Bayer 04Argentinier Palacios – von Bosz ignoriert, von Wolf nominiert
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Leverkusen – Es wäre an der Zeit, die Geschichte von Exeqiuel Palacios bei Bayer 04 Leverkusen zu erzählen. Mehr als 15 Monate ist es her, dass der Werksklub den Argentinier vom Rio de la Plata an die Dhünn geholt hat. Im Januar 2020 galt Palacios, damals 21, als eines der größten Talente im stolzen argentinischen Fußball, trotz seines jungen Alters bereits unverzichtbar in seinem Stammklub River Plate, für den er 86 Profi-Spiele absolviert und die Südamerika-Meisterschaft gewonnen hatte. An Vorschusslorbeeren herrschte kein Mangel. Wahlweise wurde die Übersicht, die Härte und die Reife des jungen Mannes gelobt, der mit 19 sein Debüt in der argentinischen Nationalmannschaft gegeben hatte. Und als er nach harten Verhandlungen für 20 Millionen Euro verpflichtet worden war, präsentierte man ihn in Leverkusen stolz, obwohl er die ersten drei Spiele wegen einer Roten Karte aus Argentinien auf der Bank sitzen musste.
Im April des Folgejahres wäre es an der Zeit, Bilanz zu ziehen. Das geht aber nicht, denn die Geschichte des Exequiel Palacios hat bei Bayer 04 ist bis heute über ein paar Vorworte nicht hinausgekommen. Was er sportlich zu leisten imstande ist, konnte allenfalls angedeutet werden. „Palas Zeit stand bei uns unter keinem guten Stern“, sagt Bayer-Sportdirektor Simon Rolfes dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, „erst war da die Sperre, dann die Corona-Unterbrechung und dann die schwere Wirbelverletzung.“ Deshalb hat es Palacios in mehr als 15 Monaten bislang auf nur 15 Spiele und 835 Einsatzminuten gebracht.
Allerdings dürfen nicht nur äußere Umstände und die normalen Anpassungsschwierigkeiten für diese magere Bilanz verantwortlich gemacht werden, sondern auch die geringe Bereitschaft des Ex-Trainers Peter Bosz, diesem jungen Mann im defensiven Mittelfeld zu vertrauen. In 29 Bundesligaspielen, die einen Einsatz von Palacios seit dessen Wechsel erlaubt hätten, stand er nur sechsmal auf dem Platz. Ansonsten wurde der Argentinier nicht eingesetzt oder stand gar nicht erst im Kader. Die schwere Lendenwirbelverletzung aus dem Länderspiel gegen Paraguay im Oktober 2020 mit einer dreimonatigen Pause im Anschluss war also nicht der einzige Grund für die enttäuschten Hoffnungen, die in den letzten Spielen unter Peter Bosz ihren Höhepunkt erreichten. Der Niederländer ließ trotz der schweren Verletzung von Julian Baumgartlinger und der Krise von Kapitän Charles Aranguiz zeitweise lieber ohne gelernten defensiven Mittelfeldspieler spielen als mit Exequiel Palacios.
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Deshalb war es eine deutliche Zäsur, als Hannes Wolf quasi in seiner ersten Amtshandlung als Interimstrainer von Bayer 04 das System auf Doppel-Sechs umstellte und den Argentinier an die Seite von Charles Aranguiz ins defensive Mittelfeld beorderte. Dort lieferte der 22-Jährige sofort eine grundsolide Leistung ab, in der Fleiß (12,35 gelaufene km), Einsatzbereitschaft (52 Prozent gewonnene Zweikämpfe), Präsenz (115 Ballkontakte) und Präzision (fast 90 Prozent Passquote) sichtbar wurden.
Simon Rolfes hat das nicht gewundert. „Er bringt alles mit, um für unser Mittelfeld eine Bereicherung zu sein“, sagt der Sportdirektor, der findet, dass Palacios auf der Doppel-Sechs „am besten aufgehoben“ ist. Wenn kein Trainingsunfall passiert, wird der Argentinier auch im Montagabendspiel in Hoffenheim Teil der Zentralbefestigung des Leverkusener Spiels sein. Hannes Wolf ist mit dem Auftrag gekommen, die Saison des Sechstplatzierten zu retten. „Für die nächste Zeit werde ich das Ganze sehr pragmatisch angehen und explizit schauen, was der Mannschaft hilft“, sagte Wolf unter der Woche.
Exequiel Palacios hat der Mannschaft gegen Schalke geholfen. Er wird weiter Gelegenheit dazu erhalten. „Für ihn wird es wichtig sein, regelmäßig Einsatzzeiten zu bekommen“, sagt Simon Rolfes, „er ist ein aufgeweckter Junge, der sich in der Kabine sichtbar wohlfühlt. Um aber vollends anzukommen, braucht man Einsatzzeiten. Das verändert deinen Status auf und neben dem Platz. Das ist in jeder Mannschaft so.“ Möglicherweise kann das erste Kapitel der sportlichen Geschichte von Exequiel Palacios bei Bayer 04 bald geschrieben werden.