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Timo Horn nach dem Saisonstart500 Fans feiern den 1. FC Köln beim Training

Lesezeit 4 Minuten
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Timo Horn mit dem neuen Kölner Torwarttrainer Uwe Gospodarek

Köln – Steffen Baumgart betrat am Mittwoch als erster den Rasen des Franz-Kremer-Stadions, seine Spieler trudelten etwas später ein. So hatte der Trainer des 1. FC Köln das Publikum zunächst für sich, rund 500 Zuschauer waren gekommen, um sich das Training ihres Lieblingsklubs anzuschauen. Warmer Applaus ging auf Baumgart nieder, doch war dem Trainer nicht anzusehen, ob ihn die Szenerie nun wunderte – oder ob er sich nach seinen ersten zwei Monaten in Köln das Wundern bereits abgewöhnt hat.

Die Einheit markierte den Auftakt der Vorbereitungswoche auf das Spiel am Sonntag beim FC Bayern (17.30 Uhr/Dazn), und wenig überraschend gestattete Baumgart noch keinen tieferen Einblick in seine Pläne, wie er dem Rekordmeister beizukommen plant. Allerdings fiel auf, dass Kingsley Ehizibue rechts in einer Viererkette verteidigte, wie sie auch in der Allianz-Arena beginnen könnte – und dabei ausschließlich offensiv ausgerichtet war. Möglicherweise spielt Baumgart mit dem Gedanken, den niederländischen Sprinter einzusetzen, um die linke Münchner Seite zu attackieren, auf der Alphonso Davies zwar ebenfalls mit herausragendem Tempo unterwegs ist, aber hier und da Räume freilässt, die sich anzugreifen lohnt. Am Sonntag gegen Hertha BSC (3:1) wurde Ehizibue erst in der Schlussphase eingewechselt, am Mittwoch suchte Baumgart auffallend oft das Gespräch mit dem Rechtsverteidiger.

Angriff auf die Bayern

Es ist tatsächlich denkbar, dass die Kölner am Sonntag in München wie schon gegen die Hertha voll auf Attacke spielen werden. Gegen Berlin trat die Mannschaft extrem entschlossen auf und fand nach dem Rückstand souverän ins Spiel. Baumgart hatte großen Anteil daran. „Der Trainer bringt unheimlich viel Energie in die Mannschaft, vielleicht haben wir genau das als Truppe gebraucht: Jemanden, der uns anstachelt, der an der Seitenlinie immer wieder pusht“, sagt Timo Horn. Der Torhüter zeigte in seinem ersten Pflichtspieleinsatz der Saison eine sichere Partie. Nach dem Training am Mittwoch wirkte der 28-Jährige gelöst, von den Zuschauern hatte er zuvor mehrfach Szenenapplaus erhalten.

Die Emotionen des Trainers seien „auf die Mannschaft übergeschwappt, gegen Berlin haben es die Jungs gut geschafft, dem Gegner den Schneid abzukaufen. Es wird auch in den nächsten Wochen unsere Marschroute sein, über die Intensität ins Spiel zu kommen“, beschrieb der Torhüter, der stets lächelt, wenn er über den neuen Cheftrainer dessen „Energie“ spricht. Baumgarts wilde Art mag neu sein für die Mannschaft nach der Zeit unter dem eher gebremst coachenden Markus Gisdol. Doch scheint der neue Mann gut angekommen zu sein bei seinen Leuten.

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Ob es vernünftig sei, beim FC Bayern ähnlich aktiv aufzutreten wie daheim gegen Hertha BSC, wollte Horn nicht besprechen. Es wäre schließlich „denkbar ungünstig“, vor dem Spiel die Strategie zu enthüllen, befand er und musste lachen, wohl wissend, dass sich die Kölner am Sonntag kaum in der eigenen Hälfte eingraben werden – trotz der Eindrücke des Münchner Auftritts im Ligapokal am Dienstag, als der FC Bayern gegen durchaus gut spielende Dortmunder sicher 3:1 gewann. „Wir haben gesehen, wie hoch die Qualität in dieser Mannschaft ist. Die Bayern nutzen Fehler eiskalt aus, daher müssen wir vor allem besser ins Spiel finden als gegen die Hertha, da haben wir zehn, 15 Minuten gebraucht, so viel Zeit sollten wir uns gegen die Bayern nicht nehmen. Es wird eine große Aufgabe in München. Aber wir werden dort alles versuchen.“

Dass es ein Vorteil sein könnte, früh in der Saison gegen den Rekordmeister anzutreten, sieht Horn eher nicht. Die Bayern haben wegen ihrer internationalen Verpflichtungen kaum Pause gehabt und daher nur bedingt ihren Rhythmus verloren. Außerdem habe ihm Kollege Mark Uth bereits gesagt, wie eine derartige Hoffnung enden kann: In der vergangenen Saison traf Uth mit Schalke schon am ersten Spieltag auf die Münchner – und verlor 0:8.

„Eine lernwillige Mannschaft“

Das Spiel gegen Hertha mit dem frühen Rückstand zu drehen, hat auf die Überzeugung eingezahlt. „Die Ansätze waren ja von Anfang an da. Es ist zwar vieles neu, das braucht seine Zeit“, erklärte Horn, „ich glaube aber, dass wir eine sehr lernwillige Mannschaft haben. Steffen Baumgart ist da genau der richtige Trainer.“

Unter seinem neuen Torwarttrainer Uwe Gospodarek hat der Torhüter im Sommer intensiv gearbeitet, vor allem an der Explosivität, die hatte Gospodarek als entscheidendes Lernfeld beim ehemaligen U-21-Nationaltorhüter erkannt. „Viele Sprünge“, sagt Horn und grinst, er hat anstrengende Wochen hinter sich. Und auch das Torwartspiel hinter einer weit aufrückenden Mannschaft ist ein anderes als zuvor. „Ich bin da allerdings sehr offen für, weil ich denke, dass ich immer noch in einem Alter bin, in dem man viel lernen kann. Wir arbeiten vertrauensvoll zusammen, es klappt sehr gut.“