zu verarbeiten und wurde beim Abschluss gestört (18.).

Die bis dato temporeiche Partie nahm sich nach einer halben Stunde eine Verschnaufpause. Doch kurz vor der Pause drehte der FC noch einmal auf und belohnte sich prompt. Jan Thielmann hatte viel Platz und Zeit zum Flanken. Nach seiner perfekten Hereingabe schraubte sich Modeste hoch, setzte sich gegen Marton Dardai durch, der zu Boden ging, und köpfte zum Ausgleich ein (41.). Das Stadion wurde zum Tollhaus, es ging fast unter, dass der Videoschiedsrichter die Szene noch einmal überprüfte. Doch da keine klare Fehlentscheidung vorlag, blieb es beim Treffer.

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Das Tor gab den Kölnern Aufwind. Nach der Pause blieben sie druckvoll. Skhiri hatte das 2:1 auf dem Kopf, doch Torhüter Schwolow rettete noch (48.). Vier Minuten später war er geschlagen: Eine Hereingabe von Modeste senkte sich durch Dardais Berührung gefährlich in Richtung langes Eck. Schwolow bekam den Ball nicht mehr richtig zu packen. Kainz war zur Stelle und köpfte ins leere Tor ein. Der FC hatte das Spiel gedreht – und setzte noch einen drauf.

Thielmann steckte durch auf Benno Schmitz. Dessen Hereingabe verwertete erneut Kainz, der Österreicher grätschte die Kugel in die Maschen (55.). Die Berliner waren nun von der Rolle – und die Kölner obenauf. Ohne große Probleme brachten sie den ersten Punktspiel-Sieg über die Runden und reisen nun zu den Bayern – wo laut Baumgart auch etwas möglich ist: „Warum denn nicht?“

FC: Modeste hat Stadion vorzeitig aus „privaten Gründen" verlassen

20 Minuten nach dem Abpfiff teilte der 1. FC Köln mit, dass Modeste, der zuvor beim Torjubel noch seinen Trainer vor Freude mit Wasser aus einer Trinkflasche bespritzt hatte, das Stadion aus „privaten Gründen“ vorzeitig verlassen habe. Baumgart erklärte dazu: „Tony ist vor Ort geblieben. Das ist eine familiäre Sache, dabei sollten wir es belassen.“