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1. FC Köln empfängt Schalke 04Struber muss umbauen und gesteht, wo der FC „zulegen muss“

Lesezeit 5 Minuten
Trainer Gerhard Struber musste am Mittwoch in Leverkusen leiden – nun blickt er optimistisch auf das nächste Spiel gegen Schalke.

Trainer Gerhard Struber musste am Mittwoch in Leverkusen leiden – nun blickt er optimistisch auf das nächste Spiel gegen Schalke.

Der FC-Trainer will das Pokal-Aus in Leverkusen hinter sich lassen – denn Sonntag geht es bereits weiter gegen Schalke.

Der Freitag war still am Geißbockheim, ein Training der Profimannschaft war nicht angesetzt. Zwar schaute der eine oder andere Spieler im Grüngürtel vorbei, um individuell zu arbeiten. Insgesamt aber fühlte es sich an, als nutze der 1. FC Köln diesen Tag, um das in der Verlängerung verlorene Pokal-Viertelfinale in Leverkusen endgültig hinter sich zu lassen und Maß zu nehmen für das Heimduell mit Schalke 04 am Sonntag (13.30 Uhr, Sky).

Die Trauer über die verpasste Chance auf die Sensation hallt noch nach, doch Gerhard Struber bleibt tapfer. „Es gilt, ins Hier und Jetzt zu kommen und nach vorn zu schauen. Wir haben wieder einen großen Klub im Haus mit Schalke. Es geht Schlag auf Schlag mit den großen Aufgaben“, sagte der Trainer. Und beschwor das Positive: „Wir nehmen viele gute Dinge mit aus dem Cupfight, müssen jetzt aber die Sensoren wieder hochfahren und uns auf das nächste Highlightspiel freuen.“

Profisportler haben Strategien, Rückschläge zu verarbeiten. Struber sprach von einer „neuen Flughöhe“, die seine Mannschaft durch das Kräftemessen mit einer der stärksten Mannschaften Europas erreicht habe. Dennoch will er seine Rolle nicht überbetonen. Struber ist noch relativ neu beim FC, und in der Schwächephase im Oktober wird er bemerkt haben, wie wenig verwachsen er bislang mit dem Kölner Traditionsklub ist. Intern wie extern stand der Trainer infrage, und nach wie vor scheint es, als habe sich der Österreicher noch keinen großen Puffer erarbeitet. Zwar stimmten zuletzt die Ergebnisse. Doch am Standort Köln ist auch und vielleicht sogar besonders in der Zweiten Liga fußballerische Kultur gefragt.

Die bleibt Struber bislang schuldig, im Herbst schien die nächste Krise nur jeweils eine Niederlage entfernt. Doch mit der Systemumstellung dokumentierte er, dass er die Klarheit besitzt sowie ausreichend Entscheidungsfreude und Vermittlungskompetenz, um seine Mannschaft wirkungsvoll umzustellen. Mit der Partie in Leverkusen stellte er nun zusätzlich unter Beweis, dass er seine Spieler über ihre Grenzen treiben kann. Die Laufleistungen der Kölner am Mittwoch waren brutal. Der bedingungslose Einsatz ist eine Qualität im Kölner Repertoire, die Struber nun auch in den Ligabetrieb überführen will. „Wir müssen an unsere Tugenden anschließen“, sagte er am Freitag.

Wir haben in Leverkusen ein ordentliches Spiel gemacht, am Ende haben wir's verloren. Wir wollen das Spiel nicht zu hoch hängen. Am Ende des Tages sind wir ausgeschieden, das ist die Wahrheit, auch wenn es nicht fein ist. Dem müssen wir ins Auge sehen
FC-Trainer Gerhard Struber

Es ist davon auszugehen, dass Müngersdorf den FC-Profis am Sonntag einen Empfang bereiten wird, in dem der Respekt für den Auftritt in der Bay-Arena mitschwingt. Doch Struber mag nichts hören von Kölner Heldengeschichten. „Ich habe nicht das Gefühl, dass ich eine Geschichte geschrieben habe. Wir haben in Leverkusen ein ordentliches Spiel gemacht, am Ende haben wir's verloren. Wir wollen das Spiel nicht zu hoch hängen. Am Ende des Tages sind wir ausgeschieden, das ist die Wahrheit, auch wenn es nicht fein ist. Dem müssen wir ins Auge sehen.“

Mit dem Außenseiterfußball aus Leverkusen werden die Kölner im eigenen Stadion kaum die Herzen gewinnen. Fünf der jüngsten sechs Auswärtsspiele in der Zweiten Liga gewannen die Kölner, und zwar jeweils mit nur einem Tor Vorsprung. Verteidigen können sie also, doch das Spiel am Ball ließ zuletzt Wünsche offen. „Da liegt die Herausforderung. Da müssen wir zulegen, da haben wir uns in den vergangenen Wochen nicht mit Ruhm bekleckert“, gesteht Struber.

Nach dem Spiel in Leverkusen verabschiedeten sich die FC-Profis enttäuscht von ihren Fans.

Nach dem Spiel in Leverkusen verabschiedeten sich die FC-Profis enttäuscht von ihren Fans.

Der Gegner ist schwierig einzuschätzen. Schalke, derzeit Tabellen-13., hat in dieser Saison bislang mehr Tore geschossen als Tabellenführer Köln. Moussa Sylla und Kenan Karaman haben gemeinsam schon 24 Tore geschossen. Allerdings hat Schalke die drittmeisten Gegentore. Nach fünf Spielen ohne Niederlage schien die Mannschaft des niederländischen Trainers Kees van Wonderen (56) ihre Stabilität zu finden. Um am vergangenen Samstag im eigenen Stadion 2:5 gegen den 1. FC Magdeburg zu verlieren. Schalke sei unberechenbar, Karaman ein Spielgestalter, „der am Ball verblüffende Dinge fabriziert“, beschrieb Struber. Sylla wiederum erinnere den Kölner Coach an einen französischen Superzug: „Er ist ein TGV, mit Hochgeschwindigkeit. Da gibt es einiges zu bändigen“, sagt Struber.

Personell gibt es nach 120 Minuten DFB-Pokal keine neuen Sorgen. Max Finkgräfe, der in der zweiten Halbzeit unglücklich stürzte und anschließend ausgewechselt wurde, hat die Protokolle durchlaufen, die eine Kopfverletzung ausschließen. Er habe „seine Tests hervorragend absolvieren können“, sagte Struber. Florian Kainz hat nach seinem Sturz in Braunschweig am Donnerstag wieder trainiert, wenn auch ohne Zweikämpfe zu führen. Die Abschlusseinheit am Samstag soll Klarheit bringen, ob der Österreicher wieder spielfähig ist. Tim Lemperle dagegen fällt weiter aus, „er braucht noch“, berichtete Struber, der erst für das Spiel gegen Düsseldorf (23. Februar) wieder auf seinen Stürmer hofft. Imad Rondic steht als Alternative bereit. Der Bosnier nahm 40 Minuten lang am Kampf in Leverkusen teil und erzielte sogar ein Abseitstor. Die Kölner Trainer sind nun weiter damit befasst, den Stürmer an die Spielweise beim FC zu gewöhnen. Das bedeutet viel Videostudium, „damit er schnell andockt“, sagt Struber.

Timo Hübers ist nach seiner Gelben Karte gegen Braunschweig gesperrt, möglicherweise wird Eric Martel wieder aus dem Mittelfeld in die Dreierkette wechseln. Neben dieser wahrscheinlichsten Variante geht Struber jedoch weitere Optionen durch, auch eine Vierer-Abwehrkette gehört zum Kölner Repertoire. Julian Pauli spielt in den Überlegungen noch keine Rolle. Der junge Verteidiger war zwar am Freitag ebenfalls am Geißbockheim, ist aber noch nicht wieder spielfähig. „Ich habe mehrere Ideen, aber die Lösung ist noch nicht fertig“, sagte Struber nur, der auch die Eindrücke des letzten Trainings abwarten will.