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Vor dem Heimspiel gegen UlmWoche der deutlichen Worte beim 1. FC Köln

Lesezeit 4 Minuten
Trainer Gerhard Struber und Thoms Kessler (r.) auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Ulm.

Trainer Gerhard Struber und Thoms Kessler (r.) auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Ulm.

Der 1. FC Köln hat das konfuse 4:4 gegen Karlsruhe aufgearbeitet, Thomas Kessler sagt: Das darf nicht noch einmal passieren

Das 4:4-Unentschieden gegen den Karlsruher SC vor einer Woche hat den 1. FC Köln ordentlich durchgeschüttelt, das zeigte schon die Reaktion des Publikums auf den Schlusspfiff, dem ein heftiges Pfeifkonzert gefolgt war. Die Menschen auf den Tribünen waren nicht selig, acht Tore gesehen zu haben. Sondern enttäuscht darüber, dass ihre Mannschaft wieder nicht gewonnen hatte. Zum dritten Mal in Folge, in der Zweiten Liga.

Offenbar war man auch intern nicht bereit, die Partie als Kuriosum abzutun; als den Auftritt einer jungen Mannschaft in der Findungsphase. Thomas Kessler etwa fand am Donnerstag deutliche Worte, dem Leiter Lizenz beim 1. FC Köln lag die Partie gegen den Tabellen-Dritten noch immer im Magen. „Entspannung brauchen wir hier alle nicht. Für mich wäre es auch okay, wenn wir ein Spiel 1:0 gewinnen würden“, sagte er.

Frühe Tore kaschieren die Fehler – und verstärken die Probleme im Spiel

Die Kölner Mannschaft habe gegen den KSC schlechte Entscheidungen in Serie getroffen, schon vor den Gegentoren. „Wir führen zwar früh 3:0, haben gegen den Ball aber eigentlich alles falsch gemacht, was man falschmachen kann“, beschrieb der 38-Jährige am Feiertag. Die Tore habe man der individuellen Qualität der Kölner Spieler am Ball zu verdanken gehabt, nicht dem solide umgesetzten Matchplan. Leart Pacarada etwa hatte vier Treffer in einer Halbzeit vorbereitet. Doch die Analyse des Abwehrverhaltens fiel drastisch aus. „Das war zu wenig“, sagt Kessler.

Die frühe Führung hatte den Kölnern nicht gutgetan, sondern die Fehler kaschiert. Die Mannschaft geriet in eine Komfortzone und vergaß über den Jubel der ersten Viertelstunde, dass da ein Gegner auf dem Platz stand, der nicht kleinzukriegen war. Sondern seiner Organisation treublieb und den Einsatz noch erhöhte, während der FC merklich vom Gas ging. „Wir kommen nicht an unsere Leistungsgrenze, wenn wir anfangen, vorn weniger zu machen“, beschrieb Kessler.

Der Druck auf die Kölner ist nach dem Auftritt gegen Karlsruhe noch einmal gestiegen, im zweiten Heimspiel in Folge soll sich die Mannschaft vor der Länderspielpause am Samstag (13 Uhr) gegen Ulm ein wenig Ruhe verschaffen. Im Fall einer Niederlage zöge Aufsteiger in der Tabelle an Köln vorbei, gerieten die Aufstiegsplätze vorerst außer Sichtweite. Es würde ungemütlich.

Entsprechend gering war also Kesslers Interesse an Entspannung. Die Partie werde „ein extremer Gradmesser. Wir gewinnen nicht automatisch, weil wir viele Tore machen“, sagte Kessler durchaus autoritär und schob hinterher: „Wie es am Wochenende war, darf es nicht nochmal passieren.“

Wir sind in einem Reifeprozess mit einer gewissen Schwankungsfreudigkeit
FC-Trainer Gerhard Struber

Währenddessen saß Gerhard Struber still an Kesslers Seite. Der Trainer schien das alles nicht zum ersten Mal zu hören, tatsächlich werden Struber, Kessler und nicht zuletzt ihr gemeinsamer Chef Christian Keller eine schonungslose Analyse angefertigt haben. Die Handschrift des Trainers war zwar auch gegen Karlsruhe zu erkennen. Doch die Umsetzung weit davon entfernt, ein seriöses Fußballspiel auf den Rasen zu bringen. Stattdessen stellte sich die Frage, was Struber eigentlich will von seiner Mannschaft – und seine Antwort fiel wenig überraschend aus: „Einen ausbalancierten Fußball, der uns viele Chancen bringt. Gleichzeitig wollen wir aber auch stabil sein und wenig bis gar nichts zulassen. Wir wollen den Gegner weit von unserem Tor weghalten. Dominant sein, das ist der Fußball, den ich sehen will“, bekräftigte der Österreicher.

Es gibt also nach sieben Zweitligaspielen und nur zwei Siegen weiter einen Konsens darüber, wie der Kölner Fußball aussehen soll. Doch ist man sich offenbar auch darin einig, dass es so nicht weitergehen darf. Noch erklärt Struber die Schwankungen mit der Jugend vieler Spieler, damit zeichnet er das Bild vom Schlechten im Guten: Der Kurs mit einer jungen Mannschaft sei der richtige, doch müsse man Rückschläge einplanen, das sei seit dem Sommer Teil des Plans gewesen. „Wir sind in einem Reifeprozess mit einer gewissen Schwankungsfreudigkeit“, beschrieb der Österreicher.

Seine Mannschaft habe nun „Learnings“ erlebt. Man werde bald zurückfinden zu den Prinzipien seines Spiels. „Ich bin da relativ tiefenentspannt, weil ich sehe, was in den Jungs steckt: technisch, taktisch. Gleichzeitig gibt es aber auch eine mentale Story. Da müssen wir versuchen, ausgefuchster zu werden und unserer Linie treuzubleiben. Und nicht Passagier gewisser Dinge zu werden. Da müssen wir einfach dranbleiben und den Spielern, die weniger Erfahrung haben, gewisse Zeit geben und locker bleiben“, sagte Struber. „Locker bleiben“ – das klang allerdings etwas anders als Kesslers „nie wieder“.

Es war eine Woche der deutlichen Worte am Geißbockheim. „Die Jungs waren selbstkritisch, haben gewusst, was an diesem Spieltag nicht richtig war. Wir beschönigen nichts und versuchen, uns weiterzuentwickeln“, beschreibt Struber. Man lerne aus Siegen wie Niederlagen, „und das war jetzt eine gefühlte Niederlage, obwohl wir einen Punkt geholt und vier Tore geschossen haben“, befand der Trainer. Der Anspruch sei hoch, man wolle mehr liefern als Tore und Spektakel. Nun wolle man am Samstag gegen Ulm den dritten Saisonsieg einfahren, sagte Struber: „Und zwar mit einer sehr ordentlichen Leistung.“