Kölns Senkrechtstarter Julian Pauli hat schwierige Monate hinter sich – jetzt hofft der 20-Jährige am Samstag in Paderborn auf sein Comeback.
Vor Rückkehr in FC-KaderDas Ende der langen Leidenszeit von Kölns Julian Pauli

Im Kölner Heimspiel gegen Darmstadt noch Zuschauer, am Samstag in Paderborn möglicherweise zurück im Kader: FC-Senkrechtstarter Julian Pauli (l., daneben Eric Martel)
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Der vergangene Dienstag war ein wichtiger Tag im jungen Fußballerleben von Julian Pauli. Der 20-Jährige stieg unter dem Applaus der Teamkollegen wieder ins Mannschaftstraining des 1. FC Köln ein. Zwar war der Kölner Senkrechtstarter der Hinrunde da aus Gründen der Vorsicht noch nicht beim Abschlussspiel dabei, aber er hatte endlich wieder einen weiteren Schritt in die anvisierte Richtung gemacht.
Es war eine Rückkehr, die Hoffnungen machte. Und die die dem jungen Mann Rückenwind gab, der nun schon so lange wegen einer schweren Kopfverletzung ausfällt. In den zwei darauffolgenden Tagen zeigte sich, dass Pauli die Belastung gut weggesteckt hatte. Auch das ein gutes Zeichen. Jetzt könnte es sogar schneller gehen als vor wenigen Tagen noch von wohl allen gedacht: FC-Trainer Trainer Gerhard Struber zeigte sich am Donnerstag zuversichtlich, dass der Abwehrspieler bereits am kommenden Samstag (13 Uhr) im Auswärtsspiel des Zweitliga-Zweiten beim Dritten SC Paderborn, das viele als Schlüsselspiel im Kampf um den Aufstieg sehen, wieder zur Verfügung steht. Und möglicherweise dann auch sein Comeback feiern wird – zumindest als Einwechselspieler.
1. FC Köln: Trainer Struber stellt Paulis Kader-Rückkehr in Aussicht
„Julian Pauli hat in kürzester Zeit große Schritte gemacht und könnte eine Option für den Kader sein“, sagt Struber. Und der Kölner Coach wird froh sein, dass er endlich wieder eine Alternative mehr hat. Denn in das Spitzenspiel geht der FC personell arg gerupft: Stürmer Damion Downs (20) fällt nach seiner Hand-OP noch aus, Linton Maina (25, Sprunggelenk), Dejan Ljubicic (27, Gelbsperre und Knieprobleme), Dominique Heintz (31, Muskelfaserriss) und Winter-Neuzugang Jusuf Gazibegovic fehlen definitiv. Zudem bangt der Kölner Trainer nun auch um einen Einsatz von Jan Thielmann, der mit muskulären Beschwerden vom Länderspiel mit der deutschen U21-Auswahl gegen Spanien zurückgekehrt war. Beim 22-Jährigen müsse man nun von „Tag zu Tag“ schauen. Struber gab sich halbwegs optimistisch, doch die Zeit bis zum Anpfiff, sie rennt natürlich davon.
Ob Pauli im Fall geringerer personeller Sorgen bereits ein Rückkehr-Kandidat gewesen wäre, dahinter hätte man zumindest getrost ein Fragezeichen setzen können. Doch der Innenverteidiger dürfte es bereits als ganz wichtigen Schritt empfinden, zumindest auf der Bank Platz nehmen und Stadion-Atmosphäre schnuppern zu können. Denn das Ende der langen Leidenszeit für den jungen Mann – es ist ganz dicht vor Augen. Es wäre ein Comeback nach 13 verpassten Pflichtspielen.
Den 4. Dezember 2024 wird Pauli ebenfalls nicht so schnell aus dem Gedächtnis verdrängen – sofern er sich wirklich noch an alles erinnern kann. Jedenfalls waren die anschließenden Folgen für den Junioren-Nationalspieler gravierend. In Müngersdorf war die erst sechste Minute im Pokal-Achtelfinale gegen Hertha BSC (2:1-Sieg nach Verlängerung) angebrochen, da prallte Pauli im Luftduell mit Marton Dardai heftig zusammen. Der Berliner wurde mit einem Turban versorgt, Pauli erst nur mit einem Pflaster. Der junge Kölner wirkte allerdings desorientiert, verursachte wenig später einen Elfmeter, wurde danach auf dem Platz behandelt und nach 17 Minuten ausgewechselt. Nichts ging mehr.
Lange Ausfallzeit gab Rätsel auf
Doch wohl niemand hätte damals erwartet, was danach folgen sollte. Der Abwehrspieler zog sich eine Gehirnerschütterung zu, die Komplikationen nach sich zog und sich fast schon zu einer mysteriösen, auf jeden Fall insbesondere für den Jung-Profi extrem frustrierenden Geschichte entwickelte. Denn im Laufe des Reha-Prozesses klagte Pauli immer wieder über einen beeinträchtigten Gleichgewichtssinn. Gleich mehrere Rückschläge musste er verkraften, was sich auch mental insbesondere für einen jungen Spieler, der gerade erst seinen Profi-Traum ausleben durfte, nicht so leicht wegstecken lässt. Pauli hatte sich zu Beginn der Saison nahezu auf Anhieb einen Stammplatz beim Bundesliga-Absteiger erkämpft, absolvierte bis zum Pokalspiel gegen Hertha 17 Pflichtspiele – 16 davon in der Startelf. Und auf einmal wurde er jäh gestoppt. Zwangspause nach Raketen-Start.
Julian hat gezeigt, dass er nicht nur auf dem Fußballplatz Ausdauer und ein Kämpferherz hat, sondern dass er auch in solchen Phasen mental stark ist
Der FC ließ bei Pauli große Vorsicht walten, der Spieler unterzog sich aller möglicher Untersuchungen. Sogar Spezialisten aus den USA wurden hinzugezogen. Mittlerweile kooperiert der FC mit einem schwedischen Unternehmen, das auf ein Kühlgerät setzt, das zur kontrollierten Absenkung der Gehirntemperatur beitragen soll. Eine Technologie, mit der bereits im Eishockey gute Erfahrungen gemacht wurden. Damit das Abwehr-Talent auch mal abschalten und der gewohnten Umgebung entfliehen konnte, gewährten die FC-Verantwortlichen ihm zwischendurch auch mal eine Woche Sonderurlaub.
„Es war nicht einfach für ihn nach der Gehirnerschütterung. Es ist, anders als bei einer Muskelverletzung, nicht so gut zu prognostizieren, wann man zurück ist. Das war eine richtige Prüfung für ihn in alle Richtungen“, sagt Struber rückblickend. Der Trainer hebt zwar auch die große Unterstützung seitens des Vereins hervor, doch er lobt vor allem Pauli: „Julian hat gezeigt, dass er nicht nur auf dem Fußballplatz Ausdauer und ein Kämpferherz hat, sondern dass er auch in solchen Phasen mental stark ist und sich nicht unterkriegen lässt. Jetzt ist er wieder bereit, hat keine Reaktion mehr gezeigt. Er steckt voller Begeisterung und bringt viel mit. Ich habe riesiges Vertrauen in ihn, dass er schnell wieder ein Kandidat ist, der uns helfen kann.“
Vielleicht schon – oder je nach Sichtweise endlich – am Samstag in Paderborn.