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Fan-Rückkehr beim FCViele Besucher befürworten 2G-Regel im Stadion

Lesezeit 5 Minuten
Fans FC Zugang

Zuletzt war das Rhein-Energie-Stadion vor 553 Tagen voll. Am Sonntag durften 16 500 Fans zum Heimspiel hinein.

Köln – Der Fan, der um 15.30 Uhr auf Krücken Richtung Einlasskontrolle humpelt, hat sein FC-Trikot nicht mit dem Namen seines Lieblingsspielers beflocken lassen. „Covid“ leuchtet in Rot auf dem weißen Hemd. Er habe das nicht aus Jux gemacht, sagt Frank Demifoad. „Ich möchte ein paar Leute zum Nachdenken bringen. Dass die Impfbereitschaft der Menschen gerade einschläft, ist gefährlich. Das kann bedeuten, dass wir noch sehr lange mit der Pandemie leben müssen.“

1000 Menschen mit negativem Corona-Test

Ins Rhein-Energie-Stadion dürfen am Sonntag vorläufig letztmals auch 1000 Menschen mit negativem Corona-Test. Der Vorstoß des 1. FC Köln, danach nur noch Geimpfte und Genesene einzulassen, hat jüngst zu Kontroversen geführt. Vereine wie Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund haben die Kölner Idee für nachahmenswert befunden, andere Clubs wie die TSG Hoffenheim sprachen von einer „Impfpflicht durch die Hintertür“ und lehnen die Regelung ab.

Schilder weisen auf Kontrollen hin.

„Ich kann verstehen, dass einige sich jetzt aufregen“, sagt Demifoad. „Ich denke aber, wer sich weigert, sich impfen zu lassen, muss auch mit Einschränkungen leben.“ Den Vorstoß des FC findet er „mutig und richtungsweisend – man sieht es ja jetzt an den Karnevalisten in Düsseldorf und Köln, die nachgezogen haben.“

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Ulf und Walter Heil mit Markus Nauroth.

71 FC-Fans hatten bis Freitag mit Verweis auf die künftige 2G-Regel ihre Mitgliedschaft gekündigt, dazu kämen rund 100 kritische Anrufe und Mails, sagt der FC-Fan-Beauftragte Rainer Mendel. „Die deutliche Mehrzahl der Fans findet die Initiative des Vereins gut. Wir werden mit den Kritikern sprechen – und versuchen, sie von unserer Haltung zu überzeugen.“

Muriel holte sich eine Impfauffrischung.

Wichtig findet Mendel, den Fans auch selbst ein Impfangebot zu machen. Am Sonntag steht ein Impfzelt der Stadt vor dem Hauptportal der Stadionvorwiesen, Jürgen Zastrow, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung, impft im weißen FC-Trikot. „Wenn die Menschen nicht mehr zu uns kommen, müssen wir zu den Menschen gehen“, sagt er. 159 Dosen sind bis zum Anpfiff verimpft.

FC-Segnungsgottesdienst im Dom.

Eine davon erhält die 18-jährige Muriel, die wegen einer Corona-Infektion im Frühjahr eine ihrer Abiturprüfungen verpasst hatte. „Ich hatte nur eine geringe Anzahl an Antikörpern und möchte bei diesem Virus auf Nummer sicher gehen“, sagt sie. Ihr Verlauf sei immerhin so gravierend gewesen, dass „an die Abiprüfung nicht zu denken war“.

In FC-Schlappen zum Spiel

Alicia Kubbacki (29), die in FC-Schlappen, aber ohne Ticket zur Impfung kommt, hat in den sozialen Netzwerken von dem Termin erfahren. Die 2G-Regel des FC könne sie nachvollziehen, „da sie den Besuch im Stadion sicherer macht. Andererseits verstehe ich auch den Unmut – weil hier ein Verein plötzlich das für sich regelt, was eigentlich die Politik regeln sollte.“

Die Brüder Walter und Ulf Heil und ihr Freund Markus Nauroth finden es „absolut okay“, nur noch Geimpfte und Genesene ins Stadion zu lassen. „Wer sich nicht impfen lassen will, muss auch den Preis zahlen“, sagt Nauroth. „Wenn alle geimpft wären, dürften heute nicht 16500, sondern 50000 ins Stadion“, sagt Ulf Heil. „Immerhin dürfen wir wieder, zum ersten Mal seit Februar 2020 gegen Schalke“, meint Walter Heil. 553 Tage ist das her.

Der ökumenische Segnungsgottesdienst zum Saisonstart fand zuletzt vor zwei Jahren mit Menschen im Kölner Dom statt. Am Sonntag hören 200 Fans im Dom die FC-Hymne und schwenken ihre Schals, Stadtdechant Robert Kleine und Stadtsuperintendent Bernhard Seiger sprechen Fans und Verein den Segen aus – und unterstützen auch die neue Corona-Regelung des Clubs: Kleine wertet sie als „Zeichen der Solidarität und des Füreinander, sie wird hoffentlich dazu beitragen, dass wir uns nächstes Jahr wieder ohne Einlasskontrolle in einem vollen Dom treffen“. Seiger sagt, 2G sei ein „Ausdruck von Besonnenheit und Verantwortungsbewusstsein“.

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So uneingeschränkt unterstützen nicht alle die vereinsinterne Auslegung des Hausrechts. „Es braucht eine einheitliche Regelung für alle Stadien. Sonst verlieren die Menschen die Lust – und fühlen sich veräppelt“, sagen Claudia Sommerey und Markus Engelmann. Vor zwei Jahren hatte Engelmann seiner Freundin in der Südkurve mit einem riesigen Banner und den Lettern „Willst Du mich heiraten?“ einen Antrag gemacht. Heiraten wollen sie in Las Vegas. Corona hat das bislang verhindert.

Mobile Impfangebote erfolgreich

Am Rande der Impfaktion vor dem Rhein-Energie-Stadion zog Alexander Lechleuthner vom städtischen Krisenstab eine positive Zwischenbilanz der mobilen Impfangebote. Seit der ersten Impfaktion in Chorweiler Anfang Mai seien bei fast jeder Aktion 100 bis 200 Menschen geimpft worden, am Dom/Hauptbahnhof an drei Tagen sogar 1382 Menschen. Vor dem Stadion wurden am Sonntag 159 Menschen geimpft, bei Impfaktionen in Ehrenfeld am Freitag 208, in Riehl 94, am Samstag an der Schaafenstraße 158 und an der Fähre in Langel 86. Am Sonntag wurden zudem 195 Menschen in Buchheim geimpft.

Die mobilen Impfangebote hätten dazu beigetragen, dass die Quote der vollständig Geimpften in Köln bereits bei 62 Prozent und bei den über 18-Jährigen bei 70 Prozent liege, sagte Lechleuthner.

Bei den mehr als 60-Jährigen seien 84 Prozent der Kölnerinnen und Kölner vollständig geimpft, bei den 18-59-Jährigen 65 Prozent und bei den Zwölf- bis 17-Jährigen 25 Prozent.

Der 1. FC Köln setze mit seiner 2G-Regel „ein gesundheitliches Signal, das unglaublich wichtig ist“. Zur Kritik, dass die Regelung in der Breite einer Impfpflicht gleichkomme, sagte Lechleuthner: „Derzeit brauchen wir noch keine Impfpflicht.“