Köln – Der ehemalige DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig hat seine Kritik am Fußball-WM-Gastgeber Katar und am deutschen Rekordmeister Bayern München im Zusammenhang mit der Kooperation mit dem Emirat am Persischen Golf erneuert.
Zuletzt hatte es beim Fußballtalk Doppelpass bei Sport1 eine heftige verbale Auseinandersetzung zwischen Rettig und FCB-Ehrenpräsident Uli Hoeneß gegeben.
Hoeneß nannte Rettig „König der Scheinheiligen“
„Der FC Bayern kooperiert eng mit Katar, logisch, dass Herrn Hoeneß die Kritik an seinen Sponsoren, den Ausrichtern der Weltmeisterschaft, nicht passt. Aber auch der FC Bayern und Hoeneß können dieser Debatte nicht ausweichen, die Menschenrechtsverletzungen waren und sind lange bekannt, die Vergabe des Turniers an Katar ist und bleibt ein Skandal“, sagte Rettig im Interview mit den Regionalzeitungen der G14-Gruppe (Samstagausgabe).
Hoeneß hatte sich vergangenen Sonntag in die Live-Sendung schalten lassen und Rettig als „König der Scheinheiligen“ bezeichnet.
Rettig kann Austragungsort nicht nachvollziehen
Der 59-jährige Rettig kann die Entscheidung vor zwölf Jahren nach wie vor nicht nachvollziehen. Auch wenn die Weltmeisterschaft in Katar (20. November bis 18. Dezember) nicht zu verhindern sei, dürfe man daran erinnern, dass „der kapitale Fehler nicht jetzt gemacht worden ist, sondern im Dezember 2010, als 22 größtenteils mit eigenen Interessen ausgestattete Fußball-Funktionäre die wahnwitzige Entscheidung getroffen haben, 2022 eine Weltmeisterschaft in Katar auszutragen“.
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14 von 22 Funktionären hätten im Exekutivkomitee des Weltverbandes FIFA hätten damals zugestimmt, „eine Weltmeisterschaft bei bis zu 50 Grad Celsius auszutragen. Man kann bei diesen Temperaturen nicht Fußball spielen, das wusste man auch damals. Das war respekt- und verantwortungslos allen Spielern, allen Schiedsrichtern und allen Fans gegenüber“. Inzwischen wurde die WM in Katar vom Sommer in den Winter verschoben, dennoch werden die Stadien klimatisiert.
Laut Rettig müssten Zeichen gegen Katar gesetzt werden
Aktuell sei es wichtig, so der langjährige Bundesliga-Manager, Zeichen zu setzen: „Wir müssen unsere Stimme erheben, was wir von diesem Turnier halten. Diese Weltmeisterschaft muss das größte denkbare PR-Desaster für Katar werden.“
Die Doppelvergabe 2018 (an Russland) und 2022 „war der letzte Sündenfall“, so Rettig weiter, „das wird sich in dieser Form nicht wiederholen, auch die Exekutive trifft keine Vergabeentscheidung mehr allein, sondern alle Mitglieder.
Vergabeentscheidungen werden nicht mehr getroffen werden können ohne Sicherstellung eines Mindeststandards an Menschenrechten.“ Der Vergabeprozess sei „der Schlüssel, eine Bewerbung hätte erst gar nicht zugelassen werden dürfen, da die Menschenrechtsverletzungen in Katar lange bekannt waren“. (sid)